Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0013
Humanist fügte Matthias Ringmann den von ihm herausgegebenen Werken „Distycha", also
lateinische Sinngedichte, mit Inhaltsangaben und Lobgesängen über die Autoren bei.8

1505 edierte Ringmann bei Matthias Hupfuff in Straßburg die lateinische Version des sogenannten
„Mundus Novus Briefes" von Amerigo Vespucci an Lorenzo di Pierfrancesco de'
Medici über seine dritte Entdeckungsreise an die Küste Südamerikas unter dem Titel „De ora
antarctica".9 In der Widmung an seinen Freund Jakob Braun schrieb Matthias Ringmann: Ver-
gil hat in seiner Aeneis ein Land besungen, das jenseits der Sterne, jenseits des Laufs des Jahres
und der Sonne liegt, wo Atlas auf seinen Schultern das sternenübersäte Himmelsgewölbe
dreht. Sollte sich jemand darüber wundern, so wird er gleich damit innehalten, wenn er aufmerksam
liest, was Amerigo Vespucci, ein großer Mann mit nicht wenig Erfahrung, zum ersten
Mal über ein Volk im Süden gegen den Südpol hin ohne Übertreibung berichtet. Er schreibt,
wie du selbst erfahren wirst, dass die Menschen dort vollkommen nackt sind und nicht nur die
Köpfe ihrer Feinde (wie die Carmanni in Indien) ihren Königen darbieten, sondern ihre getöteten
Feinde mit Gier verspeisen. Die Schrift des Amerigo ist uns durch Zufall in die Hände
gekommen. Wir haben sie mit Eifer durchgelesen und die einzelnen Teile mit dem Ptolemäus
verglichen, dessen Karten, wie du weißt, wir mit Sorgfalt studieren. Über diesen neu entdeckten
Teil des Globus haben wir ein kleines kosmographisches und poetisches Gedicht verfasst.
Das senden wir Dir, mein lieber Jakob zusammen mit dem Büchlein zur Lektüre, dass Du nicht
vergessen bist. Leb wohl. In Eile. Straßburg, aus unserer Schule am I. August 1505.10 Ringmann
gab diese Schrift noch als Lateinlehrer in Straßburg heraus. „De ora antarctica" wurde
Anlass seiner Bekanntschaft mit Gauthier Lud und dem Gelehrtenkreis Gymnasium Vosagense
in Saint-Die.

Im Jahre 1506 bereiteten Gauthier Lud und seine Mitarbeiter Matthias Ringmann und Martin
Waldseemüller eine moderne, kritische Ausgabe der „Geographike" des Ptolemäus vor.
Am 5. April 1507 schrieb Martin Waldseemüller an den Basler Drucker Johannes Amerbach:
Ich glaube nicht, dass es Dir verborgen geblieben ist, dass wir im Begriff sind, in der Stadt des
Heiligen Deodatus [Saint-Die] eine überarbeitete und mit einigen neuen Karten versehene
Kosmographie des Ptolemäus zu drucken. Da die vorliegenden Exemplare nicht übereinstimmen
, bitte ich Dich, mir nicht nur um meinetwegen, sondern auch meinen Meistern Gauthier
und Nicolas Lud zulieb einen Gefallen zu erweisen. Ich glaube, dass Du dies umso lieber
machst, da dies dem gemeinsamen literarischen Anliegen nützt, für das du mit aller Kraft ohne
Unterlass arbeitest. In der Bibliothek der Dominikaner befindet sich eine griechische Handschrift
, die ich für ein fehlerfreies Original halte. Daher bitte ich Dich, dass Du, auf welchem
Weg auch immer, dafür sorgst, sei es in Deinem oder in unserem Namen, dass wir für einige
Monate in Besitz dieses Buches kommen. Wenn eine Bürgschaft oder Sicherheit nötig ist, werde
ich alles tun, diese zu besorgen. Ich würde auch andere beauftragen, wenn ich nicht überzeugt
wäre, dass Du dies gerne auf Dich nimmst und auch erreichen wirst. Der Globus, den
wir neben der Weltkarte des Ptolemäus vorbereiten, ist noch nicht gedruckt, er wird aber innerhalb
eines Monats fertig sein. Wenn wir jenes Exemplar des Ptolemäus erhalten, werde ich
dafür sorgen, dass Dir dieser Globus mit anderen Dingen, die Deinen Kindern nützlich sind,

Franz Josef Worstbrock: Matthias Ringmann (Philesius Vogesigena), in: Die deutsche Literatur des
Mittelalters - Verfasserlexikon, Bd. 11: Nachträge und Korrekturen, begr. von Wolfgang Stammler,
Berlin 22004, Sp. 1310-1326; Richard Newald: Elsässische Charakterköpfe aus dem Zeitalter des Humanismus
, Colmar o.J. (1944), S. 187-206; Charles Schmidt: Histoire litteraire de TAlsace ä la fin du
XVe et au commencement du XVIe siecle, Bd. II, Paris 1879, S. 87-132.

Amerigo Vespucci: De ora antarctica per regem Portugallie pridem inuenta, Matthias Hupfuff, Straßburg
1505 (VD 16 V 937).

11


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0013