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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0016
sierten Tellerkacheln, die bisher eher in der Schweiz verbreitet waren. Sie kommen inzwischen
auch auf der Burg Rötteln bei Lörrach und - durch Begehungen des Verfassers - auf der Burgstelle
am „Henschenberg" bei Zell im Wiesental, am Hochrhein und auch an der Burg Zindelstein
vor. Backsteine, Dachziegelfragmente, etwas Hüttenlehm und Scherben von Fensterglas zeigen
die späte Bebauung an.

Es treten nur ein, zwei Fragmente einer älteren Warenart, der „nachgedrehten Ware", auf
(„fettig", grautonig, wohl späte Albware, 13. Jahrhundert); hinzu kommen zwei dicke, offenbar
nachgedrehte grautonige Wandscherben. An früh gegründeten Burgen tauchen hingegen regelhaft
bei der ersten Begehung bereits einige Fragmente der „Gründungsgeneration" auf. Das
Fundmaterial und die Gesamtform der Burg - der „Turm" ist durchaus unsicher und womöglich
in ein Gebäude einbezogen, jedenfalls nicht freistehend - deuten auf eine Gründung der Warenburg
erst im frühen bis mittleren 13. Jahrhundert und womöglich eine Umbauphase hin.

In eine ganz andere Richtung hatten die Überlegungen Ferdinand Steins gefuhrt. Eine me-
rowingisch-karolingische Gründung der Warenburg ist jedoch völlig auszuschließen. Dennoch
wäre nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die späten Erbauer (die Uracher bzw. Fürstenber-
ger?) hier gezielt einen altertümlichen Namen zur Legitimation ihrer hier ererbten Ansprüche
wählten. Dabei können durchaus ältere historisch bedeutende Personen aus der Region gewählt
werden. Zu erinnern sei etwa an die Inschrift des 16. Jahrhunderts auf der Burg Geroldseck (Seelbach
, Ortenaukreis), die genealogisch auf einen karolingischen Grafen Gerold Bezug nimmt.
Allerdings gewinnt man im Falle der Warenburg eher den Eindruck, als sei „Warenberg" einfach
der ältere Name des Bergrückens, der heutzutage als Flurname „Hinterer Warenberg" östlich der
Burg auftritt.

Es macht derzeit den Eindruck, als müsste man die Grafen von Urach bzw. die aus ihnen
hervorgegangenen Fürstenberger als Gründer und Erbauer der Warenburg verdächtigen. Die Ursache
könnte in einem Antagonismus zwischen der Stadt Villingen und ihrem Umland liegen.
Friedrich II. zog im Jahre 1218 Villingen als Reichsstadt an sich.17 Eine Fehde zwischen Friedrich
IL und Graf Egino IV von Urach endete mit einem schnellen Vergleich. Die Zeit des frühen
bis mittleren 13. Jahrhunderts wäre am ehesten als Zeitpunkt für die Gründung der Warenburg zu
vermuten. Vielleicht stellt sie eine Reaktion der Grafen von Urach oder dann der Fürstenberger
auf den „Verlust", d.h. die Reichsstadtfunktion der ehemals zähringischen Stadt Villingen dar,
die nun nicht mehr als Wehranlage und Verwaltungssitz zur Verfügung stand. Der Burgstandort
selbst wirkt etwas krampfhaft bemüht, sucht sichtlich die Nähe zur Stadt, obwohl der Standort
für eine Höhenburg nicht optimal ist. Zwischenzeitlich war der Konflikt um 1234 (aufgrund
guter Beziehungen Eginos V zu König Heinrich [VII.]) und um 1250/1253 (nach dem Ende der
Staufer agierte Heinrich von Fürstenberg als Stadtherr in oppido nostro) kurzzeitig entschärft.

Villingen wurde um 1273 wieder als Reichsstadt bezeichnet; 1278 sprach Rudolf von Habsburg
dem Heinrich von Fürstenberg die Stadt Villingen zu. Allerdings erhob das Reich Ansprüche
, sodass es 1283 schließlich zu einer Vergabe als „ewiges Reichslehen" kam. Monika Spicker-
Beck wies anlässlich des Jahres 1284 daraufhin, dass „die Stadt eine relativ starke Stellung
innehatte und bestrebt war, die Machtbefugnisse des Fürstenbergers möglichst gering zu halten.
So wurde ihm nicht gestattet, eine weitere Burg in der Nähe der Stadt zu errichten."18 Von 1290

Zur Konfliktlage und den Ereignissen nach 1218 siehe Karl Siegfried Bader: Villingen und die
Städtegründungen der Grafen von Urach-Freiburg-Fürstenberg im südöstlichen Schwarzwaldgebiet, in:
Villingen und die Westbaar (wie Anm. 11), S. 66-85; Michael Buhlmann: Villingen und die Fürstenberger
(13./14. Jahrhundert), in: Geschichts- und Heimatverein Villingen Jahresheft XXXII (2009), S. 16-25.
Monika Spicker-Beck: 999 und 1119 - Wege der historischen Überlieferung und Geschichtsschreibung
in Villingen, in: Menschen Mächte Märkte - Schwaben vor 1000 Jahren und das Villinger Marktrecht,

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