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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0026
schlacht bei Curzola 1298 gefangen genommen. In der Haft wurde er von seinem Mitgefangenen
Rustichello da Pisa gedrängt, ihm seine Erlebnisse zu diktieren. Eine lateinische Übersetzung
wurde von dem Dominikaner Francesco Pipino da Bologna angefertigt. Diese Angaben
verwendete Martellus bei der Nomenklatur der Orte Asiens, Waldseemüller entnahm der
Schilderung Marco Polos seine Legenden für das Mare Indicum, den Indischen Ozean, und

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den asiatischen Kontinent. Auf der Weltkarte Waldseemüllers erscheint im Norden des Mare
Indicum, gegenüber von Äthiopien, die Insel Scoyra (Sokrota). Nach alten orientalischen Seefahrerlegenden
, wie sie Marco Polo berichtet, schreibt Waldseemüller: Im Jahre 1285 wohnten
auf einer dieser Inseln die Männer allein, auf der anderen die Frauen und ihre Kinder. Sie
treffen sich einmal im Jahr und sind Christen, sie haben einen Bischof der Scoyra unterstellt
ist. Südlich vor der Küste Vorderindiens liegt die Insel Taprobana (Sri Lanka), bei der Waldseemüller
vermerkt: Vor Taprobana liegt eine Reihe von Inseln, von denen man annimmt, dass
es 1.378 sind. Im Süden des Oceanus indicus meridionalis, erscheint vor der Ostküste Afrikas
Madagaskar, südlich davon ist die Insel Sansibar eingezeichnet. Über den Handelsverkehr der
beiden Inseln mit dem asiatischen Festland und den Meeresströmungen im Indischen Ozean
berichtet Waldseemüller nach Marco Polo: Aus dem Königreich Moabar kommen Schiffe in
zwanzig Tagen nach Madagaskar und sind kaum in der Lage, innerhalb von drei Monaten
nach Moabar zurückzukehren. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass die starke
Strömung dieses Meeres beständig nach Süden gerichtet ist. Auf Madagaskar verzehrt man
das Fleisch von Kamelen, weil sie davon eine große Menge besitzen. Auf dieser Insel gibt es
ausgedehnte Sandelholzwälder, mit denen sie ausgedehnte Geschäfte machen. Kaufleute
kommen aus allen Teilen Indiens und Arabiens auf diese beiden Inseln [Madagaskar und Sansibar
]. Wegen des Handels kommen hier unzählige Schiffe zusammen. Zu den anderen Inseln,
die jenseits der beiden genannten, also südlicher liegen, besteht ein sehr viel geringeres
Schiffsaufkommen. Den kartografischen Erkenntnissen der Zeit entsprechend, die auf den nautischen
Erfahrungen der Portugiesen beruhten, ist die Lage der Inseln noch ungenau: Sansibar
ist südlich statt westlich von Madagaskar eingezeichnet.

Die Südküste des asiatischen Kontinents folgt bei Waldseemüller den Konturen der Martel-
lus-Karte und nicht der wesentlich genaueren Caveri-Karte. India intra Gangem (Vorderindien
) ist nur als Nase sichtbar. Dort verzeichnet Waldseemüller die indische Handelsstadt
Kalikut (Kozhikode), die Vasco da Gama im Mai 1498 für Portugal entdeckte. Die prächtige
Provinz Kalikut. In ihr gibt es viele Arten von Mineralien, Pfeffer und andere Arten von Waren
, die aus vielen Gegenden kommen: weißen Zimt, Ingwer, Gewürznelken, Sandelholz und
alle Arten von Gewürzen. Diese Provinz wurde vom König von Portugal [Manuel I., 1495-
1521] entdeckt.

Nach dem Sinus gangeticus (Golf von Bengalen) folgt India extra Gangem (Hinterindien).
Östlich angesetzt ist eine riesige Halbinsel, die der portugiesische Gelehrte und Gouverneur
der Molukken, Antonio Galvao, als „Schwanz des chinesischen Drachens" bezeichnete.40 Im
Norden wird Chatay (China), dann India superior (Oberindien) mit der Provinz Cyamba
(Vietnam) dargestellt. Von ihr schreibt Waldseemüller nach Marco Polo: Die große Provinz
Cyamba hat eine eigene Sprache und einen [eigenen] König. Sie sind Götzendiener und besitzen
Elefanten in großer Zahl sowie jegliche Arten von Gewürzen, Aloeholz und Ebenholzwälder
. Südlich der Provinz Thebet verortet Waldseemüller das sagenhafte Reich des Priesterkönigs
Johannes: Hier herrscht jener gute König und Herr, der Priester Johannes genannt wird.

39 Marco Polo: Von Venedig nach China. Die größte Reise des 13. Jahrhunderts, hg. von Theodor A.
Knust, Stuttgart 1983.

40 Paul Gallez: Das Geheimnis des Drachenschwanzes. Die Kenntnis Amerikas vor Kolumbus, Berlin
1980, S. 31f.

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