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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0165
Abb. 1 Gedenkstätte bzw. ehemaliger Bunker der Maginot-Linie, Markolsheim

(Wikimedia Commons, Foto: Florival fr).

Übernachtung in ihr Haus eingeladen. Monsieur ermunterte mich, mit den Kindern die Unterhaltung
auf Deutsch zu führen, was auf wenig Gegenliebe stieß; die vier Töchter und der eine
Sohn wuchsen nicht viel anders auf als ihre Altersgenossen in Annecy oder Blois, mit denselben
Schulprogrammen und Fremdsprachen, Pfadfinderaktivitäten und Ferienzielen.

Für Madame könnten die ersten Jahre in Colmar schwierig gewesen sein, wie eine beiläufige
Bemerkung in den 1980er-Jahren zeigte: Elsässerinnen hätten sie mit Madame Ober
angesprochen, das O betont. Mit derselben Betonung habe sie erwidert: Ober - connais pas. Sie
erwartete, dass man ihren Namen wie ,Aubair' aussprach. Man kann sich leicht vorstellen, wie
die Zurechtweisung auf ,Autochthone' gewirkt hat, die keine Gelegenheit gehabt hatten, sich
das gepflegte Französisch anzueignen, noch waren sie gefragt worden, ob sie ihre Muttersprache
preisgeben wollten. Jahre später standen meine Frau und ich in Colmar am offenen Grab von
Madame, zusammen mit Angehörigen und Freunden. Über den Sarg streute ein Neffe Erde, die
er aus der Heimat seiner Tante mitgebracht hatte.

Auf der Suche nach einem Thema für meine Staatsarbeit, die sich später vielleicht zu einer
Dissertation ausbauen ließe, habe ich 1960 Jean Schlumberger (1877-1963) kennengelernt. In
Gebweiler als Sohn einer der ,großen Familien' des Elsass geboren, musste er sich mit 15 Jahren
entscheiden, ob er später den Militärdienst im Reich ableisten wolle. Er hat für Frankreich
optiert und seine Heimat verlassen; zurückkehren durfte er nur mit besonderer Erlaubnis für
bestimmte Ereignisse (etwa ein Trauerfall in der Familie). In Paris hat er das renommierte Ly-
cee Condorcet besucht und dann an der Sorbonne studiert. Nach literarischen Arbeiten hat er
zusammen mit Andre Gide und anderen Autoren 1908/09 die Nouvelle Revue Frangaise (NRF)

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