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künstlerischer Qualität. Fischer/von Wieser ordnen sie der Dürer-Schule zu; Ronsin verweist
auf die Künstler in Saint-Die, die das Graduale Luds illuminierten.

Waldseemüller wählte für seine Weltkarte eine nach der zweiten Projektion des Ptolemäus
modifizierte herzförmige Projektionsform.33 Sie wird von einer Skala mit 50 Breiten- und 360
Längengraden umrandet. Eingearbeitet sind die sieben Klimazonen und die Angaben über die
Stunden des längsten Tages. Außerdem sind der Polarkreis, der Wendekreis des Krebses und
des Steinbocks sowie der Äquator eingezeichnet. In der Weltkarte wird die politische Aufteilung
der einzelnen Regionen vermerkt. In der „Cosmographiae introductio" schreibt Ringmann
dazu: So wie die Bauern gewöhnlich ihre Felder kennzeichnen und mit einem Rain begrenzen
, so haben wir uns bemüht, die wichtigsten Gegenden der Erde mit den Hoheitszeichen
ihrer Herrscher kenntlich zu machen. Und wir haben in das Zentrum Europas (um mit unserem
Kontinent zu beginnen) die römischen Adler gesetzt (die die Könige Europas beherrschen)
und mit dem berühmten Schlüssel des Papstes (der die römische Kirche bezeichnet) fast ganz
Europa umgeben. Beinahe ganz Afrika und einen Teil Asiens haben wir kenntlich gemacht mit
dem Halbmond, der das Emblem des erhabenen Sultans von Babylon ist, des Herrschers über
fast ganz Ägypten und eines Teils von Asien. Denjenigen Teil Asiens aber, der Asia Minor
genannt wird, haben wir mit einem safranfarbenen Kreuz mit Brandeisen umgeben, welches
das Symbol des Sultans der Türken ist. Skytien diesseits des Imaus, des höchsten Gebirges
Asiens und das asiatische Samatien haben wir mit Ankern kenntlich gemacht, die das Herrschaftszeichen
des großen Tartaren sind. Ein rotes Kreuz steht für den Priesterkönig Johannes
(der Ost- und Südindien beherrscht und in Biberith residiert): Und zuletzt haben wir im vierten
, von den Königen Kastiliens und Portugals entdeckten Teil der Welt, deren Embleme eingezeichnet
.

Die Karten der alten Welt nach Ptolemäus beruhen bei Waldseemüller weitgehend auf der
Ulmer Ptolemäusausgabe von 1486 in der dritten Redaktion des Nicolaus Germanus. Für
Europa dienten die „Tabulae Novae" von Spanien, Gallien und Italien dieser Ausgabe als Vorlage
, ebenso die Karten von Nordafrika, Vorder- und Mittelasien. Mitteleuropa zeichnete
Waldseemüller nach der Romwegkarte des Nürnberger Instrumentenbauers und Kartografen
Erhard Etzlaub (1460-1532). Dieser hatte zum Heiligen Jahr 1500 für die deutschen Rompil-

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ger eine Straßenkarte Europas „Das ist der Rom Weg" entworfen.

Der Norden Europas, der bei Ptolemäus bei der sagenhaften Insel Thüle (63° N) endete,
wurde bei Waldseemüller nach dem Ulmer Ptolemäus um Grönland, Island und Skandinavien
erweitert. Nicolaus Germanus hatte seinerseits die Nordlandkarte von 1428 des dänischen
Kartografen Claudius Clavus (Claussön Swart) übernommen. Allerdings liegt hier fälschlicherweise
Island westlich von Grönland, das durch Lappland mit dem europäischen Festland
verbunden ist. Darüber hinaus hält Waldseemüller eine Verbindung des Nordmeers mit dem
Indischen Ozean für gegeben und beruft sich in einer Legende auf Cornelius Nepos (geb. 59 v.
Chr.), einen Zeitgenossen Caesars: Eine Zeitlang war zweifelhaft, was jenseits des Kaspischen
Meeres liegt. Denn weil die Naturphilosophen und Homer selbst gesagt haben, dass der Erdkreis
vom Meer umflossen sei, erwähnt Cornelius Nepos, dass Quintus Metellus Celer folgendes
berichtet habe: Ihm seien, als er Prokonsul in Gallien war, einige Inder vom König der
Sueben geschenkt worden. Auf die Frage, woher sie in diese Gegend gelangt seien, habe er

Ptolemaios (wie Anm. 12), S. 135.

Ebd., S. 174; Josef Fischer/Franz R. von Wieser: Die älteste Karte mit dem Namen Amerika aus dem
Jahre 1507 und die Carta Marina aus dem Jahre 1516, Innsbruck 1903, S. 24ff.

Erhard Etzlaub: Das ist der Rom-Weg von meylen zu meylen mit puncten verzeynet von eyner stat zu
der änderen durch deutsche landt, Maßstab 1:5.600.000, Holzschnitt 29 x 36 cm, Nürnberg ca. 1500
(Nürnberg 1501), Harvard University Library.

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