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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0087
Die Organisation des Freiburger Kriegssanitätswesens im Ersten Weltkrieg

Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Freiburg für den Fall einer militärischen Auseinandersetzung
mit den gegnerischen europäischen Mächten, allen voran mit dem französischen
„Erbfeind", zu einem der zentralen Orte der Verwundetenversorgung in Deutschland bestimmt
worden. Für Freiburg als Lazarettzentrum sprach zum einen die relative Nähe zu den erwarteten
militärischen Kampfhandlungen im Elsass - eine Vermutung, die sich im Krieg bewahrheiten
sollte, wenngleich die Kämpfe im Elsass nicht das vor dem Krieg von vielen befürchtete Ausmaß
erreichten. Zum anderen war Freiburg ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, da es nicht
nur an der Rheintalbahnlinie lag, sondern auch Bahnverbindungen nach Colmar und in den
Schwarzwald besaß. So fungierte Freiburg gleichsam als Drehscheibe, bei der die Verwundeten
von der Elsassfront über Colmar nach Freiburg transportiert, dort untergebracht und erstversorgt
wurden, ehe man sie bei Bedarf über die Rheintalstrecke oder die Schwarzwaldbahn in die
Lazarette der Umgebung weiterbefördern konnte. Zum dritten war Freiburg auch als Zentrum
einer angesehenen Universitätsklinik mit einer hohen Dichte an Spezialkliniken und gut ausgebildeten
Ärzten für den Status als Lazaretthauptstadt Badens geradezu prädestiniert.8

Die Unterbringung der Soldaten sollte dabei neben dem Lazarett der in Freiburg stationierten
Garnison überwiegend in Schulen erfolgen. Sie verfügten über ausreichend große Räumlichkeiten
und die nötigen sanitären Standards, war man sich doch angesichts der Entwicklung
der modernen Epidemiologie und Bakteriologie seit den 1870er-Jahren bewusst, wie wichtig
in den Kriegslazaretten eine gute Hygiene zur Vermeidung von Ansteckungen und Seuchen
war. Im Krieg sollte sich außerdem herausstellen, dass sie gegenüber der ebenfalls erwogenen
Unterbringung von Soldaten in Hotels einen weiteren großen Vorteil besaßen: Die Klassenzimmer
wiesen genau die richtige Größe auf, um einerseits das Bedürfnis der Soldaten nach
Ruhe, andererseits ihren Wunsch nach Geselligkeit und Zusammengehörigkeit zu befriedigen.
Überdies konnte auf diese Weise die Pflege der Verwundeten effizienter bewältigt werden als
in Hotels und Pensionen mit ihren Zweibettzimmern.9 Wie intensiv man sich im Übrigen schon
in den Jahren vor dem Kriegsausbruch in Freiburg auf die Verwundetenversorgung vorbereitete,
zeigt eine Maßnahme des Jahres 1912/13: Beunruhigt durch den Balkankrieg des Jahres 1912,
veranlasste der Freiburger Ortsausschuss des Roten Kreuzes Planungen zur Einrichtung eines
Lazaretts im Freiburger Friedrich-Gymnasium, die in aller Stille mit Unterstützung von zahlreichen
privaten Geldgebern vorbereitet wurden.10

Anders als im Bereich der Lebensmittelversorgung, bei der das Deutsche Reich und die Stadt
Freiburg schlecht für den kommenden Krieg gerüstet waren, war die Stadt Freiburg deshalb auf
dem Gebiet des Kriegssanitätswesens in der Tat gut auf einen großen Krieg vorbereitet.11 Bei
Kriegsausbruch wurde deshalb ein verhältnismäßig gut funktionierendes Räderwerk in Gang
gesetzt: Noch vor der Mobilmachung der Soldaten und der deutschen Kriegserklärung an Russland
am 1. August 1914 erging am 31. Juli in aller Geheimhaltung ein Schreiben des Stadtrats
an die Direktionen der Freiburger Schulen, sie mögen sich für den Fall einer Mobilmachung
um die Verwahrung der Unterrichtsmittel kümmern. Zwei Tage später, am 2. August, wurden

Vgl. Clodius (wie Anm. 1), S. 90f.; Werthmann (wie Anm. 6), S. 1; Christian Geinitz: Kriegsfurcht und
Kampfbereitschaft: Das Augusterlebnis in Freiburg. Eine Studie zum Kriegsbeginn 1914, Essen 1998, S.
282f.

Vgl. Clodius (wie Anm. 1), S. 36f.; Hotz (wie Anm. 5), S. 3f.
Vgl. Werthmann (wie Anm. 6), S. 6.
Vgl. Geinitz (wie Anm. 8), S. 282.

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