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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0093
Am 4. Januar 1814 war der Professor und Schriftsteller Johann Georg Jacobi gestorben, dem
vermutlich Hebels Empfehlung gegolten hatte.17 Grimm hielt sich deshalb an den Theologieprofessor
Johann Leonhard Hug. Obwohl er viele von dessen Ansichten teilte, blieb ihm Hugs
Wesen fremd, was der aus einer reformierten Familie stammende Grimm herablassend dem
Katholizismus des ordinierten Priesters zuschrieb. Ausdrücklich hebt er aber den Wert seiner
Handschriften- und Münzsammlung hervor, die Hug später der Universität vermachen wollte,
was dann tatsächlich auch geschah.

In Freiburg spürte man das Übergewicht, das die zweite neubadische Landesuniversität Heidelberg
im Großherzogtum besaß. Hug beschwor Grimm gegenüber den Aufschwung, den die
Universität seit den - seinerzeit keineswegs freudig begrüßten - Josephinischen Reformen
genommen hatte - Jacobi war der erste protestantische Rektor gewesen -, und das gute Einvernehmen
, das unter den Professoren herrschte. Dabei mochte die gemeinsame Abgrenzung
gegenüber Heidelberg ebenso eine Rolle gespielt haben, wie die Sorge um eine Aufhebung der
Universität. 1798 hatten die Franzosen die Universität Mainz und die altehrwürdige Universität
zu Köln aufgelöst, und erst 1810 war die Schließung der kleinen Universität in der hes-
sisch-schaumburgischen Exklave Rinteln durch König Jeröme Bonaparte erfolgt. Die Entscheidung
für den Fortbestand der Freiburger Universität sollte erst 1818 fallen, nachdem Karl
von Rotteck im Januar 1817 mit einem Promemoria öffentlich dafür eingetreten war.19 Die
Universitätsbibliothek selbst blieb Grimm verschlossen, Interesse verdient aber die von ihm
bezeugte Bemerkung Hugs, dass mehrere dergleichen [= altdeutsche, d.h. mittelalterliche]
Manuscripte aus den aufgehobenen Klöstern entwendet worden seyn.

Mit dieser Aussage endet Grimms Freiburgbericht. In seinen Schilderungen aus Basel
kommt er noch auf die Kachelöfen, die hiesige Kunst oder „Chouscht", zu sprechen, die er in
beiden Städten antraf: In Freiburg wie hier sind fast nur porzellanene Ofen, plump viereckig,
obwohl sauber, schwer zu erheizen, aber dann länger dauernd und eine gesündere Wärme

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gebend, als die eisernen, man sieht sie bunt, blau und weiß, grün und roth. Schließlich ergänzt
er seine Impressionen vom Theater: im Theater war ich in Freiburg und hier, um meine
Einsamkeit zu vergeßen, die mich Abends am meisten plagt, ob ich gleich weiß, daß ich zu Ca-
ßel dieselben Stunden ohne viel zu sprechen geseßen hätte. Schauspieler und Stücke waren
immer herzlich schlecht, aber die Plätze sind viel wohlfeiler, als in Norddeutschland; die rußischen
Officiere klatschen beständig dazu, entweder weil sie nichts davon verstehen oder sich
selbst damit Spaß machen wollen, oder lieber (nach Weiß) aus beiden Gründen zusammen;
eine Decoration, die dreimal fehlerhaft war und zuletzt blieb, wurde ironisch behandelt, und

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dergleichen dummes Zeug mehr.

17 Achim Aurnhammer/C. J. Andreas Klein: Johann Georg Jacobi in Freiburg und sein oberrheinischer
Dichterkreis 1784-1814 (Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau 25), Freiburg [2001],
S. 113-117.

18 Winfried Hagenmaier: Johann Leonhard Hug (1765-1846) als Handschriftensammler. Die von ihm erworbenen
und der Universitätsbibliothek Freiburg i.Br. vermachten Handschriften im Spiegel seiner For-
schungs- und Interessengebiete, in: Freiburger Diözesan-Archiv 100 (1980), S. 487-500; Angela
Karasch: Verborgene Pracht. Illuminierte Handschriften in Freiburger Sammlungen, in: Verborgene
Pracht. Mittelalterliche Buchkunst aus acht Jahrhunderten in Freiburger Sammlungen. Katalog der Ausstellung
des Augustinermuseums Freiburg in der Universitätsbibliothek Freiburg, Lindenberg 2002, S. 8-
33, hier S. 18-20. Indirekt überliefert Grimm damit das von Hagenmaier vermisste Selbstzeugnis Hugs
über seine Handschriftensammlung.

19 Carl von Rotteck: Für die Erhaltung der Universität Freiburg, Freiburg 1817; vgl. Hermann Mayer:
Bemühungen der Stadt Freiburg um die Erhaltung ihrer Universität in den Jahren 1816-1818, in: ZGGF 32
(1917), S. 103-130.

20 Wie Anm. 2, fol. 8r.

21 Ebd., fol. 9v.

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