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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0100
Die „Großwetterlage" war also günstig für den Kirchenbau in Ehrenstetten, und insofern ist
es nicht verwunderlich, dass die Kirche 1911/1912 gebaut wurde und nicht zehn oder zwanzig
oder dreißig Jahre früher. Den Wunsch nach einer eigenen Pfarrkirche - und am besten gleich
noch einer eigenen Pfarrei - hatte es in Ehrenstetten freilich schon länger gegeben. So schrieb
beispielsweise das Erzbischöfliche Ordinariat im Jahr 1903 an den Ehrenstetter Gemeinderat:

Wir wissen aus unsren Akten, daß sich das Verlangen der Gemeinde Ehrenstetten nach
Errichtung einer eigenen Pfarrei i[m] J[ahr] 1842 sogar in einer Eingabe an die 2.
Kammer der Landstände geltend gemacht hat, aber nicht erfüllt werden konnte}

Ehrenstetten, das im Jahr 1139 erstmals urkundlich erwähnt worden ist, hatte von jeher zur
Pfarrei Kirchhofen gehört, und viele Jahrhunderte lang schien man mit dieser Konstruktion völlig
zufrieden zu sein. Die Entfernung zur Kirche in Kirchhofen ist ja nicht wirklich weit und der
Weg nicht allzu beschwerlich - da gab es beispielsweise in den benachbarten Tälern oder auf
dem Schwarzwald ganz andere Strapazen zu ertragen, wenn die Leute am Sonntag in die Kirche
gehen wollten. Was die Ehrenstetter im Jahr 1842 dazu bewogen hat, so massiv aufzutreten und
sogar die Landesregierung einzuschalten, kann ich nicht sagen. War es reine Bequemlichkeit -
natürlich wäre eine Kirche im eigenen Dorf leichter zu erreichen gewesen -, oder doch eher das
verbreitete Gefühl, als bevölkerungsstärkere Gemeinde - Ehrenstetten hatte mehr Einwohner als
Kirchhofen - das Recht auf eine eigene Pfarrei zu haben?

In seinem Schreiben vom 18. August 1903 freilich hatte der Gemeinderat zunächst gar
nicht nach der Errichtung einer Pfarrei verlangt, sondern nur um Gewährung eines regelmäßigen
Sonntagsgottesdienstes im hiesigen Orte bezw. um Genehmigung des beabsichtigten
Kirchenbaues gebeten.9 Das Ordinariat reagierte recht barsch, verwies darauf, dass es schon
im April desselben Jahres dargelegt hatte, daß u[nd] warum der Gemeinde i^rfenstetten] ein
besonderer, von den Pfarrgeistlichen zu Kirchhofen abzuhaltender Gottesdienst an Sonn- u[nd]
Feiertagen nicht zugesagt werden kann und betonte, an den rechtlichen Verhältnissen könne auch
durch persönliche Verhandlungen mit dem Gemeinderat nichts geändert werden. Einen eigenen
Sonn- u[nd] Festtagsgottesdienst könne man der Gemeinde Ehrenstetten nur zusagen, wenn sie
bei der neuen Kirche auch eine Pfarrstelle errichten, ein Pfarrhaus nebst Garten erstellen und
den Kirchenfonds so aufbessern würde, daß er jährlich 700 M. zur Bezahlung des Organisten,
des Mesners, zur Unterhaltung des ewigen Lichtes, der Paramente etc. abwürfe. Wir müssen es
dahingestellt lassen, ob die dortige Gemeinde so große Opfer zu bringen gewillt ist, nachdem
die Seelenzahl von mehr als 1.600 i[m] J[ahre] 1842 auf 1.231 i[m] J[ahre] 1880 und von da bis
1900 auf 1.053 gesunken ist.w

Wenn man allerdings diesem Schreiben von Ende August 1903 - das von Erzbischof Thomas
Nörber höchstpersönlich unterzeichnet war - jenen Brief gegenüberstellt, den Weihbischof
Friedrich Justus Knecht am 23. April 1903 geschrieben hatte, dann klingt die Ablehnung doch
viel weniger schroff und lässt der Gemeinde immerhin die Möglichkeit, aktiv zu werden - wenn
auch die aufgestellten Hürden recht hoch sind. Ein halbes Jahr früher hatte sich die Antwort noch
sehr viel mehr nach endgültigem „Nein" in der Art eines „Roma locuta, causa finita" angehört:

Wir können [...] unsre Zustimmung zur Erbauung einer Pfarrkirche in dortigem
Marktflecken nicht erteilen und unsre Mitwirkung zur Zerreißung des mehr als tau-

Erzbischöfliches Archiv Freiburg (EAF), B4/2185, Schreiben vom 27. August 1903.
Ebd., Schreiben vom 18. August 1903.
Ebd., Schreiben vom 27. August 1903.

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