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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0028
In einer Gegenüberstellung der Londoner Weltkarte des Henricus Martellus mit modernen
Südamerika-Karten hat Paul Gallez nachgewiesen, dass die Konturen der südostasiatischen
Küste und die von Martellus eingezeichneten Flussläufe und Bergmassive mit den modernen
Gegebenheiten übereinstimmen. So entspricht die Zeichnung des Flusslaufes von Ost nach
West in den Ozean dem Verlauf des Orinoco und seines größten Nebenflusses Meta sowie des
Berglandes von Guyana bei 10° N; südlich des Äquators sind der längste Fluss, der Amazonas,
und der Tocatin auszumachen; bei 10° S fließt der Rio Francisco südlich des Kap San Roque
in den Atlantik; bei 35° S mündet der Rio de la Plata, gebildet aus seinen Nebenflüssen Paraguay
und Paranä, in den Atlantischen Ozean, ebenso der Rio Colorado und der Rio Negro
nördlich und südlich des 40° S. In Feuerland, der großen Halbinsel, in der der „Drachenschwanz
" endet, mündet der Rio Grande auf halber Länge der Nordostküste in den Atlantik.
Paul Gallez folgert: „Die Identifizierung aller großen Flüsse Südamerikas auf der vorkolumbianischen
Ptolemaios-Karte von Hammer, durch einfaches Vergleichen ihrer geografischen
Lage, ihrer wichtigsten Charakteristika und der Orientierung ihrer wichtigsten Teile ist die
endgültige Bestätigung für die Gleichsetzung des Drachenschwanzes mit Südamerika auf dieser
Karte."43 Die Bezeichnung „Regnum Coylum" bei Waldseemüller auf der Halbinsel des
„Drachenschwanzes" leitet Gallez vom Fluss Coyle in Patagonien her. Ebenso deutet Gallez
Lac Regnum als Land der A-lak-aluf wie sich die Eingeborenen in ihrer Landessprache nennen
.44 Historische, nautische oder kartografische Belege für die Thesen von Gallez fehlen. Er
verweist aber auf die Forschungen Richard Delbruecks und Alexander von Humboldts, nach
denen schon seit der Antike küstennahe Handelsverbindungen vom Mittelmeerraum über das
Rote Meer, Vorder- und Hinterindien bis an die chinesisch-pazifische Küste bestanden. Wenn
die europäischen Kaufleute nach Arabien, Indien oder China kamen, so konnten sie von ihren
Handelspartnern oder von arabischen oder indischen Gelehrten Kenntnisse erfahren. Antonio
Galväo berichtet: Über das Jahr 1428 schreibt man, dass der älteste Sohn des Königs von
Portugal Don Pedro, von England, Frankreich, Deutschland und vom Heiligen Land über
andere Gegenden nach Italien ging, sich in Rom und Venedig aufhielt, von wo er eine
Weltkarte mitbrachte, die alle Teile der Erde enthielt. Auf dieser Karte wurden die
Magellanstrasse Drachenschwanz und das Kap der Guten Hoffnung Stirn Afrikas genannt.45
Martin Lehmann bestätigt eine präkolumbische Kenntnis Südamerikas mit einer
Rekonstruktion einer Karte des Florentiner Astronomen und Kosmografen Paolo dal Pozzo
Toscanelli (1397-1482), der Kolumbus veranlasste, Indien auf dem Seeweg über den Atlantik
zu erreichen. Auch Lehmann verweist auf die Existenz kartografischer Vorlagen über
Südamerika, deren Urheber bis heute nicht ausgemacht werden können 46

In der Darstellung des amerikanischen Kontinents folgt Waldseemüller den Vorlagen der

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Caveri-Karte, wie auch die Ubereinstimmung der Legenden belegen. Auch wenn die Formgebung
Südamerikas keine Gemeinsamkeit mit modernen Karten zu besitzen scheint, lassen
sich die Unterschiede nach Lehmann auf die von Waldseemüller gewählte Projektionsform
zurückführen 48 Im Norden erscheint als Litus incognitum, als unbekannter Strand, Neufundland
mit einer portugiesischen Flagge als Zeichen der Entdeckung des Portugiesen Joao Cortez

Henricus Martellus: Weltkarte, illuminiertes Manuskript auf Papier, 30,3 x 47 cm, Florenz 1489, British
Library London; Gallez (wie Anm. 40), S. 69-74.
Gallez (wie Anm. 40), S. 71.
Ebd., S. 59f.

Antonio Galväo: Tratado dos descombrimentos, zitiert nach Lehmann (wie Anm. 19), S. 212.
Lehmann (wie Anm. 19), S. 222f.
Fischer/von Wieser (wie Anm. 34), S. 28.
Lehmann (wie Anm. 19), S. 210f.

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