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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0103
Abb. 6 Einem Fußverletzten wird im Herder-Lazarett ein Verband angelegt, links Charlotte Herder

(Privatarchiv Herder).

gingen bei Charlotte Herder also problemlos Hand in Hand. Eiserne, kalte, tödliche Entschlossenheit
, zu siegen oder zu sterben, ist alles, was wir aufbringen können, beschreibt Charlotte
Herder an anderer Stelle die kollektive Gefühlslage der Freiburger „Heimatfront" zu Beginn des
Krieges. Charlotte Herders Haltung ist damit typisch für den Dualismus von „Kriegsfurcht und
Kampfbereitschaft", wie er für die Freiburger Kriegsgesellschaft charakteristisch war und nicht
zuletzt durch den Topos von der angeblichen Notwehr Deutschlands gegenüber einem feindlich
gesinnten und am Krieg schuldigen Ausland genährt wurde.77

Dennoch führte die verstärkte Mobilisierung von Frauen für den Krieg zumindest im Bereich
des Lazarettwesens weder zu verstärkten Forderungen nach einer politisch-gesellschaftlichen
Emanzipation der Frau noch zur Infragestellung gesellschaftlicher Hierarchien und tradierter
bürgerlicher Moralvorstellungen. Für Charlotte Herder etwa war nicht die sich ihres
Eigenwerts bewusst werdende, ihre Interessen fortan mutig vertretende Frau das erstrebenswerte
gesellschaftliche Ideal, sondern die sich selbst aufopfernde, bedingungslos höheren Pflichten
gehorchende Ordensschwester. Diese sah sie idealtypisch in einer Franziskanerschwester verkörpert
, die in ihrem Lazarett in den ersten beiden Kriegsmonaten Dienst getan hatte: Obwohl
die Schwester mit ganzer Seele am Lazarettdienst gehangen hatte, folgte sie widerspruchslos der
Anweisung der Ordensleitung, in das Mutterhaus zurückzukehren. Die Gefasstheit, mit der die
Schwester in heiligem Gehorsam gegenüber ihrem Mutterhaus Abschied vom Lazarett nahm,
wurde von Charlotte Herder in den Rang höchster sittlicher Vervollkommnung gehoben: Still

Vgl. Geinitz (wie Anm. 8), S. 413, sowie jüngst: Der Erste Weltkrieg am Oberrhein, hg. von Robert Nei-
sen und Markus Eisen, Freiburg 2015, dort vor allem die Einleitung sowie die Aufsätze von Uta Hinz und
Arndt Schreiber.

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