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gentlich4', d.h. nach dem Willen und Vorsatz seiner Anhänger war. Einem solchen Bemühen
sind jedoch Grenzen gesetzt. Wie schon bei den Verschwörungen von 1493 und 1502 entstammen
auch 1513 alle Quellen obrigkeitlicher Provenienz, unterlegt mit eindeutiger Tendenz
. Kein einziges Schriftstück stammt aus der Feder eines Bundschuhers. Auch in den sogenannten
„Bekenntnissen" gefangener Bundschuher sprechen diese nicht selbst, sondern die
untersuchenden Obrigkeiten. Denn die „Bekenntnisse", die Herren und Städte sich wechselseitig
zur Information zusandten, enthalten nicht die primären Verhörprotokolle (keine „Mitschnitte
" des tatsächlich Gesagten), sondern Zusammenfassungen dessen, was die Befragung
des Gefangenen nach Meinung der untersuchenden Behörde ergeben hatte.66 Dabei müssen
wir nicht gleich platte Verfälschungen argwöhnen; es reichen schon sprachliche Überformungen
, um den Sinn der Aussage des Gefangenen mehr oder weniger zu verändern.

Im Folgenden werde ich trotz allem und erneut die Frage stellen, was der Lehener Bundschuh
nach der Idee und Praxis des Joß Fritz und seiner Anhänger war oder doch sein sollte.
Ich werde versuchen auszuloten, ob und in wieweit die obrigkeitlichen Quellen (die zunächst
einmal unter dem Generalverdacht der manipulativen Verzerrung stehen) uns nicht doch einen
„Durchblick" auf das Denken und Wollen der Bundschuher gestatten. Ich werde zunächst den
Aufbau und die Strategien des Lehener Bundschuhs herausarbeiten. Daran schließt sich der
weitaus schwierigere Versuch an, die gedanklichen Grundlagen, die Vorstellungswelt und die
Ziele der Verschwörer zu ermitteln.

3.1 Aufbau und Strategien

3.1.1 Der Bundschuh, das Werk des Joß Fritz

Der Bundschuh zu Lehen war das Werk des Joß Fritz - eines charismatischen Führers, begabt
mit Einfallsreichtum und Überzeugungskraft. Joß Fritz war Ideologe, Organisator und Stratege
in einem; er war Kopf, Motor und Vordenker des Bundschuhs. Schon die Mitverschworenen
von 1513 ließen keinen Zweifel an der Rolle, die Joß Fritz spielte. Für Kilius Meyger war er
der houbtsecher, derjenige, der die sach angefangen hat. Jakob Huser sah in ihm den recht
secher diß handels. Und Hans Humel nannte den Bundschuh schlichtweg Josen[s] punt-
schuech.

Seine Werbung für einen neuen Bundschuh konzentrierte Joß Fritz auf das Frühjahr und den
Sommer des Jahres 1513. Imfruling nächst verruckt wurde Kilius Meyger angeworben. Vergeblich
versuchten Joß Fritz, Hans Humel und Hieronymus der mullerknecht am 25. Juli, in
Eichstetten und Neuershausen zwei neue Mitglieder zu gewinnen. Jakob Huser wurde nach
eigenen Angaben erst Ende August/Anfang September von Joß Fritz angesprochen und für den

CO

Bundschuh geworben. Etwa in die gleiche Zeit fällt die Anwerbung von Konrad Enderlin.

Etwa 50 Personen hatten die Obrigkeiten ausfindig machen können, die mit dem Bundschuh
in Verbindung standen. Nach den vorliegenden Quellen können wir allenfalls die Hälfte von
ihnen zu den aktiven Mitgliedern zählen, von denen sich wiederum einige durch Wissen, Ein-

Nicht selten orientierten sich die untersuchenden Beamten an bereits vorhandenen „Bekenntnissen". S.
auch Marchal (wie Anm. 38), S. 259f.

Rosenkranz, Bd. 2 (wie Anm. 1), S. 196 (Nr. 69), 191 (Nr. 69) und 225 (Nr. 107). Für die Obrigkeiten
war Joß Fritz der schalk, der solich gift bi im tregt, oder der erst anzettler; ebd., S. 142 (Nr. 18) und 154
(Nr. 34).

Ebd., S. 193 (Nr. 69), 225 (Nr. 107), 190 (Nr. 69) und 227f. (Nr. 110).

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