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seinem Land gedruckt werde?, und auf Bejahen, spricht er: das ist abscheulich, soll ihn zerri-
ßen und dem Großherzog vor die Füße geworfen haben, entfernt sich sogleich und hat ihn
nachher nicht weiter mehr sprechen wollen, worüber dieser sehr mismuthig heimgereist seyn2
muß. Ich weiß nicht, ob dir mit dieser Anecdote gedient ist, bzu verbürgen ist sie auch nicht,
sondern Erzählung des Volks,b aber ich gönne doch den Rheinbundfürsten solche Demüthi-
gungen, auf daß sie lernen, was sie sind, das Volk ist durchgehends beßer, aber die Verwandtschaften
werden den Höfen einigermaßen forthelfen. Um so schöner ist, daß obiges und ähnliches
dennoch vorkommen kann und Alexanders reine und

Ifol. 7vl

edle Gesinnung, die man allerwärts loben hört, durchbricht.

In Freiburg war ich blos bei Hug (Jacobi war einige Tage vorher begraben), deßen Äuseres
Wesen etwas für uns Fremdes hat, das man aber vielleicht unter Katholiken öfter finden muß,
etwas sanft schwärmendes und wortreiches in Augen und Mund; dabei aber hat er ein gutes,
feines Gesicht, scheint grundgelehrt und war sehr gefällig gegen mich, besonders erzählte er
mir umständlich die Geschichte der Universität und Bibliothek, wie sich alles seit Joseph und
durch die große Einigkeit und Freude der Profeßoren untereinander gehoben habe, jetzt aber
Heidelberg in allem begünstigt und vorgezogen werde, so daß auch einige von dortd hierher
gebrachte Profeßoren, die man dort nicht gewollt oder leicht entbehrt, hier nichts Gutes
gestiftet hätten; hart schien mir auch, daß die Bibliothek z.B. kein Buch kaufen kann, ohne
dem Großherzoge die Kaufsumme zu versteuern und so ihr sämmtliches, nichteinmal reales,
sondern putatives Vermögen. Dieser Bibliothek will Hug einmal, da er keine Kinder hat, seine
eigene sehr auserwählte und seine Münzsammlung, beide von ihm mit großer Mühe erworben,
vermachen. Über das Politische redete er mir sehr nach meinem Sinn. - Die Bibliothek konnte
ich den Sonntag nicht sehen und den Montag reisten wir zu früh ab, sie soll indeßen, wie er
mir sagt, bestimmt nichts altdeutsches besitzen, wohl aber mehrere dergleichen Manuscripte
aus den aufgehobenen Klöstern entwendet worden seyn.

[...]

Ifol. lOvl

[Außenadresse]: Herrn Bibliothecar Wilhelm Grimm, Caßel in Heßen

d Angesetzt, so. Über der Zeile eingefügt. c Gestrichen: auch. d Gestrichen: her.
e Gestrichen: von der.

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