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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0177
Projekt einführen und uns dann von einem Mitarbeiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes durch
den Tunnel des Kulturwehrs führen lassen. Er wusste anschaulich zu erzählen; so hätte ,man4
versucht, ihn zum Schmuggel (von Rauschgift?) zu gewinnen. Auf seinen Schäferhund angesprochen
, den er ständig an kurzer Leine führte, meinte er: „Wenn Sie mir nachher die Hand
geben, wie üblich, wird er nicht mucken. Aber ich möchte Ihnen nicht raten, mich am Oberarm
zu packen!"

Eine kanadische Studentin hatte angeregt, auch das in den 1970er-Jahren errichtete Kernkraftwerk
(KKW) Fessenheim in unser Programm aufzunehmen. Ein wenig verblüfft hatte ich
geantwortet: „Wenn Sie die Sache in Ihre Hände nehmen ..." Das hat sie dann mit Könnerschaft
gemacht. Mancher von uns wird während der Führung ein mulmiges Gefühl im Bauch gehabt
haben; einen Geigerzähler hatte niemand dabei. Erörterungen zu möglichen Schäden von KKW,
zu Haftungsfragen, zu Evakuierungsplänen und zur Verabfolgung von Jodtabletten im Katastrophenfall
haben die Menschen im Dreiländereck einander näher gebracht; ein bei Wyhl am
Rhein geplantes weiteres KKW ist nicht gebaut worden.

Häufig bin ich nach Straßburg gefahren, mit meiner Frau und unseren Kindern, mit Schülern
und Studenten. Die Stadt - einzigartiger Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland
in der Neuzeit - ist so reich an historischen Denkmälern, dass es ständig Neues zu entdecken
gibt. Von Freiburg aus sind es gut 90 Kilometer; im Rahmen unserer Übung konnten wir nur
wenige Zeugen der Vergangenheit befragen und waren trotzdem erst spät am Abend zurück.

Im Münster ungläubiges Staunen angesichts der Farbfenster im nördlichen Seitenschiff:
Wieso hier so eindrucksvolle Bilder von Königen und Kaisern des mittelalterlichen Reiches?!
Stehend, in prächtigem Ornat, mit Zeichen der Herrschaft geschmückt und durch den Nimbus
(„Heiligenschein") als von Gott bestimmt und geweiht kenntlich gemacht, sieht man OTTO
REX, OTTO II REX, OTTO III REX, CONRADVS II REX (Abb. 4). Auch eine mächtige Freie
Stadt brauchte Rückhalt; als Kaiser und Reich ihn nicht geben konnten, war es um die Freiheit
geschehen (1681).

Im südlichen Querhaus übersieht man leicht eine Inschrift, weshalb ich auf sie aufmerksam
gemacht habe. In ihr danken die Straßburger den Amerikanern, die ihr Leben
gegeben haben, um die Elsässer von der nationalsozialistischen Herrschaft zu befreien:

A LA MEMOIRE / DES OFFICIERS, SOUS-OFFICIERS / ET SOLDATS AMERICAINS
TOMBES / SUR LE SOL D'ALSACE / POUR SA LIBERATION
1944 - 1945

IN MEMORY / OF THE AMERICAN OFFICERS / AND SOLDIERS WHO GAVE /
THEIR LIFE / TO FREE ALSACE.23

Die Studierenden wurden nachdenklich, als jemand ergänzte, die Amerikaner seien 1944/45
sicher nicht gern in den Tod gegangen.

Meinem Kollegen Josef Fuckerieder, Kehl, möchte ich auch an dieser Stelle herzlich danken. Eigens für
diesen Beitrag hat er die Inschriften abgeschrieben, die ich bislang in keiner der gängigen Veröffentlichungen
zum Straßburger Münster gefunden habe.

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