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Abb. 2 „Die drei Lebenden und die drei Toten" an der ehemaligen Michaelskapelle in Kientzheim nach der
nicht sachgemäßen Restaurierung von 1977 durch Gerard Ambroselli (Foto: H.G. Wehrens 2012).

Bei dem Restaurator dieser Wandbilder handelt es sich um den französischen Maler, Kupferstecher
und Bildhauer Gerard Ambroselli (1906-2000), der auch als Feuilletonist, Kunstsammler
und Kunsthändler tätig war. Er hatte die Idee, aus den Begleittexten des 1860 zerstörten
Kientzheimer Totentanzes4 passende Verse zu entnehmen, um sie in die nicht mehr lesbaren
Spruchbänder einzusetzen. Diese Begleitverse des Kientzheimer Totentanzes sind durch
eine Handschrift des 16. Jahrhunderts überliefert; die bei der Restaurierung übernommenen
Verse lauten:

Wol her, ir Herren vnd ouch ir kriecht,
Springnent her bey, von allem geschlecht,
Wie jung, wie alt, wie schon vnd kruss,
Ir müessen alle in diss dantzhuss.

Zusätzlich hat Ambroselli in künstlerischer Freiheit die ursprünglich im Spruchband noch
lesbaren Worte ouch du schoene gstalt hinzugefügt, wahrscheinlich um seinen Einfall zu
rechtfertigen, die von einem Gerippe umklammerte blonde Frauengestalt in die Gruppe der
Toten einzureihen. Es ist deshalb festzuhalten, dass der Künstler das Wandgemälde mit zuviel
Fantasie und zu wenig Respekt vor dem Kunstwerk des 16. Jahrhunderts restauriert hat (Abb.
2)

Für die Forschung ergibt sich als Folge dieser unsachgemäßen Restaurierung, dass man nur
noch die Möglichkeit hat, anhand alter Fotografien Rückschlüsse auf die ursprünglichen
Wandbilder zu ziehen.5 Dabei kommt man zu folgendem Ergebnis: Die von links herantreten-

Wehrens, Schau-ins-Land (wie Anm. 1), S. 41 Nr. 11 und Wehrens, Monografie (wie Anm. 1), S. 119
Nr. 11.

Andre Herscher: „La danse macabre de Kientzheim", Actes du 4e Congres international d'etudes sur les
Danses macabres, Kientzheim 3-7 octobre 1990 ; Christian Heck: „La chapelle Saint-Felix et Sainte-
Regule et Teglise paroissiale de Kientzheim" - Congres archeologique de France, 136e Session, 1978

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