Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0215
Niederschrift von Rechten und Pflichten im Breisgau vor: den „Hofrotel von Andlau", ein Weistum aus dem
Jahr 1284. Die Äbtissin des elsässischen Klosters präzisiert darin den Rechtszustand in ihren Breisgauer
Besitzungen in Kenzingen, Ottoschwanden, Endingen, Oberbergen, Bahlingen und Sexau. Sie tut das auch
im Namen ihres Konvents und mit den Herren von Osenberg, des Klosters erwählten Vögten, die jedoch
auch ihre Konkurrenten waren. Prosser arbeitet heraus, wie den Menschen, die nicht lesen und schreiben
konnten, die Rechtsinhalte vermittelt wurden. Zeugen hören und selbst Zeugnis geben auf den regelmäßig
dreimal jährlich abgehaltenen Dingversammlungen war das Instrument. Der Rotulus beschreibt das Ritual
dieser Versammlungen, zu denen alle Beteiligten zu erscheinen hatten. Die Äbtissin führte den Vorsitz,
den Vögten war auferlegt, adeliges Gepränge zu entfalten, Knechte, mehrere Pferde, Jagdhunde und einen
Habicht mit sich zu fuhren.

Auf den Rotulus, der Ämter wie Schultheiß und Meier nennt, geht auch Georg Kirnberger in seinem
Beitrag „Die Meiger von Kürnberg zwischen 1200 und 1600. Schultheißen von Kenzingen und Burgvögte
von Kürnberg. Gefolgsleute der Üsenberger und der Herren von Hohengeroldseck" ein. Seine Forschungen
sind für ihn zugleich Familiengeschichte, die er beachtlich weit zurückverfolgen kann bis zu Cuno von
Schweighausen, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts fassbar ist. Cunos Sohn oder Enkel war
Schultheiß von Kenzingen, als der „Hofrotel von Andlau" aufgesetzt wurde. Kirnberger interpretiert
die detaillierten Festlegungen, die auch das Verhältnis zwischen dem Kloster und den Vögten betrafen
als Versuch, einem Mangel abzuhelfen und geht davon aus, dass die Üsenberger schon damals nach der
Übernahme des Klostergutes trachteten, was 1344 durch Verkauf vollzogen wurde. Der Autor führt den
Leser bis in die 13. Generation der Familie, die ihren Aufstieg bald durch Siegel und Wappen sichtbar
machte. Am Anfang und Ende des Beitrags steht jeweils eine Burg: Raubühl in Ottoschwanden, von der
oberirdisch nichts erhalten ist, und die Kirnburg, die in einer eindrucksvollen Rekonstruktionszeichnung
von Hans-Jürgen Akkeren gezeigt wird.

Im Eröffnungsartikel „Von Franz von Assisi zu den reformierten Franziskanern in Kenzingen"
gibt Leonhard Lehmann OFMCap einen Überblick über die Geschichte des Franziskaner-Ordens. Der
Stammbaum mit seinen Ästen, zu denen seit dem 16. Jahrhundert die Kapuziner gehören, und zahlreichen
Zweigen wird auch grafisch dargestellt. Das 350-jährige Jubiläum der Kenzinger Franziskanerkirche,
das 2011 begangen wurde, hat seine Spuren hinterlassen. Annegret Blum erinnert an die Ausstellung
zum Fest und hält den Inhalt der dort gezeigten acht großen Tafeln fest. Es geht um den Architekten der
Franziskanerkirche Pater Rufin Laxner und die hochrangigen Zelebranten des Weihegottesdienstes vom
11. Juni 1662 um Bischof Franz Johann von Altensumerau-Prasberg, den Barockmaler Franz Sebald
Unterberger und seine Altargemälde. Pater Lehmann steuert einen Exkurs bei über das Wappen des
Franziskaner-Ordens: Seit dem 15. Jahrhundert konnten es gekreuzte Hände oder Arme sein, das hergebrachte
Symbol ist jedoch der griechische Buchstabe „Tau"; das Seil, von dem sich der französische Name
cordeliers herleitet, taucht in den Abbildungen auf.

„Landwirtschaft, Tierzucht, Fohlenweide Kenzingen" - so lautet der Titel einer der Archivalien, die
Klaus Weber benützt hat, um seinen 20 Seiten umfassenden Artikel über die Geschichte der Landwirtschaft
im Raum Kenzingen während des 19. Jahrhunderts zu schreiben. Bevölkerungswachstum, Zehntablösung,
Missernten, Auswanderung - er verfolgt die wirtschaftliche und soziale Entwicklung, bietet dem Leser statistische
Angaben. Er setzt der Großherzoglichen Ackerbauschule Hochburg, gegründet 1846, ein Denkmal
in Wort und Bild und lässt zwischen den Zeilen erkennen, dass Württemberg auf diesem Gebiet schon früher
aktiv geworden war: Der erste Leiter der Hochburg, Ökonomierat Gottlob Reinhard, hatte in Hohenheim
studiert. Auf S. 184 erfahren Freiburger etwas zur Geschichte der Alten Wache beim Münster: Dort wurde
1868 eine Winterschule zur Fortbildung von Landwirten aus den umliegenden Bezirksamtsbereichen
eröffnet. Aufhänger und Schlusskapitel ist der Bericht über eine große landwirtschaftliche Ausstellung in
Kenzingen im Herbst 1900. Die schmucken Lithografien, mit denen Preisträger geehrt wurden, künden
vom technischen Fortschritt und fuhren die gewinnversprechenden neuen Handelsgewächse auf wie „Hanf,
Zichorie, Zuckerrübe, Tabak, Raps, Obst und Gemüse" (S. 171).

Christian Stadelmaiers Forschungsinteresse gilt der Landwirtschaft des Mittelalters, insbesondere den
Zisterzienserklöstern mit ihrer innovativen Landwirtschaft. 2011 hat er über das Grangienwesen der Abtei

213


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0215