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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0139
anderer gewichtiger Wortführer für das Alemannentum war der Freiburger Oberbürgermeister
Franz Kerber, der als Leiter des Alemannischen Instituts und Herausgeber der Freiburger
Jahrbücher die Bedeutung der Alemannen für die Stadt hervorhob.174 Als Kampfbegriff verlor
das Alemannentum nach dem Feldzug gegen Frankreich und dem Waffenstillstand vom 22. Juni
1940 an Bedeutung. Dagegen kann für die „Germanenkonjunktur" im BVS einzig der Vortrag
des Geheimen Hofrats Karl Martin angeführt werden.175 Martin behandelt darin und in seinem
im „Schau-ins-Land" erschienenen Artikel die oberwallisischen Einwanderer, die sich mit der
Zähigkeit echter Alemannen im oberen Lystal in Italien, einem Seitental des Aostatals, angesiedelt
hatten. Martin deutet sie um in besonders hochwertige [...] deutsche Stammesgenossen
[...] Ihre heißen Bemühungen zur Erhaltung ihrer deutschen Sprache, das Streben nach deutschsprechenden
Geistlichen, die Errichtung deutscher Schulen, deutsche Aufschriften an Häusern,
Kirchen und auf Grabsteinen, Vermeidung von Ehen mit Fremdstämmigen, lebhafte Beziehungen
zur alten Heimat, dem Wallis, ermöglichte die Beibehaltung ihrer deutschen Eigenart und ihrer
altüberlieferten Sitten}16

Eine vor Beginn des Zweiten Weltkriegs erkennbar zunehmende Franzosenfeindlichkeit
schlug sich in dem Zeitungsartikel „Die Not der Oberrheinlande während des zweiten Raubkrieges
Ludwig XIV" nieder, der auf einen Beitrag von Franz Karl Barth im Jahrbuch „Schau-ins-Land"
64 (1937) zurückgeht. Beschrieben wurde das von Wunden starrende Deutschland^11 das sich gegen
zielsicher vorgehende Franzosen zu erwehren hatte und wie das nach mehreren Kriegen am
Boden liegende Gebiet östlich des Rheins durch den Feldzug Ludwigs XIV weiter gedemütigt
worden war. Daraus wurde in der historischen Interpretation in der Zeit des „Dritten Reiches" die
moralische Überzeugung gewonnen, sich gegen den Erbfeind Frankreich kriegerisch zur Wehr
setzen zu müssen. Die Einheit des Oberrheingebiets sei gefährdet, verstärkt vor allem durch die
demütigenden Bestimmungen des Versailler Vertrags.

Diese Beispiele sind zwar nur wenige, aber sie geben die öffentliche Meinung des Vereins
wider. Es zeigt sich, dass die Geschichtsvereine den ideologischen Prämissen der Machthaber
durchaus folgten. Damit unterstützte der BVS, und sei es auch nur um eine bessere Öffentlichkeit
zu gewinnen, den nationalsozialistischen Kurs.

logische Denkmalpflege. Bei seinen Ausgrabungen wurde er unter anderem durch die SS unterstützt.
Kraft starb 1944 beim großen Bombenangriff auf Freiburg. Vgl. Hubert Fehr: Ur- und Frühgeschichte,
in: Freiburger philosophische Fakultät (wie Anm. 160), S. 532-556, hier S. 537; zu Krafts Lebenslauf vgl.
StAF, D 180/2, Nr. 88724, Fragebogen vom 7.1.1946.

Das Jahrbuch der Stadt Freiburg ist ein Medium, in dem die Dichter, Forscher und Künstler das „neue
Deutschland" einer breiten Öffentlichkeit präsentieren sollten. Vgl. Franz Kerber: Volk, Kultur und
Gemeinde, in: Alemannenland. Ein Buch von Volkstum und Sendung (Jahrbuch der Stadt Freiburg 1), hg.
von Franz Kerber, Stuttgart 1937, S. 7-13, hier S. 13. In dieser Reihe erschienen insgesamt fünf Bände
mit meist räumlichen Schwerpunkten.

Karl Martin wurde am 28.3.1867 in Emmendingen geboren. Zu der Zeit war er Realgymnasiumsdirektor
a.D., 1930-1.4.1932 Direktor und Leiter des pädagogischen Seminars. Vgl. einführend zu seinem
Lebenslauf StAF, Nr. 38587, Fragebogen, 18.9.1945.

Karl Martin, Die italienische Gemeinde Gressoney am Monte Rosa und ihre Beziehungen zum Breisgau
(Ein verlorener Außenposten des Deutschtums), in: Schau-ins-Land 62 (1935), S. 32-55. Zum Vortrag vgl.
Freiburger Zeitung, 3.1.1935 (Abendausgabe).
Freiburger Zeitung, 3.11.1937.

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