Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0149
möglich.22 „Bis zur Besetzung der Stadt im April 1945 waren die wichtigsten Verkehrsverbindungen
in der Nord-Süd-Richtung zumindest einspurig geräumt. Die Trümmer blieben am Straßenrand
und wurden nicht abtransportiert oder wiederverwendet. Die Ost-West-Verbindung, die
Salz-/Bertoldstraße, blieb dagegen völlig verschüttet. Erst gegen Ende April 1945 begann eine
systematische Straßenräumung durch das Tiefbauamt [...]."23 Zu diesem Zeitpunkt waren auch
Tausende von Wohnungen wieder instand gesetzt, zum größten Teil jedoch nur behelfsmäßig.

Fast die Hälfte der Einwohner verließ nach der Bombennacht die Stadt fluchtartig vor allem
in Richtung Schwarzwald; noch im April 1945 waren nur 59.000 Menschen (von 108.000
im Jahre 1939) in Freiburg ansässig. Eine geordnete Produktion war seit November 1944 nicht
mehr möglich. „Sie war durch Materialmangel, Verkehrschaos, Wegbleiben der deutschen ,Ge-
folgschaftsmitglieder' und dem Daueralarm verbunden mit täglichen Jagdbomberüberflügen
und -angriffen fast vollständig zum Erliegen gekommen. Die Auflösung schritt zügig voran.
Zudem war der Kanonendonner der sich nähernden Front bei Tag und Nacht zu hören. Die Stadt
leerte sich fortwährend von Menschen; die Heizungs- und die weitere Versorgungslage wurden
zunehmend prekärer."24 Unmissverständlich spürte die Bevölkerung, dass sie - jetzt im sechsten
Kriegsjahr - im „totalen Krieg" angekommen war.25 Öffentlichen Verlautbarungen, mit welchen
immer drängender an den Durchhaltewillen der Betroffenen appelliert wurde, begegnete man
jetzt viel kritischer, zumal keine Möglichkeit objektiver Informationsbeschaffung bereitstand.

„Die NS-Sicherheitsstellen verzeichneten seit Jahresbeginn 1945 eine ungeachtet verstärkter
Propagandatätigkeit rasch anwachsende Verbitterung, Resignation und Abstumpfung der
Bevölkerung [...] der Wille zum Kampf um den ,Endsieg' erlahmte trotz Androhung weiterer
Terrormaßnahmen durch die Nazis."26 Konnte bei dieser Stimmung eine Aktion gegen die verbleibende
jüdische Bevölkerung der Stadt in die Tat umgesetzt werden? Die Vorbereitungen
dazu erfolgten in Freiburg mit allergrößter Geheimhaltung ...

In letzter Konsequenz

Mit Erlass vom 19. Januar 1945 ordnete das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Berlin folgendes
an:

Alle in Mischehe lebenden Staatsangehörigen und staatenlosen Juden/Jüdinnen [...]
sind ungeachtet z.Z. bestehender Arbeitsverhältnisse möglichst bis 15.2.1945 in Sammeltransporten
dem Altersghetto Theresienstadt zum geschlossenen Arbeitseinsatz
zu überstellen. Ich bitte um Mitteilung der im dortigen Dienstbereich ansässigen in
Mischehe lebenden Staatsangehörigen unter Angabe der genauen Personalien.

Ausführlich ebd., S. 16ff.

Bernhard Vedral: „Wer Freiburg liebt, hilft beim Wiederaufbau". Vorarbeiten für den Aufbau, in: ebd.,
S. 51-62, hier S. 51.

Bernd Spitzmüller: „... Aber das Leben war unvorstellbar schwer". Die Geschichte der Zwangsarbeiter
und Zwangsarbeiterinnen in Freiburg während des Zweiten Weltkriegs, mit Beiträgen von Ulrich P.
Ecker, hg. von der Stadt Freiburg, Freiburg 2004, S. 147.

Gerd R. Ueberschär: Die Stadt als Heimatfront im Zweiten Weltkrieg, in: Geschichte der Stadt Freiburg,
Bd. 3: Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek,
Stuttgart 22001, S. 358-370, hier S. 362.
Ebd., S. 366.

147


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0149