Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0060
Fastnachtslustbarkeiten

Fastnachtsumzüge, wie sie heutzutage fest zur Fasnet gehören, werden im frühen 18. Jahrhundert
von Abt Andreas Dilger erwähnt; sie fanden allerdings nicht in St. Märgen statt, sondern
wurden von den Klosterschülern seiner Freiburger Propstei Allerheiligen veranstaltet: Heit haben
die Studenten einen Fastnachtumgang gehalten, wie sie dann schiro alle Jahr gethan haben
.24

Aus den Klöstern St. Märgen und St. Peter sind keine studentischen Fastnachtsumzüge
überliefert. Hier konzentrierten sich Fastnachtsdarbietungen vielmehr auf die Zeit des Mittagessens
. Denn diese Mahlzeiten zogen sich auch deshalb stundenlang hin, weil man den Gästen
nicht nur gutes Essen, sondern ebenfalls gute Unterhaltung bieten wollte. Dabei war in St. Märgen
gelegentlich eine Lotterie (Glückshafen) als Fastnachtsvergnügen beliebt: Wir haben alhier
einen Glickshafen gezogen,25 und auch in St. Peter wurden während des Mittagessens Loszettel
gezogen: Sub prandio sortitio Schedularum. Einmal verblüffte der St. Petermer Theologieprofessor
P. Conrad Borer seine Mitbrüder und die Gäste durch Experimente mit einer Elektrisiermaschine
: et Machina electrica experimenta P. Professor Theologiae Conradus exhibuit. Ein
andermal war ein Bilanceator, ein Jongleur, im Kloster St. Peter zu Gast und führte bis 5 Uhr
nachmittags seine Künste vor, allerdings sehr zum Missfallen Abt Steyrers, der dieser Darbietung
voll Abscheu (taedio plenus) fernblieb.26

Solche Unterhaltungsangebote blieben indessen vereinzelt. Üblicher war eine kurze Tafelmusik
,27 am häufigsten aber eine Komödiendarbietung. Denn neben dem Namenstag des Abtes,
der Prämienverteilung am Schuljahresende und neben dem Besuch ranghoher Gäste gehörte in
den Klöstern die Fastnachtszeit zu den wichtigen und regelmäßigen Anlässen für Theateraufführungen
. Die Texte verfasste ein Angehöriger des Konvents als Pater Comicus, als Darsteller
agierten teils die Patres, vor allem aber die Klosterschüler. Wurde ein Singspiel aufgeführt,
komponierte einer der Patres die Musik dazu. Insgesamt lassen sich in St. Peter unter den Äbten
Steyrer und Speckle elf Aufführungen von Fastnachtskomödien nachweisen (Abb. 5).28

Abt Petrus Glunk von St. Märgen berichtet schon in den 1730er-Jahren von Fastnachtskomödien
am Schmutzigen Donnerstag in seinem Kloster: Die religiösen Canonici haben eine co-
mediam gespühlt in dem großen Zimmer, so genannth Bibliotheca. - Habe die H. H. Nachbarn
zu einem Fasnachtküchlein invitiert, wobey ein klein Fasnachtexhibition gehalten worden. Und
1741 besucht Glunk den benachbarten Abt Benedikt II. Wülberz (reg. 1739-1749) in St. Peter,
weillen aldorth ein Fastnachtspühl, so sehr angenemb anzuhören und anzusehen gewest, wozu
instantissime invitiert worden, gehalten worden.29

Unter Abt Philipp Jakob Steyrer, der mit der Gründung des Klostergymnasiums in St. Peter
zugleich auch das Schultheater ins Leben rief, sind von Beginn seiner Amtszeit an immer
wieder Aufführungen von Fastnachtskomödien und Singspielen bezeugt. Von den meist als co-
moedia oder als drama ludicrum (kurzweiliges Theaterstück) bezeichneten Werken, die am
Fastnachtsmontag oder -dienstag während des Mittagessens oder danach gespielt wurden, ist
keines erhalten, und nur vereinzelt ist ein Titel überliefert, von dem man auf den Charakter der

Dilger (wie Anm. 1), 3.2.1723.
Glunk (wie Anm. 1), 27.2.1737.

Steyrer (wie Anm. 1), 10. und 11.2.1766 sowie 15.2.1768.
Ebd., 27.2.1759 sowie 17. und 18.2.1760.

Erich Kaiser: Apollo im Schwarzwaldkloster. Benediktinisches Schultheater im Stift St. Peter zwischen
1750 und 1806, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 151 (2003), S. 285-340, hier S. 334-340.
Glunk (wie Anm. 1), Februar 1738, 5.2.1739 und 13.2.1741.

58


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0060