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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0025
erfahren, dass sie infolge eines Sturmes aus den indischen Gewässern verschlagen worden,
wieder aufgetaucht etc. und schließlich an den Küsten Germaniens an Land gegangen seien.
Dadurch steht fest, dass hier das Meer weiter geht. Das Kartenbild Afrikas stammt, ebenso

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wie die Umrisse von Amerika, von der Weltkarte des Nicolo de Caveri (Canerio), wie Fi-

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scher/von Wieser nachgewiesen haben. Die portugiesischen Paträos, die besitzanzeigenden
Wappenzeichen der portugiesischen Entdecker, sind an den gleichen Stellen eingetragen; ein
mächtiger Elefant ziert die Südspitze Afrikas; die Legenden Amerikas stimmen überein; ebenso
die Nomenklatur an der West- und Ostküste Afrikas; die Insel Hispaniola wird von Caveri
wie von Waldseemüller fälschlicherweise Laonizes mil Virgines - statt Las onze mil virgines -
benannt; Haiti wird mit Cary bzw. Carij bezeichnet. Dies alles belegt nach Fischer/von Wieser
, dass Waldseemüller nicht nur eine Karte vom Typ Caveri, sondern die Karte selbst vorgelegen
haben muss. Der Genueser Kartograf Nicolo de Caveri hatte die Karte, wie die Beschriftung
zeigt, in Lissabon oder Genua um 1504/05 nach portugiesischen Seekarten angefertigt.
Die portugiesischen Könige hatten mit Beginn ihrer Entdeckungsfahrten nach Indien die Kapitäne
angewiesen, ihre nautischen Aufzeichnungen und Karten bei ihnen abzuliefern. Danach
wurden die Karten der Entdeckungen angefertigt bzw. ergänzt. Aus Konkurrenzgründen waren
diese einer strengen Geheimhaltungspflicht bis hin zur Todesstrafe unterworfen.

Das Kartenbild Asiens bei Waldseemüller geht auf den Erdapfel Martin Behaims und auf
die Weltkarte des Heinrich Hammer (Henricus Martellus) zurück. Dieser deutsche Kartograf
wirkte zwischen 1480 und 1496 in Florenz und Rom. Neben drei handgezeichneten Manuskriptkarten
„Insularium Illustratum", die sich heute in der British Library in London, in der
Zentralbibliothek der Universität Leiden und in der Nationalbibliothek Florenz befinden, besitzt
die Beinecke Library der Yale University in New Häven (Connecticut) eine gedruckte

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Version. Die Karten sind um 1489 entstanden und zeigen noch das Weltbild vor den Entdeckungen
des Kolumbus. Martellus erweitert die Längengrade bei Ptolemäus von 180° auf
270°.

In seiner Darstellung Asiens stützt sich Martellus und mit ihm Waldseemüller auf die Reisebeschreibungen
Marco Polos (1254-1324). Zusammen mit seinem Vater Niccolo und seinem
Onkel Matteo, Juwelenhändlern aus Venedig, unternahm der 17-jährige Marco Polo 1271 eine
dreieinhalbjährige Reise zum Kublai Khan (1215-1295), einem Enkel des Dschingis Khan,
nach Catai (China). Der Weg führte sie über Akko (Israel), Laias (Iskenderum) an der anatoli-
schen Küste, über den heutigen Iran nach Täbris (Aserbaidschan), Spaa (Isfahan), Yasdi
(Jesdr), Kierman (Kirman) und Ormus nach dem Norden Afghanistans nach Balkh (Vazira-
ban), über den Hindukusch nach China, am Rande der Sandwüste von Takla (Makan), über
Khotan (Chotan), Kaschgar (Kaxgar), Sachion (Satschou) bis nach Shang-tu, der Sommerresidenz
des Kublai Khan nördlich von Peking. Der junge Marco Polo erwarb das Vertrauen des
Großkhans, der ihn zum Präfekten ernannte und ihn zur Revision in alle Himmelsrichtungen
seines Reiches aussandte. Nach 17 Jahren wollten die drei Polos 1291, in Begleitung einer
chinesischen Prinzessin, die zur Gemahlin eines persischen Khans ausersehen war, wieder in
ihre Heimat zurück. Die Rückfahrt begann per Schiff und führte von Quanzhu (gegenüber von
Taiwan) über Java Minor (Sumatra), Ceilan (Sri Lanka) bis nach Ormus (Iran). Von dort traten
sie die Rückreise auf dem Landweg über Trapezunt (Trapzon) am Schwarzen Meer und
weiter mit dem Schiff über den Peloponnes in ihre Heimat Venedig an, wo sie 1295 eintrafen.
Als Kommandant einer Rotte Venedigs im Seekrieg mit Genua wurde Marco Polo in der See-

36 Nicolo di Caveri: Weltkarte, Handzeichnung auf Pergament, 115 x 225 cm, ca. 1505, Bibliotheque Nationale
Paris.

37 Fischer/von Wieser (wie Anm. 34), S. 27ff.

38 Heinrich Hammer/Henricus Martellus: Weltkarte 1489, Beinecke-Library, Yale University.

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