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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 187
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0189
Und ähnlich bewertete Oberbürgermeister Böhme das Motiv des früheren Regierungschefs:
Bundeskanzler Schmidt [...] hat den Einsatz im OB-Wahlkampf als Folge seiner loyalen Zusammenarbeit
mit einem bisherigen Kabinettsmitglied betrachtet.^

Dieses Politikverständnis hatte zur Folge, dass zwischen dem Ende der Regierung Schmidt und
dem Beginn der kommunalpolitischen Karrieren einiger Mitglieder und Mitarbeiter seines
Kabinetts ein - (teil-)ursächlicher - Zusammenhang besteht.

Nach der Wahl

Den Dienstantritt des neuen Freiburger Oberbürgermeisters (Abb. 3) begleitete nicht nur die -
erfolglose Wahlanfechtung eines Mitbewerbers (der zunächst 37, im zweiten Wahlgang 35
Stimmen erreicht hatte),49 sondern, wegen der zukünftigen personellen Konstellation im Rathaus
, bisweilen offene Skepsis. Einerseits zeigte eine Fotomontage in der Konstanzer Zeitung
„Südkurier" Oberbürgermeister und Bürgermeister, beide durch einen „Riss" voneinander getrennt
andererseits aber durch die Bildunterschrift schon, gleichsam im Ansatz, miteinander
verbunden: Nach der Wahl reichte Böhme ihm [von Ungern-Sternberg] die Hand zur „vertrauensvollen
Zusammenarbeit"\50 Noch wirkten die Auseinandersetzungen des Wahlkampfs eine
Zeitlang nach, erstaunlicherweise jedoch in der Retrospektive - bei teilweise unterschiedlicher
Wahrnehmung selbst in derselben Partei: Auf der einen Seite ein Wahlkampf nicht ohne
„Ellenbogenstil", zum anderen die Feststellung des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat,
dass der „Wahlkampf [...] von beiden Seiten intensiv und sehr fair geführt worden sei".51

Nach dem zweifellos schwierigen Wahlkampf, der nicht nur mit „Samthandschuhen" gefuhrt
wurde, war es für beide Kommunalpolitiker nicht ganz einfach, über eine formelle
Zusammenarbeit in ihren „Amtern" hinaus die persönliche Beziehung zu „normalisieren". Dass
dies im Laufe der Zeit gelungen ist, wurde von den einstigen Rivalen nicht nur bestätigt, sondern
auch - öffentlich - beschrieben. Laut Oberbürgermeister a.D. Rolf Böhme kam nicht
sogleich ein persönlicher Kontakt zustande. Aber „je länger im Amt, desto mehr besprachen wir
jedoch unter uns die anliegenden Probleme und eine mögliche politische Linie zu ihrer Lösung.
War eine Übereinkunft gefunden, vertraten wir jeder in seinem Bereich diesen Kurs. Das persönliche
Wort galt wie ein offizieller Beschluss. Diese Vertrauenslage gab Ruhe und Gewissheit
und war zum Vorteil für die Stadt. Baubürgermeister von Ungern-Sternberg war auch für das
Baudezernat ein Glücksfall."52 Nach einer Eingewöhnungsphase habe sich gezeigt, dass zwischen
den beiden führenden Repräsentanten der Stadt Freiburg die „Chemie" stimmte.53

Erster Bürgermeister Sven von Ungern-Sternberg hatte nach seinen eigenen Worten in der
gemeinsamen schwierigen Anfangszeit zu knabbern, doch sei bei ihm kein lebenslanger Stachel
zurück geblieben. Für Oberbürgermeister Böhme sei ein gutes, kräftiges Baudezernat wichtig
gewesen; dies bedeutete Rückhalt und Unterstützung für den zukünftigen Chef des Ressorts,
zumal ein anderer Bürgermeister sich in Böhmes Augen nicht sonderlich loyal verhalten hatte.

Vogelgsang (wie Anm. 47); Offergeld (wie Anm. 46); Böhme, Schreiben vom 24.4.2012 (wie Anm. 14).
Allerdings berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" (8/1982, S. 57), dass u.a. Kabinettsmitglieder aus
Baden-Württemberg wie Rainer Offergeld und Rolf Böhme an einem Antrag für den Landesparteitag mitgewirkt
hätten, „den Helmut Schmidt als massive Kritik an seiner Sicherheitspolitik verstand".

49 Heinz-Dieter Popp: Was ist ein Amtsverweser?, in: BZ vom 16.11.1982.

50 Karlheinz Zurbonsen: Rolf Böhme - einer für wen? „Oberbürgermeister für alle" vor Integrationsproblemen,
in: Südkurier vom 20.10.1982. Allerdings endet dieser Artikel mit einer eher skeptischen Prognose: So würde es
nicht verwundern, wenn die Hoffnung , auf Kontinuität im Rathaus' mit den letzten Wahlprospekten begraben
wurde.

51 Erich Bauer: Vertrauen über Parteigrenzen, in: Über Jahr und Tag (wie Anm. 21), S. 21.

52 Böhme (wie Anm. 14), S. 75.

53 Böhme, Schreiben vom 24.4.2012 (wie Anm. 14).

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