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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0159
Friedrich und Frances Oehlkers

Friedrich Oehlkers, seit 1932 ordentlicher Professor für Botanik an der Freiburger Universität
, ist eine international bekannte Persönlichkeit auf dem Gebiet der Zellforschung und Vererbungslehre
. 1937 gerät er wegen der jüdischen Herkunft seiner Frau Frances als „jüdisch versippt
" in das Visier der badischen Kultusbehörde. Doch die Universität setzt sich vehement für
seinen Verbleib ein, und er kann weiter lehren und forschen. Als dann 1944 Frances Oehlkers
mit Zwangsarbeit und Trennung von ihrem Mann bedroht wird, interveniert das Rektorat wiederum
energisch:

[Oehlkers sei] mit besonders kriegswichtigen Forschungsarbeiten betraut [...]. Da
Herr Prof. Oe. schwer kriegsbeschädigt ist, bedarf er der Betreuung durch seine Gattin
. Es ist daher im Interesse dieser kriegswichtigen Forschungs- und Unterrichtsaufgaben
, daß Frau Prof. Oe. in Freiburg verbleibt; anderenfalls könnten diese Arbeiten
nicht weitergeführt werdend

Und so scheint es auch zu geschehen. Aber die Dinge nehmen eine überraschende Wendung.
Prof. Oehlkers berichtet 1947 darüber:

Im Februar 1945 wurden die jüdischen Angehörigen der Mischehen in Freiburg eines
Tages auf die Gestapo bestellt und zum Abtransport nach Th. bestimmt. Ich war damals
mit meiner Frau im Hirnforschungsinstitut in Neustadt und wir erfuhren dieses
Vorkommnis durch unsere Laborantin, die als letzte einmal in Freiburg wieder gewesen
war [...]. Nach allem was wir hörten, schienen gewisse Ausnahmen gemacht zu
werden, und es war infolgedessen für uns unbedingt notwendig festzustellen, ob meine
Frau auf dieser Liste stand oder nicht [...]. (Prorektor) Schönke versuchte nun aus dem
Gestapo-Leiter Traub herauszubekommen, ob meine Frau auf der Deportationsliste gestanden
hat oder nicht, und nach dieser Unterhaltung schien das nicht der Fall zu sein.

Oehlkers bekam als Erklärung, seine Frau stünde in der Mischlings-Kartothek der Gestapo
-Stelle, und „Mischlinge" kämen für eine Deportation nicht in Frage. Zwar konnten beide
sich die Überführung in diese Kartei nicht recht erklären, denn Frances war bisher von der
Gestapo stets mit allen Einschränkungen, Zuschriften usw. versehen worden, wie sie für die
Volljuden in Mischehen zutrafen. Doch war sie jetzt durch diesen „Kunstgriff" offenbar verschont
geblieben. Aber:

Nun erfuhren wir kürzlich [...], daß offenbar doch alles nicht stimmte. Es ist nämlich
tatsächlich, als wir glücklicherweise nicht in Freiburg sondern in Neustadt waren,
bei unseren Nachbarn [...] die Gestapo gewesen, um meine Frau zu verhaften, hat
sich dann aber, wenigstens wie sie jetzt behaupten, durch eine etwas übertriebene
Schilderung des (Nachbarn) über den Gesundheitszustand meiner Frau wieder abschieben
lassen. Daraufhin haben (die Nachbarn) auf meine direkte Frage, ob etwa
die Gestapo dagewesen sei, damals törichterweise zu unserer Beruhigung mich blank
angelogen und gesagt, das sei nicht der Fall gewesen [...].

Biografie und alle Zitate aus: UAF, B 24/2665. Ergänzend hierzu: Klaus Sander: Persönliches Leid und
ständige Not. Leben und Überleben von Friedrich Oehlkers und seiner jüdischen Frau in Freiburg 1933-
1955, in: Freiburger Universitätsblätter 129 (1995), S. 73-80.

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