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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0090
krankenhaus und die Universitätskliniken mit ihren sieben Spezialhäusern zählten folglich zu
den Vereinslazaretten.21

Ungeachtet ihres unterschiedlichen Grades an Selbstverwaltung griffen die Lazarette in vielen
Fällen auf gemeinsame Dienstleistungen zurück. Der Transport der Verwundeten vom Freiburger
Hauptbahnhof, später vom Güterbahnhof im Freiburger Norden zu den einzelnen Lazaretten
erfolgte beispielsweise für alle Lazarette, also auch die Reservelazarette unter Führung
der Militärverwaltung, durch die ebenfalls schon vor dem Krieg gegründete „Transportabteilung
des Ortsauschusses vom Roten Kreuz". Auf den meisten anderen Gebieten versorgten sich die
„Militärlazarette" hingegen selbst, während sich die Reservelazarette unter Führung des Roten
Kreuzes und die Vereinslazarette hier die Ressourcen teilten. Bei beiden Lazaretttypen stammte
beispielsweise das Gros der leitenden Lazarettärzte aus den Reihen der Universitätsklinik, wovon
die sogenannte „Kriegschronik der Freiburger Universität" aus dem Jahr 1918 beredte Auskunft
gibt.22 Für diese Lazaretttypen hatte das Rote Kreuz außerdem im Kollegiengebäude I umfangreiche
Lager angelegt: Die Depots für Möbel, Wäsche, Verbandszeug, chirurgische Instrumente
und Ähnliches waren in diversen Hörsälen und Zimmern untergebracht; das Depot für Lebensmittel
befand sich im Keller.23 Ferner erhielten einige Lazarette ihr Essen gemeinsam aus der
städtischen Speiseanstalt.24 Manchmal bezogen die Lazarette dieselben Gegenstände aber auch
aus unterschiedlichen Quellen: Im Reservelazarett des Evangelischen Stifts in der Herrenstraße
befand sich ein Teil der Wäsche in dessen Eigentum, die fehlende Menge wurde ihm von der
unter der Heeresverwaltung stehenden Reservelazarettzentrale zugewiesen.25 Gerade solche Regelungen
verweisen jedoch auf ein spezifisches Problem: Durch seine zum Teil zentrale, zum Teil
subsidiäre Organisation ergab sich im Freiburger Lazarettwesen ein kompliziertes Geflecht mal
getrennter, mal gemeinsamer Zuständigkeiten. Diese vielfältigen Überschneidungen sollten, wie
noch zu sehen sein wird, zu zahlreichen Unsicherheiten und Konflikten führen.

Obwohl viele Lazarette demzufolge auf gemeinsame Dienste rekurrierten, waren sie doch
im konkreten Alltag kleine, weitgehend autarke Mikrokosmen. Fast jedes Lazarett verfügte neben
den leitenden und assistierenden Ärzten, die zuweilen in mehreren Lazaretten Dienst taten,
über weibliches Pflegepersonal, männliche Krankenwärter für körperlich belastende Aufgaben
und einen Polizisten zur Bewachung des Gebäudes. Insbesondere die größeren Häuser besaßen
überdies eine komplexe Infrastruktur. Im Reservelazarett Realgymnasium in der Zähringerstraße
(heute Habsburgerstraße), das 250 Betten umfasste und eines der wichtigsten und am besten
ausgestatteten Lazarette Freiburgs darstellte, waren beispielsweise nicht nur 16 Berufsschwestern
, sieben Hilfsschwestern, zwölf ehrenamtliche Helferinnen und 16 Militärkrankenwärter
tätig. Es besaß im Keller auch eine große Küche, für die noch im August 1914 zur Beförderung
des Essens in den Speisesaal im dritten Stock eigens ein Aufzug eingebaut wurde.26 Im zweiten

Hier gilt es zu beachten, dass die Kliniken der Universität in den Statistiken der Stadtverwaltung und des
Roten Kreuzes als ein gemeinsames Vereinslazarett geführt wurden. Vgl. StadtAF, C3/775/7; Werthmann
(wie Anm. 6), S. 90-95.
Vgl. Universitätsarchiv Freiburg (UAF), B 1/4336.

Vgl. Werthmann (wie Anm. 6), S. 7f; Bericht des Roten Kreuzes an den Stadtrat über die Depot-Abteilung
, 11.10.1914, StadtAF, C3/775/4.

Beispiele hierfür sind die Lazarette in der Hildaschule und der Stühlingerschule. Vgl. StadtAF, C3/775/4.
Kriegs-Sanitätsbericht des Reserve-Lazaretts im Evangelischen Stift in Freiburg des XIV. Armeekorps
für die Zeit vom 4. August 1914 bis einschließlich 7. August 1916, Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA),
456 F 113, Nr. 294.

Vgl. den Schriftwechsel zwischen der Direktion des Realgymnasiums und dem Stadtrat vom 17. bis 24.
August 1914, StadtAF, C3/775/4.

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