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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0041
Wo Avigdor, der Vater von Arje gelebt hat, kann man nicht sicher sagen. Man weiß über ihn
nur, was auf dem Grabstein des Sohnes zu lesen ist. Ein Rabbi war er, ein gelehrter Mann, der in
den unruhigen Kriegszeiten um 1700 sowohl links als auch rechts des Rheines sich aufgehalten
haben mag. So ist es gerechtfertigt, mit seinem Sohn Arje die Generationenfolge der Levi Mager
in Müllheim beginnen zu lassen.

Zwischen 1719 und 1730 muss dieser nach Müllheim gekommen sein, denn 1718 ließen
sich erstmals Juden in Müllheim nieder, unter welchen er noch nicht genannt wurde. Aber 1730
wird in einem Dokument erwähnt, dass er an die Gemeindekasse Müllheim für die Nutzung der
gemeindeeigenen Weideplätze ein Wunn- und Waidgeld von jährlich 1 Gulden und 40 Kreuzer
bezahlte.3 Er hielt also eigenes Vieh und war zu dieser Zeit bereits Schutzjude in Müllheim, sodass
er sicher auch nicht unvermögend war, da er sonst das jährliche Schutzgeld, das 1738 mit 25
Gulden angegeben wird, nicht hätte bezahlen können.4 Jedoch unter den jüdischen Hausbesitzern
seiner Zeit wird er nicht aufgeführt. Nach dem Tod des Müllheimer Schutzjuden Meyer Zivi, der
1731 gestorben war,5 heiratete Arje dessen Witwe Elisabetha Borach. Zu diesem Zeitpunkt muss
er mindestens 25 Jahre alt gewesen sein, denn wer früher heiraten wollte, benötigte - sowohl [die
Juden] als auch die Christen - einen markgräflichen gnädigsten Dispens.6 Sein damaliges Alter
kann man also nur schätzen. Vielleicht war er noch keine 30 Jahre alt, als er sich in Müllheim
niederließ, dann wäre er bei seinem Tod zwischen 70 und 80 Jahre alt gewesen.

Arje heißt auf Deutsch „Löwe". Man nannte ihn aber im fast zärtlichen Diminutiv „Löwel"
oder „Lewel" und als Löwel Levi begegnet man ihm in fast allen Dokumenten aus seiner Zeit.
Vielleicht entsprach er nach Statur und Gemütsart nicht dem, was man sich unter einem Löwen
vorstellte, obwohl das Amt, das er in der kleinen jüdischen Gemeinde Müllheims bekleidete, damals
eher eines Löwen bedurft hätte. Er war der Kantor, der „Judenvorsinger", wie er in seinem
christlichen Umfeld genannt wurde. Die jüdische Gemeinde war noch klein, bestand gerade einmal
aus dreizehn Haushaltungen. Aber sie war in zwei Lager gespalten, die so sehr wegen ihrer
Synagoge zerstritten waren, dass der Streit nicht nur das markgräfliche Oberamt in Badenweiler
beschäftigte, sondern sogar die Regierungskanzlei in Karlsruhe.7 Um 1752 war er auf einem
Höhepunkt angelangt und das Oberamt zog den Sulzburger Bezirksrabbiner Isaac Kahn hinzu,
um zu sondieren, wie geschlichtet werden könne. Aus Kahns Kostenabrechnung8 über rund 17
Gulden wird deutlich, wie oft er in Müllheim übernachten musste um herauszufinden, wie die
Parteyen gesonnen seien, wie viele Gespräche dazu mit Löwel Levi - als seinem wichtigsten
Ansprechpartner - nötig gewesen waren (6 mahl dem Lewel Lewi Citation geben und keine bezahlet
worden, 42 xr) und wie viele Schriftstücke er aus dem Häbrisch ins Teusche gebracht
habe. Es wurde dabei nicht nur um die Sache gestritten, sondern auch handfest zwischen den
Personen. So wurde noch im Januar 1754 von Löwel Levi und Jacob Meyer zusammen dem
Oberamt angezeigt, dass wieder Streitereyen in der Synagoge entstanden seien. Letztendlich
endete die Auseinandersetzung nach Jahren durch den Bau einer neuen Synagoge.

Elisabetha Borach hatte bei ihrer Wiederverheiratung einen Sohn Isaak mit in die Ehe gebracht
. Isaak Zivi war Schochet und Metzger und selbst noch unverheiratet, jedoch bereits verlobt.

Albert I Sievert: Geschichte der Stadt Müllheim, Müllheim 1886 (ND 1988), S. 115.

Ludwig Kahn: Aus der Geschichte der Juden von Müllheim, in: Das Markgräflerland 1961/Heft 1, S. 146-

154, hier S. 148.

Auf seinem Grabstein in Sulzburg ist als Sterbetag der 15. Adar II, 491 n. d. kl. Z. angegeben, d.i. der 26.
März 1731. Hinweis von Günter Boll.

Stadtarchiv Müllheim (StadtAM), „Judensachen" VI 1, Heft 1, Nr. 11. Das Dekret war 1732 ergangen.
Staatsarchiv Freiburg, Bestand LRA Müllheim, Zugang 1978/2, Nr. 184 „Die Erbauung der Synagoge
betreffend".

StadtAM, „Judensachen" VI 1, Heft 1, Nr. 12 und 13.

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