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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0113
Nach dem Besuch der Volksschule von 1901 bis 1909 arbeitete Eugen Selber von 1909 bis 1915
in der Offenburger Firma C. R. Dold, die Emailschilder herstellte. Zum 1. Mai 1915 wurde er
eingezogen. Er kämpfte während des Ersten Weltkrieges an der Westfront, erhielt mehrere Auszeichnungen
- darunter das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse sowie wegen eines Bauchschusses
das schwarze Verwundetenabzeichen - und wurde zum Unteroffizier befördert. Anfang 1919
kehrte er mit dem Infanterieregiment 113 - zuvor hatte er auch im Regiment 114 gedient - nach
Freiburg zurück und war dann noch im Freiwilligen-Bataillon tätig. Dabei dürfte es sich um das
freiwillige Reserve-Miliz-Bataillon gehandelt haben, das im April 1919 auf Initiative des Freiburger
Bürgerrates aufgestellt worden war, um möglichen revolutionären Bestrebungen vorzubeugen
und die bolschewistische Gefahr zu bekämpfen.4 Das könnte etwas über seine politische
Haltung aussagen. Vielleicht suchte er aber auch nach seinem Kriegseinsatz eine Fortsetzung in
einer militärischen Formation, weil sich ihm zunächst keine Alternative bot. Wir wissen nicht,
wie er der Weimarer Demokratie gegenüberstand und ob er - nach der jugendlichen Prägung in
der Monarchie orientierungslos geworden - Sicherheit in hierarchisch gegliederten Organisationen
suchte.5 Möglicherweise spielte die Erfahrung der Armut eine Rolle, die er in seiner großen
Familie mit insgesamt zwölf Kindern kennengelernt hatte (Abb. 1).

Abb. 1

Eugen Selber, um 1920
(Privatarchiv Ingeburg Selber).

Selber war in dem von deutschen Ansiedlern geprägten Soroksär - heute ein Stadtteil Budapests - geboren
worden, dessen Mutter Katharina 1826 in Pest. Während diese 1875 als Witwe erneut heiratete und
1903 in Soroksär starb, erhielt Johann Selber 1877 die badische Staatsangehörigkeit und heiratete im
selben Jahr in Offenburg die dort geborene Franziska Leser. Sie war die Tochter der ledigen Anna Litterst
(1831-1904), deren Vater Säckler - also Hersteller von Säcken, eventuell auch Kleidung aus Leder - in
Offenburg gewesen war. Jakob Leser (1835-1897) aus Lahr hatte 1863 Anna Litterst geheiratet. Er war -
wie sein Vater - Hutmacher.

Heiko Haumann: Enttäuschte Hoffnungen auf eine neue Gesellschaft: Revolution und Räte 1918-1920, in:
Geschichte der Stadt Freiburg (wie Anm. 1), S. 265-277, hier S. 274f, Zitat S. 275.
Vgl. allgemein Walter Jaide: Generationen eines Jahrhunderts. Wechsel der Jugendgenerationen im
Jahrhunderttrend. Zur Sozialgeschichte der Jugend in Deutschland 1871-1985, Opladen 1988, S. 303-308;
mehrere Beiträge in: Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, hg. von Jürgen Reulecke
unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner, München 2003; Klaus Theweleit: Männerphantasien, 2
Bde., Reinbek 1993, hier vor allem Bd. 2, 4. Kapitel.

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