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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 176
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auch überregionale Aufmerksamkeit. So war es wohl schon für viele Zeitgenossen eine
höchst interessante Frage, ob und inwieweit Bundespolitik auf kommunales Wahlverhalten
einwirkte.

Kandidatenkür: CDU

Im Herbst 1982, nach zwanzig Jahren, endete die Amtszeit des populären Oberbürgermeisters
Dr. Eugen Keidel, des ersten Sozialdemokraten an der Stadtspitze, unter dessen
Ägide Freiburg durch Eingemeindungen, im Zuge der Gebietsreform der frühen 1970er-
Jahre, territorial kräftig expandierte (bei vergleichsweise geringer Zunahme der Einwohnerzahl
).5

Bereits im Sommer 1981 begann sich das Kandidaten-Karussell zu drehen, und bald zeigte
sich, dass mancher Interessent schon frühzeitig seine Ambitionen für die Keidel-Nach-
folge begraben musste. Die lokale Presse berichtete von drei potentiellen CDU-Bewerbern,
die sich jedoch zunächst noch bedeckt hielten, um beim Parteivolk nicht vorzeitig ins Abseits
zu geraten.6 Die Entscheidung fiel auf einer Mitgliederversammlung der Partei. Bereits im
ersten Wahlgang scheiterte der ehemalige Stadtkämmerer und damalige Bundestagsabgeordnete
Hans Evers, der zwar als „quirliger Schnelldenker" galt, dem aber ein von der
Parteilinie abweichendes Verhalten bei der Wahl des Bundespräsidenten im Jahre 1979 nicht
gerade die Sympathien der Parteifreunde eingetragen hatte.7

Ohne mehrheitliche Unterstützung blieb ebenfalls Professor Helmut Engler, von 1973 bis
1977 Rektor der Albert-Ludwigs-Universität, für den das Amt des Oberbürgermeisters in der
Heimatstadt eine attraktive Stelle gewesen wäre. Seit 1978 baden-württembergischer Minister
für Wissenschaft und Kunst wurde er von Ministerpräsident Lothar Späth und von dem
Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Erwin Teufel zu einer Kandidatur animiert, offensichtlich
in der Erwartung, gute Chancen gegen den SPD-Kandidaten Rolf Böhme zu besitzen.8
Allerdings wies der Wissenschaftsminister ein politisches Handicap auf: Er hatte keine Par-
teilaufbahn absolviert und sich überdies aus der Sicht eher konservativer Hochschullehrer den
Ruf eines (zu) „liberalen" Universitätsrektors erworben.9

Sieger in dem parteiinternen christdemokratischen „concours" wurde schließlich der 39-jährige
Freiburger Baubürgermeister Sven von Ungern-Sternberg (Abb. 1), für den sich eine klare

Hermann Bausinger und Theodor Eschenburg, Stuttgart u.a. 1996, S. 155-160. Über die Kompetenzen des
Bürgermeisters in Baden-Württemberg informiert Hans-Georg Wehling: Kommunalpolitik in Baden-
Württemberg. Bürgermeister, Gemeinderat und die Rechte des Bürgers, in: Taschenbuch Baden-Württemberg.
Gesetze-Daten-Analysen, hg. von der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg, Stuttgart u.a.
1999, S. 41-48.

5 Baldo Blinkert/Heiko Haumann/Helmut Köser: Wachstum ohne Grenzen? Freiburg in den letzten Jahrzehnten
(1959-1990), in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 3: Von der badischen Herrschaft bis zur
Gegenwart, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1992, S. 454; Peter Kalchthaler: Kleine
Freiburger Stadtgeschichte, Regensburg 2006, S. 136.

6 Ulrich Homann: Böhme hat OB-Kandidatur im Visier, in: BZ vom 9.7.1981. Eine Sammlung wichtiger
Zeitungsartikel und -kommentare befindet sich im Nachlass von Dr. Rolf Böhme, Stadtarchiv Freiburg, K 1/146.

7 Zum politischen Werdegang von Hans Evers siehe: Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen
Bundestages 1949-2002, Bd. I: A-M, hg. von Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst, München 2002, S. 195.

8 Telefoninterview mit Wissenschaftsminister a.D. Prof. Dr. Helmut Engler vom 4.6.2012.

9 Herbert A. Weinacht: Die CDU in Landtag und Regierung: alleinige Regierungsverantwortung, in: Die CDU in
Baden-Württemberg und ihre Geschichte, hg. von Paul-Ludwig Weinacht, Stuttgart u.a. 1978, S. 339. In einem
Interview (mit Ingeborg Villinger und Leander Hotaki) äußerte sich der ehemalige Rektor über seine Amtszeit:
Entwicklungen der 70er Jahre. Helmut Engler im Gespräch, in: Freiburger Universitätsblätter 145 (1999), S. 95-
101. Eine Würdigung Englers, v.a. als „Schirmherr für Wissenschaft und Forschung", bei Hugo Ott: „Die
Weisheit hat sich ihr Haus gebaut" (Spr. 9,1). Impressionen zur Geschichte der Universität Freiburg, Freiburg u.a.
2007, S. 199f.

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