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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0089
noch Geld übrig war für die Ersetzung der bislang hölzernen Kanaldeckel durch solche aus Eisen.69
Im Jahre 1888 hatte das Kanalnetz eine Ausdehnung von 23 km. Die Abfuhrung der ungeklärten
Abwässer in die zwei Arme des Gewerbekanals bei der Eisenbahnunterführung Zähringerstraße
bzw. bei der Faulerstraße widersprachen allerdings der gestiegenen Sensibilisierung für den
Gewässerschutz,70 zumal die Abwässer aus dem südlichen Gewerbekanal nicht ganzjährig auf
die Wiesen geleitet werden konnten und ansonsten in die im Sommer kaum Wasser führende
Dreisam geleitet werden mussten. Darüber hinaus wurden sie nach wie vor dort, wo es bisher
schon üblich gewesen war, in die Stadtbäche geleitet.1^ So waren etwa im bislang nicht im
Kanalprojekt einbezogenen Stadtteil Stühlinger einzelne Kanäle angelegt worden, „welche ihren
Inhalt benachbarten Wassergräben überlieferten". Ähnliches galt für die Wiehre, wo „einzelne
Strassen durch Kanäle an den Kronenmühlebach und an den Hölderlebach angeschlossen" worden
waren (Abb. 3).72

Nicht zuletzt dürfte das Trockenliegen der Runzen während des jährlichen „Bachabschlags"
ein Problem gewesen sein.

Auch war der Anschluss an die Schwemmkanalisation für die Freiburger Bevölkerung bis
dahin nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Denn die Unsicherheit, ob das Grubensystem
ganz oder teilweise beibehalten werden könne oder solle, und die Furcht: daß der Anschluß der
Abtritte nur gegen den vielbesprochenen Revers, d. h. auf Widerruf erfolgen dürfe, hat theil-
weise verhindert, daß das ganze Vorhaben mit dem nöthigen allgemeinen Vertrauen von der Bevölkerung
aufgenommen wurde.11.

So wurden zwischen 1884 und 1886 zwar 41 Straßen außerhalb der Altstadt kanalisiert, von
den 950 darin befindlichen Häusern jedoch nur 468 an das Kanalnetz angeschlossen, wovon
wiederum lediglich 261 neben dem sonstigen Abwasser auch die Fäkalien auf diesem Weg entsorgten
. In der Altstadt wurde das Interesse als noch mäßiger eingeschätzt, da in den dortigen
kleineren Geschäftshäusern [...] [der] Wohnwert geringer, die Einrichtungskosten für die Closet
und die Zuleitung der Fäcalien nach den Straßenkanälen vermöge ihrer Bauart dagegen wesentlich
größer waren.74 So waren im Jahr 1889 nur 564 der rund 3.000 Häuser an die Kanalisation
angeschlossen, die anderen benutzten dagegen weiterhin die vorhandenen Gruben, wovon nur
rund 1.000 im ganzen vorangegangenen Jahr entleert worden waren.75

Dieser Zustand wurde von der Stadtverwaltung zunehmend als Hemmnis für die weitere
Entwicklung der Stadt und als auf die Dauer schlechtweg unhaltbar angesehen,76 denn da die kräftige
bauliche Ausdehnung einer Stadt sowie die gesunde Entwicklung von Gewerbe und Industrie
in hohem Grade von der zutreffenden Lösung der Abwasserfrage abhängt, so sagt die schon öfters
aufgestellte Behauptung nicht zu viel, welche die vorwürfige Frage zu den sog. Lebens-, d. h.
zu jenen Fragen zählt, ohne deren zufriedenstellende Regelung die gedeihliche Entwicklung einer
modernen Stadt überhaupt nicht möglich ist. Denn es hatte sich das Bewusstsein nicht nur in
Bezug auf Hygiene, sondern ganz allgemein über die Frage der Lebensqualität in einer Stadt, und
speziell in Freiburg, in relativ kurzer Zeit grundlegend gewandelt: Endlich ist aber auch nicht

Städtisches Wasser- und Straßenbauamt an Stadrat, 4.9.1882, ebd.

Vgl. dazu Jürgen Büschenfeld: Flüsse und Kloaken. Umweltfragen im Zeitalter der Industrialisierung
(1870-1918) (Industrielle Welt 59), Stuttgart 1997, S. 125.
Vorlage des Stadtrathes 1889 (wie Anm. 48), S. III.
Buhle (wie Anm. 1), S. 150.

Vorlage des Stadtrathes 1889 (wie Anm. 48), S. III.
Vorlage des Stadtrathes 1887 (wie Anm. 6), S. 9.
Vorlage des Stadtrathes 1889 (wie Anm. 48), S. IV.
Ebd., S. II.

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