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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0038
ins Gefängnis gesteckt. Erst am 24. November 1491 wurde er wieder entlassen, nachdem er
sogenannte „Urfehde" geschworen - d.h. dem Urteil zugestimmt hatte - und sich seine beiden
Schwiegersöhne sowie sein Parlier für ihn verbürgt hatten.16 Neuerdings werden auch andere
Gründe für seine Schwierigkeiten genannt wie etwa die Anschuldigungen des Basler Münsterbaumeisters
Hans von Nussdorf gegenüber Niesenberger, die häufige Abwesenheit desselben,
seine Planänderungen und der langsame Baufortschritt. Niesenberger verließ die Stadt und
arbeitete in Basel noch an der St. Leonhardskirche. Er starb im Frühjahr 1493 vermutlich in

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Basel. 1492 hätte er also im Alter von ca. 70 Jahren den Chor in Emmendingen in einem Jahr
zwischen Monaten im Gefängnis und Tod geschaffen!

Schneebeli ist der Auffassung, man könne in der Spätgotik von der Gestaltung eines Baudetails
auf den oder die Gestalter schließen. Er beginnt mit dem Schlussstein des Gewölbes und
vergleicht ihn mit dem Wappen Niesenbergers in dessen Siegelring. Beide zeigen das gotische
Motiv des sogenannten „Dreipasses". Dieser ist allerdings ein in der Gotik (und selbst in der
Neugotik) häufiges Element. Aber während das Siegel einen klaren, u-förmigen Wappenschild
zeigt, ist das badische Wappen in der unter dem eigentlichen Schlussstein hängenden runden
Steinplatte eine „manieristisch" gekrümmte sogenannte „Tartsche".

Schneebeli sieht vor allem in der Bauweise des Emmendinger Kirchengewölbes einen deutlichen
Hinweis auf die vermeintliche Urheberschaft Niesenbergers. Er schreibt: „Der Chor
wurde breiter und weniger himmelsstürmend angelegt, ebenso dessen Fenster, die in den fünf
Chorwänden reichlich Licht auf dem Altar einfließen lassen."18 Der Altar für das „einfache
Volk" stand wohl nicht im Chor, der den „Herrschaften" vorbehalten war. K. F. Meerwein
sieht bei dem ihm zugeschriebenen Aufmaß von 1784 (Abb. 2) einen Altar vor dem Chorbogen
stehen und zeichnet - erstaunlicherweise - nur in drei Chorwänden (Fenster-)Öffnungen,
wobei er die östliche im Gegensatz zu den beiden südlichen anders darstellt (Türöffnung?).19
Hat er die Schnitthöhe seiner Grundrisszeichnung von der Süd- zur Nordseite geändert? Wurden
zwei ursprünglich vorhandene Fenster irgendwann zugemauert? Oder gab es anfangs tatsächlich
nur drei Öffnungen? Die Frage ist bislang offenbar nicht geklärt. Schneebeli wendet
sich dann dem „Triumphbogen" zu, also dem Bogen zwischen Langhaus und Chor, den er
blumig beschreibt. Wie sowohl das Aufmaß von 1784 als auch das Foto des Bauzustandes
zwischen 1815 und 1903 zeigen, ist der heutige Triumphbogen so erst beim Umbau von 1903
bis 1905 geschaffen (oder wieder geschaffen?) worden. Er ist höher und ca. 1,7-mal breiter als
sein Vorgänger. Nach Karin Groll und Gustav Körber wurde er bereits zwischen 1813 und

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1815 „vergrößert", also „insgesamt mehrfach verändert". Anders als Schneebeli es wünscht
und schreibt, waren der Bogen und damit der Blick in den Chor vor 1905 bzw. vor 1815 eben
doch und gerade durch Wände und massive Pfeiler eingeengt. Schneebeli vermutet auch, dass
„das Kirchenschiff [früher] nicht breiter war als es heute ist". Wenn es andere Maße gehabt
hätte, dann wäre es selbstverständlich schmäler gewesen. „Niesenbergers Parallelfigurationen
der Gewölberippen sind bekannt. Auch sie waren ein bedeutender Fortschritt im Kirchenbau."

16 Flamm (wie Anm. 13), S. 77ff.

17 Anne-Christine Brehm: Der Fall des Hans Niesenberger von Graz, in: Freiburger Münsterblatt 18
(2011), S. 35-40, hier S. 37-39. Siehe auch Dies.: Hans Niesenberger von Graz. Ein spätgotischer Architekt
am Oberrhein, Basel 2013.

18 Schneebeli (wie Anm. 1), ca. S. 38.

19 Ebd., ca. S. 20.

20 Groll (wie Anm. 2), S. 7 und 10; Gustav Körber: Festschrift zur Vollendung des Kirchen-Umbaus im
Jahre 1905, Emmendingen 1905.

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