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Stadt und Land noch herzöstreichisch
Jacob Grimm über die Stadt Freiburg
Von
Clemens Joos
Am 20. Dezember 1812 erschien der erste Band der ,Kinder- und Hausmärchen' der Brüder
Grimm. In Hessen, der Heimat der Brüder, wurde deshalb 2013 ein Grimm-Jahr ausgerufen,
das mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Landesausstellung in Kassel begangen wurde.1
2014 ist auch für Freiburg an ein kleines Grimm-Jubiläum zu erinnern, dem ersten und einzi-
gen Besuch Jacob Grimms in der Stadt am 16./17. Januar 1814. Obwohl sich Jacob hier kaum
24 Stunden lang aufhielt, fing er recht gut die Stimmung ein, die in dieser Umbruchszeit, es ist
die Zeit des endgültigen Herrschaftsübergangs von Österreich an Baden, in der Stadt herrschte.
Er hielt diese Eindrücke in einem Brief fest, den er drei Tage später von Basel aus an den jüngeren
Bruder Wilhelm in Kassel richtete. Die insgesamt zwei Bogen im Quartformat sind von
Jacob mit seiner klaren Handschrift dicht gedrängt und nahezu randlos beschrieben. Obwohl
Reiseberichte über Freiburg gerade aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts mehrfach gesammelt
und gedruckt wurden, hat dieser Brief bislang erstaunlicherweise wenig Aufmerksamkeit gefunden
.
Jacob Grimm hatte 1808 das Amt eines königlichen Privatbibliothekars in Kassel angenommen
, das damals Mittelpunkt des 1807 neu geschaffenen, von Napoleons jüngstem Bruder
Jeröme Bonaparte regierten Königreichs Westphalen war.4 Als nach Napoleons Niederlage in
der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 die französische Herrschaft östlich des
Expedition Grimm. Hessische Landesausstellung Kassel 2013, hg. von Thorsten Smidt, Dresden 2013,
vgl. Die Brüder Grimm in Marburg, hg. von Andreas Hedwig (Schriften des Hessischen Staatsarchivs
Marburg 25), Marburg 2013.
2 An Wilhelm Grimm, 20. Januar 1814, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (SBB PK),
Nachlass Grimm 345, fol. 7-10. Der Brief ist mehrfach gedruckt: Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm
Grimm aus der Jugendzeit, hg. von Herman Grimm und Gustav Hinrichs, Weimar 1881, Nr. 75,
S. 226-233, 2. Aufl. von Wilhelm Schoof, Weimar 1963, Nr. 82, S. 241-247; Briefwechsel zwischen Jacob
und Wilhelm Grimm, Teil 1: Text, hg. von Heinz Rölleke, Teil 3: Kommentar, hg. von Stephan
Bialas-Pophanken (Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm 1.1/1.3), Stuttgart 2001/2013,
Nr. 127, S. 261-266 bzw. S. 160-162.
Richard Krauel: Tagebuch-Aufzeichnungen des Prinzen Wilhelm von Preußen über seinen Aufenthalt
in Freiburg i. Br. vom 4. bis 12. Januar 1814, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Ge-
schichts- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und angrenzenden Landschaften (ZGGF) 30
(1914), S. 207-216; Ein Brief Dorotheas an Friedrich von Schlegel über Freiburg, Baden und den Breisgau
aus dem Jahre 1818, in: ZGGF 31 (1916), S. 269-272; Peter Paul Albert: Freiburg im Urteil der Jahrhunderte
, aus Schriftstellern und Dichtern dargestellt, Freiburg 1924, S. 65-82; Maria Rayers: Freiburg
in alten und neuen Reisebeschreibungen (Droste-Bibliothek der Städte und Landschaften), Düsseldorf
1991, S. 47-68; Das Freiburger Münster aus der Sicht prominenter Besucher, hg. von Ursula Sass, Lindenberg
2010, S. 18-34.
König Lustik!? Jeröme Bonaparte und der Modellstaat Königreich Westphalen (Kataloge der Museumslandschaft
Hessen Kassel 39), München 2008.
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