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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0062
3.1.3 Der Bundschuh, ein Geheimbund zur Vorbereitung der

gesteuerten Massenerhebung

Die große Mehrzahl der bäuerlichen Revolten am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit vor
dem Bauernkrieg von 1525 folgte einem wiederkehrenden Verlaufsmuster. Auslösendes Moment
war eine Rechtsverletzung oder ein provozierendes Ansinnen vonseiten der Herrschaft.
Die Bauern reagierten mit öffentlich vorgetragenem Unmut oder mit einer spektakulären Aktion
. Wachsender Zulauf erforderte die Wahl eines oder mehrerer Sprecher. Die Forderungen
wurden formuliert und der Herrschaft vorgetragen. Ziel der Bauern war es, die Herrschaft an
den Verhandlungstisch oder vor ein ordentliches oder ein Schiedsgericht zu bringen. Da sich
der Vorwurf, geltendes (altes) Recht verletzt zu haben, stets an eine bestimmte Obrigkeit richtete
, blieben solche Aktionen auf die Untertanen und das Gebiet der jeweiligen Herrschaft
begrenzt - sie verliefen herrschaftsintern.

Im Bundschuh hingegen suchte nicht eine unzufriedene Menge den geeigneten Führer, ein
selbsternannter Führer suchte einen kleinen Kreis entschlossener Anhänger. Die Werbung
geschah in großer Heimlichkeit, die Orte der konspirativen Treffen waren sorgfältig ausgesucht
, die Absichten und Ziele des Unternehmens unterlagen strikter Verschwiegenheit.91 Als
Geheimorganisation konnte der Bundschuh nur eine begrenzte Zahl von Mitgliedern haben,
die in den einzelnen Orten „konspirative Zellen" bildeten. Deren Mitglieder mussten sich nicht
einmal untereinander kennen, sodass ein Wort- oder Erkennungszeichen verabredet wurde. Im
Lehener Bundschuh sollte der eine Bundschuher fragen: Gott grüß dich, gesell! was hastufur

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ein wesen?, worauf der andere antwortete: Der arm man in der weit mag nit mer genesen. -
Es war die „Heimlichkeit44 des Bundschuhs, die die Obrigkeiten alarmierte. Ein halbes Jahr
hatte die Verschwörung 1513 schon bestanden, bevor sie Anfang Oktober entdeckt wurde. Die
Obrigkeiten mussten sich eingestehen, dass in der nächsten Umgebung Dinge vor sich gingen,
die sich ihrer Kenntnis entzogen.

Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1513 hatte Joß Fritz die Mitglieder des Bundschuhs
geworben. 3 Zu Beginn des Herbstes erhielt er seine feste Struktur. [U]ngevorlich achtag vor
michaelis verschinen, also um den 21./22. September, versammelten sich Joß Fritz und etwas
mehr als 15 weitere Verschwörer nach Sonnenuntergang auf der „Hartmatte44, einem abgele-

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genen Ödland (einer matte) bei Lehen, um von iren anschlegen zu reden (Abb. 5). Wortführer
waren Joß Fritz und Hieronymus als die geschicktesten. Handfestes Ergebnis der Beratungen
war zunächst einmal die Wahl von Führungskräften: Hauptmann (Joß Fritz), Fähnrich

Rosenkranz, Bd. 2 (wie Anm. 1), S. 146 (Nr. 21), 167 (Nr. 51), 183 (Nr. 64), 188 (Nr. 66), 190, 192f.
und 196 (Nr. 69).

Ebd., S. 146 (Nr. 21), 185 (Nr. 64), 191 und 194 (Nr. 69).
S. o. S. 55.

Zum Datum Rosenkranz, Bd. 2 (wie Anm. 1), S. 161 (Nr. 45) und 167 (Nr. 51); über das Treffen berichten
ausführlich Jakob Huser und Kilius Meyger, ebd. S. 191f. und 195f. (Nr. 69); s. ferner ebd., S. 177 (Nr.
61), 187 (Nr. 66), 205f. (Nr. 81), 225 (Nr. 107), 227 (Nr. 110) und 234 (Nr. 122). Dazu Rosenkranz, Bd.
1 (wie Anm. 1), S. 315-319. - Die Hartmatte verzeichnet der älteste Gemarkungsplan der Stadt Freiburg
aus dem Jahr 1608, angefertigt von Job Korntawer. Demnach lag die Hartmatte nördlich von Lehen und
Betzenhausen, etwa dort, wo heute die Paduaallee verläuft. Zum Korntawer-Plan s. Hermann Flamm: Der
älteste Gemarkungsplan der Stadt Freiburg i.Br. aus dem Jahre 1608, in: Schau-ins-Land 40 (1913), S. 21-
32. Heinrich Schreiber: Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau und der arme Konrad zu Bühl; zwei Vorboten
des deutschen Bauernkrieges, Freiburg 1824, S. 12 Anm. [3], lokalisiert die Hartmatte hingegen „bei
Lehen, jenseits der Dreisam, am Wege von Lehen nach Mundenhofen längs des Waldes"; so übernommen
von Rosenkranz, Bd. 2 (wie Anm. 1), S. 161 Anm. c.

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