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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0175
derte legten sich nahe. Europa hat in der Vergangenheit vielen Völkern ein abstoßendes Gesicht
gezeigt. Indessen gab jemand auch zu bedenken, dass Europäer wohl eher Einsicht in eigenes
Versagen zeigen als Angehörige anderer Kulturen.

In Neu-Breisach haben wir Festungsarchitektur des Barock ,ergangen'. Mit der gut erhaltenen
Anlage hat Vauban im Auftrag Ludwigs XIV. in den Jahren 1699 bis 1703 ein Trutz-Breisach
errichtet. Um in den Vogesen gebrochene Steine auf dem für Massengüter günstigen Wasserweg
heranschaffen zu können, wurde eigens ein - zum Teil erhaltener - Kanal gebaut. Die
Referentin hat auch in diesen Teil der Verkehrsgeschichte eingeführt.

Anders als man es oft liest, sind französische Truppen gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges
in das Reich eingedrungen und haben im Ober-Elsass Teile ihrer Eroberungen bis zum Ende
des Krieges behauptet. Am Lingekopf in den Vogesen hat uns der Referent eine Vorstellung vom
Stellungskrieg vermittelt. In einer Art Freilichtmuseum' sind wir in Gräben gestiegen, in denen
Franzosen und Deutsche gelitten haben, stellenweise nur wenige Meter voneinander entfernt;
auf beiden Seiten sind Abertausende gefallen, vor allem von Juli bis Oktober 1915.

Um sich ähnlich grässliche Verluste in Zukunft zu ersparen, hat Frankreich in den 1930er-Jahren
seine Ostgrenze befestigt. Ein Werk der ,Maginot-Linie4 bei Markolsheim konnten wir auch
innen besichtigen; außen weist es Spuren der Kämpfe vom Juni 1940 aus. Auf Karten ist der
Bunker heute eingetragen als Memorial („Denkmal", „Gedenkstätte") oder Musee Memorial de
la Ligne Maginot du Rhin (Abb. 1). Für Vergleiche mit dem ,Westwall' waren uns Karten und
Beiwort im „Pfalzatlas" eine willkommene Hilfe.22

Das nationalsozialistische Regime hatte in den Vogesen das Konzentrationslager Natzwei-
ler-Struthof eingerichtet, in dem von Mai 1941 bis November 1944 Häftlinge aus europäischen
Ländern unter entwürdigenden Bedingungen Zwangsarbeit geleistet haben. Tausende sind an
den Folgen der Haft und medizinischer Experimente, an Krankheiten, Kälte, Mangelernährung
und Erschöpfung gestorben; viele wurden ermordet. Die Referenten kämpften, während sie Einzelheiten
erläuterten, mit der Fassung.

Soldatenfriedhöfe sind im Elsass ähnlich erschreckend zahlreich wie in der Normandie und
in Nordfrankreich. Der von Bergheim liegt, oberhalb der Reben, unweit der Hohkönigsburg.
Aus vielen Orten im Departement Haut-Rhin sind die Gebeine von Gefallenen dahin überführt
worden. Kreuze aus Naturstein tragen die Namen und Lebensdaten von je drei Toten. Ein hohes
Kreuz überragt die vier Gräberfelder, von denen aus man weit in die Rheinebene blickt, im
Hintergrund die blaue Kontur des Schwarzwalds.

Wir haben auch ,zivile' Friedhöfe aufgesucht. Im Laufe der Jahrzehnte wurden sie denen in
,Innerfrankreich' ähnlicher; einzelne Grabstätten werden noch wie kleine Gärten gepflegt, mit
lebenden Pflanzen und blühenden Blumen; immer mehr sind mit Stein abgedeckt. Dass man
deutsche Inschriften mittlerweile suchen muss, ist nicht verwunderlich, denn auch hierzulande
werden viele (Familien-)Grablegen nach ein, zwei Generationen aufgegeben. Auffällig bleiben
Vornamen, die französisch und deutsch (fast) gleich geschrieben, doch unterschiedlich betont
und ausgesprochen werden: Alfred, Eugen (-ene), Gustav(e), Hugo, Joseph, Martin, Paul sowie
solche auf -bert und -hard, etwa Albert und Richard. Möglicherweise leben in solchen Namen
Familientraditionen weiter.

Nach dem Krieg wurden Pläne aus den 1920er-Jahren überarbeitet, den Oberrhein zu einer
Großwasserstraße auszubauen und in Laufwasserkraftwerken elektrische Energie zu erzeugen.
Oberhalb von Breisach haben wir uns anhand großer Schautafeln in das längst verwirklichte

Westwall und Maginot-Linie 1939, bearb. von Walter Werhan, 1981, in: Pfalzatlas, Teil II, hg. von Willi
Alter im Auftrag der Pfälzischen Akademie der Wissenschaften, Karten Nr. 93 und 94. Dazu Textband
III, 1982/Heft 33, S. 1250-1268, mit Karten und Plänen.

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