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und die hiesigen Mitglieder die Vorträge zu unregelmäßig besuchten,167 wollte man die Vorträge,
zu denen bisher nur die Mitglieder zugelassen waren, allen Interessierten öffnen. Dieses Ereignis
ist insofern relevant, da sich nun der BVS von einem eher geschlossenen Club zu einem offenen
Verein veränderte.168

In den Presseartikeln finden sich wenige Beispiele, bei denen versucht wurde, sich dem damaligen
nationalsozialistischen Vokabular anzugleichen. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei den
Artikeln immer um eine bewusste Öffentlichkeitsarbeit handelt, die sich der aktuellen Sprache
anpasste. Als Beispiel dafür sei die Ankündigung zu Heinrich Brenzingers Vortrag 500 Jahre
einer Freiburger Bürgerfamilie, den der BVS im Februar 1934 zusammen mit dem Landesverein
Badische Heimat organisierte, erwähnt. Darin wurde die Familiengeschichte als Völker- und
EinzelschicksaP69 bezeichnet. Als Nachweis, dass von Wohleb bewusst eine „völkische" Sprache
gewählt wurde, dient ein unveröffentlichter Pressebericht zum Vortrag Die Erschließung des
Schwarzwaldes im Hochmittelalter von Prof. Theodor Mayer: Der Vortragende zeigte durch
seine Ausführungen, daß die Geschichte des deutschen Volkes nur bei richtiger Verbindung mit
der Geschichte des Landes verstanden werden kann [...] Der Landeskunde kommtfolgedessen
eine große Bedeutung zu, ja sie bildet eine unerläßliche Voraussetzung für die Erkenntnis der
Schicksale des deutschen Volkes überhaupt [Anm. d. Verfassers: im Original unterstrichen].170

Geringen Niederschlag in den Publikationen und Vorträgen fand die damalige sogenannte
„Germanenkonjunktur". Damit wurde die deutsche Begeisterung für alles Nordische und
Germanische bezeichnet, welche bereits in der Kaiserzeit zu beobachten war und unter den
Nationalsozialisten mit dem germanozentrischen Weltbild ihren Höhepunkt fand. Dabei hatte
Otto Wacker in seiner Rede zum Jubiläum der Badischen Historischen Kommission 1935 die
regionalgeschichtlichen Forscher dazu aufgerufen, die geschichtliche und kulturelle Einheit des
Oberrheingebiets darzustellen.171 Die völkisch-rassische Zusammengehörigkeit der Alemannen
beiderseits des Rheins sollte zum einen den historischen Reichsgedanken belegen, zum anderen
die Forderung nach Beseitigung des Versailler Vertrags und mögliche Annexionsbestrebungen
gegenüber Elsass-Lothringen legitimieren.172 Bis 1933 hatten sich nur wenige Forscher der
Vorgeschichte gewidmet. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten änderte sich das schnell:
In Freiburg sei vor allem Georg Kraft, Leiter des Museums für Urgeschichte, erwähnt.173 Ein

1933 von etwa 250 auf 220 Mitglieder. Vgl. zu den Zahlen Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt, hg. von
Gerhard Lüdtke, Bd. 30, 1. Abteilung, 1930, S. 881f. und Bd. 31, 1. Abteilung, 1933, S. 622f.
Vgl. 37. Vereinsbericht, in: Schau-ins-Land 61 (1934), S. 103. In den Anfangsjahren wurde das unentschuldigte
Fernbleiben der Mitglieder von den Vereinssitzungen übrigens noch mit einer Geldstrafe belegt. Vgl.
Vereinssatzung, in: Schau-ins-Land 1 (1873/74), o.S.

Anscheinend hatte das einen gewissen Erfolg, denn ab 1936 hatte der Verein wieder positive Wachstumszahlen
zu vermelden. Vgl. StadtAF, K2/1/93, Protokollbuch des Vorstands, hier: Sitzung vom 2.7.1934.
Freiburger Zeitung, 28.2.1934.
Vgl. StadtAF, K2/1/79, Berichte 1.

Vgl. Bericht über die Festsitzung der Badischen Historischen Kommission am 14. Dezember 1935, in: ZGO

88 (1936), S. 517-522.

Vgl. Debacher (wie Anm. 25), S. 244.

Georg Kraft (1894-1944) wurde 1926 im Fach Urgeschichte habiliert und bot als Privatdozent seit dem
Sommersemester 1927 regelmäßige Lehrveranstaltungen an. Die Umwandlung in ein ordentliches
Ordinariat wurde ihm wegen seiner christlichen Einstellung - Kraft war evangelisch-lutherisch - verwehrt
, wie seine Frau angab. Daneben übernahm Kraft 1930 auch die Funktion des archäologischen
Denkmalpflegers für Oberbaden, sodass er fortan für die drei für die Ur- und Frühgeschichte in der Region
maßgeblichen Arbeitsbereiche verantwortlich war: Die Betreuung des Museums für Urgeschichte, die
Vertretung des Fachs in Forschung und Lehre an der Universität sowie die Verantwortung für die archäo-

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