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Abb. 5 Gruppenbild mit Massenmördern: Der lachende Josef Mengele zusammen mit Richard Baer (links),
Josef Kramer (halb verdeckt), Rudolf Höß und einem unbekannten SS-Hauptsturmfuhrer (rechts).
Nähe Sola-Hütte, August/September 1944 (United States Holocaust Memorial Museum in
Washington, D.C., Höcker-Album).
Außerdem sei ihr auch wieder der „süßliche Gestank" aufgefallen, den sie schon bei ihrer ersten
Reise 1943 bemerkt hatte. Ihr Mann sei den entsprechenden Fragen jedoch wie gewohnt ausgewichen
. Undenkbar jedoch, dass ihre diesbezüglichen Wahrnehmungen und Gespräche in nächster
Nähe des Geschehens derart beschränkt geblieben sein konnten oder sollten." Folgt man den
Tagebucheintragungen, hat Irene Mengele andererseits durchaus genaue Wahrnehmungsfähigkeit
bewiesen und beispielsweise eine Veränderung der Gemütslage ihres Mannes festgestellt.
Josef Mengele habe im August 1944 einen „niedergeschlagenen und depressiven Eindruck gemacht
" und sich gefragt, „wer das alles zu verantworten" habe, sei aber darauf bedacht gewesen,
sich nichts anmerken zu lassen. Sonst sei ihr Josef Mengele nämlich „stets charmant", „lustig"
und „sehr gesellig" erschienen, wenn auch eitel und traurig darüber, dass er „seines Erachtens zu
klein" gewesen sei. Seinen „Dienst" habe er im Sinne der nationalsozialistischen Überzeugung
und SS-Ideologie als „Fronteinsatz" verstanden und seine Pflicht darin gesehen, ihn in soldatischem
Gehorsam zu verrichten.100 Angesichts der für das Deutsche Reich im Sommer 1944
längst aussichtslosen militärischen Lage - im Westen der Fortgang der alliierten Invasion und
die Befreiung Frankreichs, im Osten die fast vollständige Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte
durch die sowjetische Sommeroffensive (Operation Bagration) und die in kurzer Zeit von allen
Vgl. Posner/Ware (wie Anm. 31).
Ebd., S. 79.
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