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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0149
Drei weitere Freiburger überstanden die Strapazen der 2V/2-jährigen Lagerhaft. Für alle
anderen ihrer 24 Leidensgenossen wurde die Fahrt nach Theresienstadt zu einer Fahrt in den
Tod. 15 Personen verstarben infolge der schrecklichen Lagerbedingungen, allein sieben innerhalb
des ersten Vierteljahres. Für die anderen neun bedeutete Theresienstadt nur eine Zwischenstation
auf dem Weg zu ihrer Ermordung in den Vernichtungslagern Treblinka und
Auschwitz. Es gibt keine Spur mehr von ihnen. Einzig Stolpersteine erinnern an ihr Leben in
unserer Stadt (Abb. 7).51

Tragisch endeten auch die Lebenswege von vier der sechs Mitglieder unserer eingangs geschilderten
Freiburger Familien. Johanna Meyer verstarb wenige Tage nach ihrer Ankunft im
Lager, und Pauline Besag folgte ihr bereits Wochen später nach. Josef Levi, 78-jährig, wurde
Opfer der katastrophalen Ernährungslage und starb am 24. Januar 1943. Lotte Meyer schließlich
fand den Tod am 3. März 1943. Zwar blieben alle von weiterer Deportation in die Vernichtungslager
verschont; aber die erbarmungslose Härte, die ihnen in Theresienstadt entgegen-

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schlug, machte ihren Uberlebenswillen zunichte.

Sophie Levi, die den Hungertod ihres Ehegatten erleben musste, gibt in dieser verzweifelten
Situation nicht auf. Den wichtigen inneren Halt vermitteln ihr die wenigen Kontakte mit den
Kindern Elisabeth und Heinz, die beide emigriert sind und ihre Mutter im „Leben nach dem
Lager" bei sich haben wollen. So hält sie durch. Doch auch nach der Befreiung des Ghettos am
8. Mai 1945 durch die Rote Armee bleibt ihr Schicksal dramatisch. Im Oktober 1945 weisen
die Amerikaner die 71-Jährige in ein Lager für Displaced Persons in Deggendorf, Nordbayern
ein; dort erfährt sie die längst notwendige ärztliche Betreuung durch den Lagerarzt. Dann gelingt
der entscheidende Kontakt zu ihrer Verwandtschaft in der Schweiz und die Ausreise nach
Basel Ende März 1946. Auszüge aus einem Brief ihrer Nichte Lisa an Elisabeth in den USA
vom 1. April 1946: Es war eine ziemliche Freudenbotschaft für uns, als wir aus Kreuzlingen
die Nachricht bekamen, daß Eure Mutter in die Schweiz eingereist sei und daß sie am nächsten
Tag nach Basel käme [...] Sie traf dann auch programmgemäß hier ein [...] Wir finden sie in
Anbetracht der Jahre, die sie hinter sich hatte, in ganz guter körperlicher Verfassung, vor
allem auch geistig sehr rege und waren erstaunt über ihren guten Humor. In den ersten Tagen
ihres Hierseins erledigte sie die nötigen Formalitäten - Anmeldung bei der Fremdenpolizei -

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und vor einer Woche ging sie mit Mutter Flora aufs amerikanische Konsulat... Offenbar soll
eine schnelle Einreise in die USA vorbereitet werden. Aber ihr Gesundheitszustand
verschlechtert sich und zwingt zu einem mehrmonatigen Sanatoriumsaufenthalt in Basel.
Schnell wird klar, dass an einen Flug in die USA wegen des äußerst labilen Zustandes der
Patientin gar nicht zu denken ist. Darauf beschließt die Familie, dass Frau Levi zu Sohn Heinz
nach Palästina ausreisen und dieser die Mutter in Basel abholen soll.

Es waren Sophie Levi, Bernhardine Süssmann und Franz Fuchs.

Sieben Personen wurden im September 1942 nach Treblinka und zwei im Mai und Oktober 1944 nach
Auschwitz deportiert und dort ermordet, Theresienstädter Gedenkbuch (wie Anm. 46), S. 57f. und 651 ff.
Zu den Stolpersteinen in Freiburg siehe Marlis Meckel: Den Opfern ihre Namen zurückgeben. Stolpersteine
in Freiburg, Freiburg 2006.

Von dem aus Karlsruhe/Stuttgart ausgehenden Transport XIII/1 nach Theresienstadt, der 1.078 Personen
umfasst hatte, konnten lediglich 49 Überlebende nach ihrer Befreiung im Mai 1945 das Lager verlassen,
Gottwaldt/Schulle (wie Anm. 43), S. 313f.
Wie Anm. 13 (Sophie Levi).

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