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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 205
(PDF, 43 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0207
Die Geschichte der Stadt Emmendingen, Bd. 2: Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945, hg. von Hans-
Jörg Jenne und Gerhard A. Auer, Stadt Emmendingen, Emmendingen 2011, 794 S., zahlreiche Abb.

Die erste Stadtgeschichte Emmendingens hat 1890 der auch für den „Breisgau-Verein Schau-ins-Land"
aktive Heinrich Maurer (1837-1921) veröffentlicht (2., erweiterte Auflage 1912). Erst 2006 haben Hans-
Jörg Jenne und Gerhard A. Auer im Auftrag der Stadt den umfangreichen ersten Band „Die Geschichte der
Stadt Emmendingen4' herausgebracht, dem 2011 der zweite, hier zu besprechende Band folgte. Darin fuhren
Hans-Jörg Jenne und Uwe Schmidt durch „Emmendingen im Großherzogtum Baden" und den „Weg
zur modernen Stadt". Im Anschluss schildert Gerhard A. Auer ausführlich die Jahre zwischen 1910 und
1945. Der evangelische Theologe Karl Günther beschreibt das Schicksal der jüdischen Gemeinde und der
Arzt Gabriel Richter widmet sich der „Geschichte der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen"
und ihres namhaften Patienten Alfred Döblin.

Das umfangreiche, sorgfältig bebilderte Werk ist keine leichte Lektüre. Stärker noch als der erste Band
wird es geprägt durch die starke persönliche Anteilnahme, die vier der fünf Autoren mit ihrem Thema verbindet
, stärker als das bei vergleichbaren Ortsgeschichten die Regel ist: Jenne, Auer und Günther sind in
Emmendingen geboren. Teile des von ihnen dargestellten Geschehens sind auch ihre Familiengeschichten.
Dr. Richter hat sich seit langem mit den nationalsozialistischen Morden an psychisch kranken Menschen
befasst und am Zentrum für Psychiatrie Emmendingen ein Museum zu diesem Thema eingerichtet. Diese
Autoren bringen zu ihrer großen, in teilweise jahrzehntelanger Arbeit gewonnenen Sachkenntnis für einen
Teil der geschilderten Menschen eine ganz spezielle Empathie mit, die das Buch zu etwas Besonderem
macht. Deutlich wird dies u.a. bei dem zentralen, 400 Seiten umfassenden Text von G. A. Auer. Darin spürt
er umfassend den Gründen für die Katastrophe des Nationalsozialismus in einer Kleinstadt nach - von der
nationalistischen Stimmung in der „höheren" Bürgerschicht vor dem Ersten Weltkrieg über das Trauma der
Niederlage 1918, die Unfähigkeit der Heimkehrer zur Demokratie, den Wahn im Denken der an die Macht
Gekommenen bis zur endgültigen Katastrophe 1945. Breiten Raum nimmt die Darstellung der
Lebenswege der politischen Täter in der Stadtpolitik ein, ihrer Opfer und der Wenigen, die versucht haben,
zu widerstehen. Die Einbeziehung der eigenen persönlichen Erfahrungen mag „wissenschaftlich" ungewohnt
sein, eindrücklich ist sie auf jeden Fall. Auch K. Günther und H.-J. Jenne können aus dem eigenen
bzw. familiären Erleben schöpfen, G. Richter aus seiner beruflichen Erfahrung.

Umfang und Tiefe der Darstellung begründen die Herausgeber nachvollziehbar: „So wird diese Zeit nie
wieder beschrieben werden." Auch das macht diese Stadtgeschichte zu einer sehr besonderen. Die
Diskussion in der Stadt über die jüngere Vergangenheit hat sie kräftig angestoßen und dazu umfassende
Grundlagen bereitgestellt. Ulrich Niemann

Knut Görich: Friedrich Barbarossa. Eine Biographie, C.H. Beck Verlag, München 2011, 782 S., 50 Abb.
und 11 Karten.

Die Faszination, die der staufische Kaiser Friedrich Barbarossa (um 1122-1190) ausübt, kennt auch in den
letzten Jahren keinen Rückgang: Die im Jahre 2009 erschienene Barbarossabiografie des damals kurz
zuvor verstorbenen Mediävisten Johannes Laudage von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und
der im Jahre 2010 erschienene Film „Barbarossa" des italienischen Regisseurs Renzo Martineiii boten sich
als die vorletzten Zeugen des Interesses für den Gründer des staufischen Reiches dar, welches das 19.
Jahrhundert auf verschiedenste Weise - als Verlangen nach historischen Kenntnissen, Gefühlen, weltanschaulichen
und künstlerischen Visionen - im europäischen „Bildungsbürgertum" geweckt hatte.

Die im Jahre 2011 veröffentlichte Biografie des Münchner Professors Knut Görich (Jahrgang 1959)
rechnet mit „Barbarossas Rezeptionstradition" schon in der Vorrede seines Buches, das den erläuternden
Untertitel „Denkmalsenthüllungen" trägt, kritisch ab (S. 11-25). Im Laufe der folgenden 14 Kapitel entwickelt
der Autor ein Gesamtbild des Lebens Friedrichs I. Barbarossa, das Schritt für Schritt den Leser in
eine ganz andere Welt einfuhrt, wo die politischen Ereignisse des schwäbischen und des europäischen
Raumes neben vertiefenden Studien über das alltägliche Leben des 12. Jahrhunderts stehen, ohne ein
Zugeständnis an nicht streng begründete historische Darstellungen zu machen: So ist es möglich, neben
zwei Kapiteln über die Krönung Barbarossas am 9. März 1152 in Aachen und die im Juni 1158 abgeschlossenen
Verhandlungen über die Rückgabe des bayerischen Herzogtums an Heinrich den Löwen (S. 97-143),
ein Kapitel über „Hof und Herrschaftspraxis" zu lesen (S. 145-220), das eine gutverständliche Fundgrube
ritterlicher Weltanschauung mit ihrer Sprache und ihren Ritualen - nicht nur für den Laien darstellt.

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