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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 211
(PDF, 43 MB)
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gewährte. Annegret Blum stellt das eindrucksvolle Leben der Katharina Zell, der Ehefrau des Reformators
Matthäus Zell, dar und würdigt ihre Schriften, die als frühe Drucke erhalten sind. Eine gewichtige und viel
zitierte Arbeit ist der Trostbrief an die Ehefrauen der Kenzinger Bürger von 1524, eine theologische
Abhandlung über den Umgang mit Leid. Hans Maaß stellt Otters Wirken in Kenzingen anhand von
Straßburger und Freiburger Quellen vor und informiert über die Biographie des Reformators, die nach
ungestörten Jahren des Wirkens in der Reichsstadt Esslingen ein glückliches Ende nahm.

Den Eröffnungsartikel des Doppelbandes der Pforte, mit dem die Zeitschrift auf 30-jähriges Bestehen
zurückblicken kann, steuerte Michael Prosser-Schell bei: Ausgehend von der Statue des hl. Urban in der
Laurentiuskirche stellt er die Verehrungsgeschichte des Winzerpatrons und die Verbreitung seines Kults
vor. Jens Bader erinnert an den Besuch des hl. Bernhard von Clairvaux, der 1146 auch die Kenzinger zum
Kreuzzug aufrief und hier nach der Legende einen Blinden geheilt hat: Eine Szene, die im 19. Jahrhundert
auf einem Fenster der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius festgehalten wurde. Dieser im Kern gotische
Bau wurde im 18. Jahrhundert modernisiert und mit Werken von Johann Christian Wentzinger ausgestattet
. Helmut Reiner stellt sie vor in Wort und Bild. Der Hauptbeitrag dieses Autors befasst sich mit der
Geschichte der Kenzinger Lesegesellschaft, die 100 Jahre lang von der Biedermeierzeit bis zum Ende des
Zweiten Weltkriegs bestand und dem Bürgertum Bildung, anspruchsvolle Geselligkeit und Raum für gesellschaftliche
Kontakte bot.

Gerhard Everke ist mit einer Arbeit über klassizistische Kirchen zwischen Freiburg und Kenzingen aus
der Ära des bekannten badischen Baumeisters Friedrich Weinbrenner und seiner Schüler vertreten. Die
evangelische Gemeinde von Tutschfelden erhielt um 1806 eine Weinbrenner-Kirche, die katholische Kirche
in Bleichheim entstand 1825 nach Plänen von dessen Schüler Christoph Arnold. Zum Vergleich zieht
Everke Beispiele aus Karlsruhe, Baden-Baden und Emmendingen heran, auch St. Blasius in Zähringen
und die Konviktskirche in Freiburg in Text und Bild. Er eröffnet dem Leser einen Blick auf die Organisation
der badischen Bauverwaltung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und lässt zu Stilfragen
auch Weinbrenners Schüler und Nachfolger, den Mittelalterkenner Heinrich Hübsch zu Wort kommen.
Kehren wir zu den Franziskanern zurück: Helmut Reiner erinnert an den franziskanischen Geist, der von
den Gengenbacher Schwestern ausging, die von 1888 bis 1982 in Kenzingen Kranke pflegten und Kleinkinder
betreuten.

Drei Beiträge dokumentieren Zukunftsweisendes aus der jüngeren Vergangenheit: das Kenzinger
Modell als Vorläufer der Seelsorgeeinheiten in der Erzdiözese Freiburg, vorgestellt von Andreas Rudiger,
die vertraglich besiegelte Kooperation zwischen der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde
und eine grenzüberschreitende Partnerschaft mit einer evangelischen Gemeinde im Elsass. Willi Enters
zeigt zwei der 66 Tafeln des Kenzinger Geschichtswegs (Jacob Otter und evangelische Kirchengemeinde)
und hält fest, dass dieser dem Heimat- und Verkehrsverein zu verdanken ist. Im Ortsteil Bombach wurden
zwei Kreuze restauriert: das Friedhofskreuz von 1843, worüber Berthold Mäntele berichtet, und das
Enderlekreuz, das nach der Sage auf die Rettung Bombachs im 30-jährigen Krieg zurückgeht, wie Ortsvorsteher
Karl Anton Beha erzählt. Mit zeitgenössischer Kunst auf einer Insel inmitten eines Kreisverkehrs
begrüßt die Stadt Kenzingen die Besucher, die von Süden kommen: Eine imposante neun Meter hohe
Stahlskulptur von Jörg Ade nimmt die Silhouetten der Kirchen am Ort auf. Der Künstler spricht von
„Zitaten bedeutender Baudenkmäler'4. Die Pforte hat mit diesem Doppelband ein lohnendes Gebiet bearbeitet
und wieder unter Beweis gestellt, dass sie viele engagierte Mitglieder zum Forschen und Schreiben
motivieren kann. Renate Liessem-Breinlinger

Franz-Dieter Sauerborn: Die Uhrenmacher von Freiburg im Breisgau im 18. Jahrhundert, Verlag Dr.
Franz-Dieter Sauerborn, Buggingen 2011, 76 S., 62 Färb- u. S/W-Abb.

Wer erfahren möchte, was es mit dem Streit zwischen drei Uhrmachern des 18. Jahrhunderts, der sich an
der frechen Gravur der Worte „der Esel lügt" in eine reparaturbedürftige Uhr entzündete, auf sich hat, sollte
Franz-Dieter Sauerborns Broschüre über die Freiburger Uhrmacher lesen. Der Autor ist bereits mit mehreren
anderen Veröffentlichungen zum Uhrmachergewerbe hervorgetreten, z.B. einer Biografie über den
ersten Lehrer der Taschenuhrenmacherschule in Furtwangen, Jess Hans Martens (2003). Das anzuzeigende
Heft erzählt nicht nur die eingangs zitierte kuriose Geschichte, sondern ermöglicht interessante
Einblicke in ein selten bearbeitetes Spezialgebiet der Freiburger Wirtschafts- und Technikgeschichte. Als

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