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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0092
zu gross sein. Man sollte überhaupt die Abwasser der ganzen Stadt möglichst mit natürlichem
Gefälle ohne Pumpeinrichtung auf das Rieselfeld und die Drainagewasser von dort in einen
natürlichen Wasserlauf bringen können. Der Boden ferner muss durchlässig und von geringem
Grundwasserstand sein; auch soll er keine allzu grossen Unebenheiten aufweisen, weil sonst die
Einebnungskosten zu hoch werden. Endlich ist der Ankauf von Grossgrundbesitz billiger als die
Erwerbung einzelner Parzellen."85

All diese Voraussetzungen erfüllte das Gebiet zwischen Freiburg und Opfingen, wo die Stadt
ein Gelände von rund 497 Hektar Wiesen, Ackern und Wald kaufte, darunter auch das zuvor im
Besitz der Universität befindliche Hofgut „Mundenhof. Letzteres wurde nach Errichtung weiterer
Gebäude zur Bewirtschaftung des Rieselfeldes genutzt.

Während die Geländeerwerbung in den meisten Fällen problemlos vonstatten ging, stieß
die Stadt bei der Verhandlung mit Einwohnern des Dorfes St. Georgen dagegen gerade bei der
Mehrheit dieser Nachbargemeinde, welche doch zweifellos mit ihrer Entwicklung und ihrem
Wohlstande vom Wohl und Wehe der Stadt Freiburg in so hohem Grade abhängig ist, auf die
schroffste Ablehnung. Die Stadt sah sich daher zur Anrufung des Expropriationsgesetzes genötigt.86

Nach Fertigstellung der Rieselfeldanlagen dienten die Flächen zum Anbau von Getreide
und Feldfrüchten, entlang der Dämme wurden Obstbäume angepflanzt. Die Wiesen lieferten
die Nahrung für die rund 80 Kühe, 50 Ochsen und 18 Pferde. Der Milchertrag von rund 800
Litern täglich wurde an die Freiburger Kliniken verkauft.87 Obwohl das Rieselgut finanziell im-
mer wieder starken Schwankungen zwischen Uberschuss und Verlust ausgesetzt war, trat der
Stadtrat frühen Privatisierungsbestrebungen mit dem Hinweis entgegen, dass „dieses nicht ein
Erwerbsunternehmen, sondern hauptsächlich zur Förderung der gesundheitlichen Verhältnisse
der städtischen Einwohnerschaft angelegt" worden sei.88

Der voranschreitende Ausbau des Kanalnetzes und die endgültige Lösung der Entsorgungsfrage
motivierten die Eigentümer in der Folgezeit in steigendem Maße, ihre Häuser in vollem Umfang
an die Kanalisation anzuschließen (vgl. Abb. 4 und 5). So waren 1895 nunmehr bereits 2.975
der 3.487 Grundstücke angeschlossen, davon 2.275 samt Abtritten. Nicht zuletzt hatte wohl
aber auch zu diesem Ergebniß die Freigebigkeit der Stadt beigetragen: welche im Gegensatz
zu fast allen übrigen Städten mit Schwemmkanalisation auf eine jährliche Anschlußgebühr vollständig
verzichtet hatte.89 Jedoch eilte das rasante Wachstum der Stadt, vor allem auch durch
Eingemeindungen, dem Ziel einer weitgehend vollständigen Kanalisierung ständig voraus, wodurch
das Grubensystem vor allem in den erst neu hinzugekommenen Stadtteilen wie Haslach,
Güntherstal und Betzenhausen noch längere Zeit vorherrschend war und die Quote kanalisierter
Grundstücke trotz ständigem Netzausbaues lange Zeit bei rund 90% verharrte. Im 1914 eingemeindeten
Stadtteil Littenweiler waren 1926 sogar erst vier Anwesen an die Kanalisation angeschlossen
, wobei die Netzlänge inzwischen 130 Kilometer betrug.90 Zumindest aber waren seit
spätestens 1903 nahezu sämtliche Anschlüsse als Vollanschlüsse ausgeführt.91

Wilhelm Lubberger: Die Rieselfelder-Anlagen, in: Freiburg im Breisgau (wie Anm. 1), S. 157-169, hier
S. 158.

86 Vorlage des Stadtrathes 1889 (wie Anm. 48), S. VIII.
Ehrler (wie Anm. 47), S. 72.

88 Ebd., S. 73.

89 Vgl. Vorlage des Stadtrathes 1895 (wie Anm. 84), S. 5.

Vgl. Statistischer Jahresbericht der Stadt Freiburg im Breisgau für die Jahre 1924-1926, hg. vom
Städtischen Statistischen Amt, Freiburg o. J., S. 61.
91 Vgl. Statistischer Jahresbericht der Stadt Freiburg im Breisgau für das Jahr 1911, hg. vom Städtischen
Statistischen Amt, Freiburg 1912, S. 21.

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