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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0072
Diese Haltung änderte sich, als mit der französischen Kriegserklärung an Österreich vom
20. April 1792 der Breisgau als gefährdetes Gebiet angesehen wurde. Leopold II. hatte dies nicht
mehr erlebt. Er war überraschend am 1. März 1792 verstorben. Auf dem Kaiserthron beerbte ihn
sein ältester Sohn Franz, dessen konservative Ausrichtung ihn als Gegner der Republik auswies.

Die Aufstellung einer neuen Armee am Oberrhein erfolgte Anfang 1793. Dem zu entgehen
war vielleicht die Absicht der drei Jägerburschen aus Forchheim (gesucht mit „Vorladungsedikt"
vom 27. April) und der 14 Waldkircher (gesucht mit „Aufruf vom 14. September). Den Sommer
über blieb es hier noch verhältnismäßig ruhig. Doch Mitte September griffen die französischen
Revolutionstruppen Breisach an und zerstörten die Stadt fast vollständig. Damit zerstörten sie
aber auch die Hoffnung derjenigen, die erwartet hatten, dass die Ideale von Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit über den Rhein gebracht würden. Nach diesem verheerenden Angriff, dessen
Folgen vor allem die einfachen Leute trafen, wollten sich jedoch viele vor diesen „Barbaren"
lieber geschützt als von ihnen „befreit" wissen. Und so war die Bereitschaft der Bürger zum
Eintritt in die alsbald eingerichteten, bewaffneten Freiwilligenverbände groß. Am 9. November
wurde der Beschluss verkündet, dass aus dem Breisgau und der Ortenau 10.000 Freiwillige aus
der Bevölkerung aufzustellen seien. Käme diese Zahl nicht zustande, so wären die Fehlenden aus
ledigen Männern zwischen 16 und 50 Jahren durch Los zu bestimmen.29 Zum Ende des Jahres
rückte die erste, etwa 3.000 Mann starke Abteilung bewaffneter Landbewohner zum Rhein aus
und besetzte 33 Posten zwischen Basel und Kehl.

Am 6. Februar 1794 erging die Aufforderung an alle Orte, „die ihnen nach dem Verhältnis
der Bevölkerungszahl zugeteilten Mannschaften auszuheben".30 Diese Form einer Beteiligung
der Bevölkerung an der Verteidigung ihrer Heimat bestand mit wenigen Abänderungen in den
nächsten Jahren weiter. Auch wenn das Jahr 1794 für den Oberrhein relativ ruhig verlaufen war,
weil die Hauptkämpfe in Belgien und Holland stattfanden, verbreitete sich in verschiedenen
breisgauischen Gemeinden eine „Abneigung gegen die Landesverteidigung, die nicht aus innerer
Unzufriedenheit, sondern aus der Furcht entspringe, im Überwältigungsfalle vom Feinde noch
grausamer behandelt zu werden".31 Dennoch liefen das ganze Jahr über Vorbereitungen für den
Ernstfall, in manchen Landesteilen gut, in anderen dagegen schlecht - je nach Engagement der
Bevölkerung. Nicht sehr überraschend kommt eine überlieferte Äußerung aus dem Elztal, wo
sich bekanntlich einige der Begeisterung an einer militärischen Beteiligung nicht nur durch stille
Abwesenheit, sondern offenbar auch durch entsprechende Aussagen entzogen. Michael Algeyer
aus Elzach erhielt für seinen Kommentar „die Landsturmordnung sei im Rausch gemacht worden
" eine Strafe.32

Im September 1794 wurde „eine beschleunigte Militarisierung des Landaufgebots" beschlossen
und eine militärische Ausbildung für die Freiwilligen.33 Möglicherweise trug dies zu
einem nochmaligen Höhepunkt der Fluchtbewegung bei, was sich in den ersten beiden Monaten
des folgenden Jahres in obrigkeitlichen Meldeaufrufen offenbarte.

Vgl. Heinl (wie Anm. 6), S. 44.
Ebd., S. 50.
Ebd., S. 54.
Ebd., S. 53f.
Vgl. ebd., S. 57.

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