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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0156
Freiburg im selben Jahr waren letztlich der Grund dafür, dass Freiburg auch für Josef Mengele
zur „Wahlheimat" in Zeiten des Krieges werden sollte.

Kennengelernt hatte Mengele seine spätere Ehefrau und deren Eltern während der ersten vier
Monate seines Medizinalpraktikantenjahres von September bis Dezember 1936 an der Medizinischen
Universitätsklinik in Leipzig. Die damals 19-jährige Abiturientin Irene Maria Schoenbein
(1917-1995) war die Tochter des technischen Direktors Heinrich („Harry") Schoenbein (1883-
1966)17 und seiner in Freiburg geborenen Gattin Elise Stöckle (1888-1983). Nach bestandenem
Abitur an der Leipziger Aufbauschule zu Ostern 1937 und nach absolviertem Reichsarbeitsdienst
in Mecklenburg schrieb sich Irene Schoenbein im Wintersemester 1937/38 im Fach Französisch
an der Universität Neuchätel, Schweiz, ein.18 Das Paar heiratete am 28. Juli 1939 in Oberstdorf
und war ab 26. August 1939 mit gemeinsamer Adresse in der Eysseneckstr. 49 im Frankfurter
Nordend gemeldet (Abb. I).19 Für das Mitglied der NSDAP (1. Mai 1937, Nr. 5574974) und
Allgemeinen SS (1. Mai 1938, SS-Nr. 317885), den promovierten Anthropologen und Arzt Josef
Mengele, änderte der Kriegsausbruch 1939 an der beruflichen und privaten Situation zunächst
einmal nichts. Seine Promotion 1938 fiel in die Zeit seines Antritts der besagten Assistentenstelle
an Verschuers Institut am 1. Juni 1938, die laut Schreiben des Universitätskuratoriums vom 12.
April 1940 sogar nochmals bis zum 31. Mai 1942 hätte verlängert werden sollen.20 Spätestens
mit Mengeies Einberufung in die Wehrmacht 1940 muss aber Frankfurt als Wohnsitz des Paares
zur Disposition gestanden haben bzw. aufgegeben worden sein.21 Irene Mengele hatte zu diesem
Zeitpunkt ihr Französisch-Studium in der Schweiz abgebrochen und ein Studium im Fach
Kunstgeschichte aufgenommen. Immatrikuliert war sie in ihrem neuen Fach erstmals zum 15.
April 1940 an der Universität Freiburg.22 Die Entscheidung für Freiburg als Studienort mag dabei

Die von der „Neuen Deutschen Biographie" (NDB) (http://www.deutsche-biographie.de/sfz61659.html) und
einigen Mengele-Biografen für Harry Schoenbein angegebene Berufsbezeichnung (Universitäts-) „Professor
" entbehrt jeglicher Grundlage. Der als Heinrich Schoenbein am 1.10.1883 im schweizerischen Fribourg
zur Welt gekommene Schriftsetzer brachte es zu einem (technischen) Direktor und Kaufmann. Er war, aus
Genua kommend, erstmals 1907 in Freiburg gemeldet. Die Eheschließung mit der gebürtigen Freiburgerin
Elise Stöckle (1888-1983) erfolgte am 17.8.1912 in Freiburg. Im Freiburger Eheregistereintrag Nr. 366/1912
(StadtAF) lautet seine Berufsangabe noch Buchdruckereifaktor. In den Leipziger Adressbüchern der Jahre
1917 und 1924 wird er als Korrespondent ausgewiesen. Schließlich findet sich in Harry Schoenbeins Freiburger
Einwohnermeldekarte (StadtAF) die Berufsangabe Rentner und Direktor i.R., letztere Bezeichnung
auch in den Freiburger Adressbüchern 1941 ff. Harry Schoenbein starb am 3.9.1966 in Freiburg und liegt in
einem Familiengrab zusammen mit seiner Frau Elise Schoenbein und der Tochter Irene Hackenjos auf dem
Freiburger Hauptfriedhof begraben.

Matrikelkartei, Universitätsarchiv Freiburg (UAF), B 16, Irene Mengele.

Institut für Stadtgeschichte (Stadtarchiv) Frankfurt a.M., Hausstandsbuch 362, Eysseneckstr. 49, Josef und
Irene Mengele. Vermerkt ist im Hausstandsbuch ferner, dass Josef Mengele aus Bonn und Irene Mengele
aus Westerland/Sylt kommend sich mit diesem Datum in Frankfurt angemeldet haben.
Vgl. die Personalakte Mengele im Universitätsarchiv Frankfurt; vgl. hierzu vor allem Udo Benzenhöfer:
Bemerkungen zum Lebenslauf von Josef Mengele unter besonderer Berücksichtigung seiner Frankfurter
Zeit, in: Hessisches Ärzteblatt 4/2011, S. 228-239, hier S. 229.

Mengeies Einberufung zur 6. Kompanie, Sanitäts-Ersatz-Bataillon 9, Kassel, erfolgte zum 15.6.1940. Im
Frankfurter Hausstandsbuch (wie Anm. 19) ist seine Frankfurter Abmeldung am 14.6.1940 vermerkt: Zum
Heeresdienst abgem., während die Angaben zu Irene Mengele noch bis zu deren „Ummeldung" nach München
am 11.1.1941 reichen, den Wohnsitzwechsel nach Freiburg indessen nicht registrieren.
Irene Mengele ist zum 2. Trimester 1940 (15.4.-31.7.1940) und bis Ende des 3. Trimesters Anfang 1941 an
der Universität Freiburg im Fach Kunstgeschichte immatrikuliert (vgl. Matrikelkartei, UAF, B 16, Irene
Mengele). Lehrstuhlinhaber war das NSDAP-Mitglied Prof. Kurt Bauch.

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