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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0042
Damit er heiraten und in Müllheim bleiben konnte, musste er zuvor als Schutzjude aufgenommen
werden, was wegen der restriktiven Bestimmungen nicht einfach war. Die Ehe seiner Mutter mit
Löwel Levi war mit ausschlaggebend, dass seinem Aufnahmegesuch 1762 stattgegeben wurde,
denn der Oberamtsverweser Wielandt fügte seiner Stellungnahme zum Aufnahmegesuch ausdrücklich
hinzu, dass die Mutter des Bittstellers in zweiter Ehe mit Löwel Levi verheiratet sei,
welcher anhero recipieret sei.9

Von Elisabetha hatte Löwel Levi zwei Söhne. Der jüngere hieß nach dem Großvater Avigdor.
Dieser blieb nicht in Müllheim, sondern heiratete zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters im
oberelsässischen Großkembs Reisle Bloch und ließ sich am Wohnort seines Schwiegervaters
nieder.10 Der ältere Sohn hieß David und sollte nach den Vorstellungen des Vaters in Müllheim
bleiben. Die wiederholten Gesuche um die Aufnahme seines Sohnes in den Judenschutz wurden
immer wieder abgelehnt, und erst nach fünf Jahren wurde dem allhiesigen Jud David, des
Judenvorsingers Low Löweis Sohn endlich mitgeteilt, dass er am Montag, dem 19. Oktober 1767,
mit 34 Gulden Geld versehen sich am Oberamt seinen Schutzbrief aushändigen lassen könne.11
Damit konnte David am Ort bleiben, und als dann Löwel Levi am 4. August 1773 starb, hatte er
„sein Haus bestellt".

Da Müllheim für seine Juden noch keinen eigenen Begräbnisplatz hatte, wurde der
Verstorbene noch am selben Tag unter der Anteilnahme der jüdischen Gemeinde zum jüdischen
Friedhof nach Sulzburg gebracht und dort zur ewigen Ruhe gebettet.

Der Weg dorthin führte sie zuerst über eine Anhöhe, deren Namen ihnen wie eine Mahnung
und Drohung aus einer noch gar nicht so lang zurückliegenden Zeit klingen musste, dem
„Judengalgen"12, danach durch die drei Dörfer Zunzingen, Britzingen und Laufen sowie durch die
ganze Stadt Sulzburg ins enge Sulzbachtal. Es war dies ein fast zwanzig Kilometer langer Weg, den
die Müllheimer Juden noch weitere zwei Generationen lang bei jedem Begräbnis gehen mussten.

Die zweite Generation
David bar Arje ha-Levi

Bald nach seiner Schutzaufnahme im Jahr 1767 heiratete David die 1741 geborene Esther Weil.
Am 8. Januar 1772 wurde ihr Sohn Benjamin geboren. Weitere Kinder folgten. Nach Löweis Tod
1773 kam ein Junge zur Welt, der mit seinem Namen „Low", also Arje bar David, die Erinnerung
an den verstorbenen Großvater bewahrte. Es folgte eine Tochter unbekannten Namens und am 18.
Juni 1780 kam ein dritter Sohn, Samuel, auf die Welt, danach um 1784 noch einmal eine Tochter,
deren Namen nicht überliefert ist.13 Benjamin und Samuel wurden später beide in Müllheim
als Schutzjuden aufgenommen und konnten hier Familien gründen, da die Bestimmungen für
die Schutzaufnahme anscheinend nicht mehr so rigoros gehandhabt wurden. Dagegen ist nicht

Günter Boll: „... damit das Land von solch schädlichen Insassen wenigst in künftigen Zeiten gesäubert
werden könne" - Von den bitteren Erfahrungen der Müllheimer Juden in den Jahren 1750-1850, Müllheim
1987, S. 21f. Das dazugehörende Dokument ist im StadtAM, „Judensachen" VI 1, Heft 2.
Boll (wie Anm. 9). Avigdor wird in der Heiratsurkunde vom 11. März 1775 genannt als „der Sohn des
Rabbiners Arje, genannt Leib ha-Levi".

Ebd. Das dazugehörende Dokument ist im StadtAM, „Judensachen" VI 1, Heft 3.
Schuhbauer (wie Anm. 2), Kap. „Anhang zur Geschichte der Müllheimer Juden".
Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), 74/3691. Die Reihenfolge der Kinder ist dort mit den ungefähren
Altersangaben in einer Liste der im hiesigen Oberamt zu Müllheim wohnenden Juden und deren beyläu-
figen Vermögens- und Nahrungsumständen von 1799 enthalten. Hinweis von Günter Boll.

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