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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0203
Guy Tissier an: Der vollständige Interviewtext enthält Hinweise auf noch mehr Themenfelder, zu denen
sich Recherchen lohnen würden. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Quellen dazu vorhanden sind, wie
es die Forschungen der letzten Jahre im Rahmen von Projekten der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung
und Zukunft" oder in der katholischen Kirche eindrucksvoll belegen.

Maurer bearbeitet mit Werkzeugen der Mentalitätsgeschichte und der Biografieforschung ein wirtschaftsgeschichtliches
Thema und nennt selbst sein Buch „Studie zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte".
Das trifft es auch, denn um es als echte Wirtschaftsgeschichte zu bezeichnen, dringt das Buch nicht tief
genug in wirtschaftliche Strukturen ein und arbeitet auch zu wenig mit entsprechenden Daten. Aber das
war auch gar nicht das Ziel des Autors: „Dieses Buch [...] gräbt nach den Wurzeln der Mentalität des
dieser Welt [des Schwarzwalds] entstammenden Menschenschlags" (S. 29), ,,[d]enn es sind Menschen,
Köpfe, Persönlichkeiten, die Geschichte machen, Kultur, Zivilisation und Fortschritt schaffen, Wohlstand,
Zukunft, lohnende Aufgaben für andere stiften" (S. 371). An vielen Stellen merkt man es dem Buch des
emeritierten Didaktikprofessors Maurer an, dass er einst nicht nur Pädagogik und Geschichte, sondern
auch Philosophie studiert hat. Insgesamt spiegelt sich im Verzicht auf die Nachweise wie auch in der
beschriebenen Ausrichtung des Buchs die Absicht Maurers wider, für die Öffentlichkeit zu schreiben, ein
Buch zu verfassen, das „science to public" (S. 15) vermittelt. Das ist ihm sicherlich gelungen. Für die
Regionalforschung bietet das Buch einen angenehm zu lesenden Einstieg, für alles Weitere muss man auf
die vorhandene Literatur zurückgreifen oder Archivquellen auswerten. R. Johanna Regnath

NS-Kulturpolitik und Gesellschaft am Oberrhein 1940-1945, hg. von Konrad Krimm (Oberrheinische
Studien 27), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2013, 388 S., zahlr. Abb. sowie CD-ROM.

Nach langer Bearbeitungsdauer - die Tagung „NS-Kulturpolitik und Gesellschaft am Oberrhein 1940-1945"
hatte 2006 stattgefunden sind nunmehr die Beiträge und einige Erweiterungen erschienen. Das Buch
widmet sich einem interessanten und kontroversen Thema: die Umgestaltung des annektierten Elsass 1940
bis 1944 und darüber hinaus des ganzen Oberrheinraums. Obwohl das Elsass nach dem Frankreichfeldzug
noch offiziell der Wehrmacht als besetztes Gebiet unterstand, plante man die rasche Eingliederung ins
Deutsche Reich. Unter dem ehrgeizigen badischen Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner sollte
zusammen mit Baden ein neuer Mustergau „Oberrhein" entstehen.

Mehrere Beiträge (Ernst Otto Bräunche, Angelika Herkert, Gerhard Kabierske, Dorothea Roos) behandeln
die geplante Verlegung des Verwaltungszentrums von Karlsruhe nach Straßburg. Auf der beiliegenden
CD-ROM wird umfangreiches Planmaterial aufbereitet, das die gigantomanischen Dimensionen
der neuen Gauhauptstadt anschaulich macht. Jedoch kam das Projekt nicht über das Entwurfsstadium hinaus
, auch Hitler hatte den Ausführungsplänen noch nicht zugestimmt.

Markus Enzenauer geht der grundsätzlichen und schwierigen Frage nach, wie tief Naziflzierung,
Germanisierung und organisatorische Erfassung der elsässischen Bevölkerung 1940 bis 1944 wirklich
gewesen sind. Die Haltung war gegenüber den deutschen Vereinnahmungsversuchen anfangs noch recht
uneinheitlich. Sie wechselte zwischen mehr oder weniger offener Hinwendung und kritischem Attentismus,
um am Ende zu einer deutlichen Distanzierung zu führen.

Nach einem Zitat des Gauleiters Wagner, eines verhinderten Volksschullehrers, war die Elsaßfrage als
Erziehungsproblem zu sehen (S. 166). Folgerichtig wurde die Kulturpolitik zum eigentlichen Schwerpunkt
nationalsozialistischer Durchdringung. Zwei Beiträge beleuchten die Rolle, die der 1940 neugegründeten
„Reichsuniversität" Straßburg zukam. Frank Rutger Hausmann betont die hochgesteckte Zielsetzung. Als
„geistige Kampfstätte", als ein „Bollwerk des deutschen Geistes" sollte sie sogar die Sorbonne entthronen
. Neben der ideologischen Verankerung bemühte man sich durchaus um wissenschaftliche Exzellenz.
Ebenso wies sie auch innovative Elemente auf, die heute zum allgemeinen Gut moderner Wissenschaft
gehören. Auch im folgenden Beitrag von Alexander Pinwinkler wird die extreme biologistisch-rassistische
Dominanz der „Volkstumsforschung" betont. Größeres Gewicht als der elitären Universitätsbildung kam
aber der Umgestaltung des Volksschulwesens und der Lehrerbildung zu. Der umfangreiche Beitrag von
Wolfram Hauer beleuchtet ausführlich, wie das elsässische Schulwesen unter der Führung durch die badi-

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