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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0026
Von Äckern und Gärten im nidern dorfe

Der erste, der über die mittelalterliche Geschichte Endingens schrieb, war Heinrich Maurer, damals
Diakon und Vorstand der Höheren Bürgerschule in Emmendingen. Er kennt 1879 nur zwei
Endinger Siedlungen: „Bis zum Jahre 1344 bestand Endingen aus zwei abgesonderten Theilen,
welche Ober- und Nieder-Endingen genannt wurden. Das erstere war eine Veste, im Besitz des
alten breisgauischen Dynastengeschlechts derer von Uesenberg, das Letztere ein Dorf mit einem
großen Herren- oder Fronhof." Zu Nieder-Endingen zählt er nicht nur den Fron- oder Herrenhof
des Klosters Andlau, sondern auch die zu diesem Hofe gehörigen Bauerngüter: „Dieser Hof war
ein sogenannter Dinghof, d.h. ein Herrenhof, zu welchem nicht bloß ein ansehnlicher Güterbestand
von Aeckern, Reben, Matten, Wäldern und dergleichen gehörte, sondern auch eine ziemliche
Anzahl größerer und kleinerer Bauerngüter (Huben und Lehen), welche in der Gemarkung
von Endingen zerstreut lagen und dem Herrenhofe zinsten." Das Jahr 1344 ist für ihn ein Einschnitt
, weil da die Äbtissin des Andlauer Klosters Adelheid den Hof und das Schultheißenamt
an die junge Stadtgemeinde Endingen verkauft, und als Folge dieser Einbeziehung des Fronhofs
in die Stadt sieht er Nieder-Endingen untergehen: „Auf diese Weise gelangte der Dinghof mit
allen Rechten in den Besitz der Stadt Endingen und das Dorf ging im Laufe der Zeit völlig ein,
weil die Bewohner allmälig innerhalb der Stadt selbst sich niederließen."9

In einer zweiten, 1882 erschienenen Abhandlung spricht Maurer zwar ebenfalls von den beiden
Teilen Ober- und Nieder-Endingen, letzteres „das ,Niederdorf genannt", der Andlauische Fronhof
tritt nun jedoch als eigener Komplex auf, dessen Zugehörigkeit zu Ober- oder Nieder-Endingen
„sich nicht mehr sicher entscheiden" lässt. Was das Niederdorf/Niederendingen allerdings sein
soll, wenn nicht der Fronhof-Bezirk mit Peterskirche und deren Ausläufern, geht aus dem Aufsatz
nicht hervor.10

Aber wir erfahren, was ihn auf den Gedanken eines öde gefallenen Nieder-Dorfes gebracht
hatte. Es war eine Urkunde des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg von 1308, in welcher mehrfach
Äcker und Gärten in dem nidern dorfe genannt werden; daraus schließt Maurer: „der Grund
und Boden desselben war aber im Jahre 1308 schon Garten- und Ackerfeld."11 In der Urkunde
überträgt Symunt von Endingen, Bürger von Freiburg, seinen Hof und die dazugehörenden Güter
und Einnahmen an Burchart von Usenberg; das Niederdorf wird mehrfach genannt, vier mal sind
es Äcker, einer davon neben dem Garten des Klosters Wonnental, und zuletzt heißt es noch: ein
garte lit in dem nidern dorfe des ist ein iuch(er)t.u

Diese Äcker und Gärten lagen vermutlich einfach in der Nähe der neuen Stadtmauer und
gehörten zum Bereich des unteren Dorfes. Gärten lagen innerhalb und außerhalb der Mauern,
ein Zustand, den man in Endingen an manchen Stellen bis heute antrifft. Jürgen Treffeisen hat
bereits daraufhingewiesen, dass bei einer Stadtfläche von 18 ha und 150 im Jahre 1475 gezählten
Herdstätten13 jede durchschnittlich 12 a groß ist, „was belegt, daß die Stadt um diese Zeit keine

Heinrich Maurer: Endingen. Aus der Geschichte Endingens vom ersten urkundlichen Nachweis bis zum
Bauernkrieg, in: Schau-ins-Land 6 (1879), S. 3-42, Zitate S. 4 und 12.

Heinrich Maurer: Die Stift-Andlauischen Fronhöfe im Breisgau, in: Zeitschrift für die Geschichte des
Oberrheins 34 (1882), S. 122-160, Zitat S. 128. Zusätzliche Verwirrung stiftet, dass er dieses Niederdorf
„südlich von der jetzigen Stadt" lokalisiert; dabei handelt es sich vermutlich um ein Versehen, denn südlich
der Stadt liegen die Hügel des Kaiserstuhls. Gemeint ist wohl „nördlich", wo es auch in Abb. 2 eingetragen ist.
Maurer (wie Anm. 10), S. 128.

Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), A2, Nr. 66 vom 12. Dezember 1308.

Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau, II. Bd. II. Abt., hg. von Heinrich Schreiber, Freiburg 1829,
S. 549.

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