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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0179
vorgehoben sei.26 Unter Nr. 8 weist es eine der ältesten deutschsprachigen geistlichen Weisen,
„Es kommt ein Schiff geladen", als „ökumenisch" aus; zu den sechs Strophen heißt es: Text von
Daniel Sudermann, um 1626, nach einem Marienlied in Straßburg, 15. Jh.; Melodie Köln, 1608.
Das Adventslied war betagten Elsässern, die ich in einer Ausstellung darauf ansprach, nicht
bekannt.

Das Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob" galt/gilt in seiner alten und neuen Auflage (diese
2013 erschienen) für die katholischen Bistümer Deutschlands und Österreichs sowie für das
Bistum Brixen/Bozen in Südtirol/Italien, wohl auch in Luxemburg und in Ost-Belgien, nicht
jedoch in der Erzdiözese Straßburg, flächenmäßig dem Elsass entsprechend. Elsässer haben
gelegentlich bedauert, dass der Klerus Teile ihres deutschsprachigen Erbes ganz ohne Not aufgegeben
habe. Ergänzungen: Die Gottesdienstordnung des Straßburger Münsters sieht viermal
im Monat ein „Gebet für Europa" vor, samstags eine Vorabendmesse in deutscher Sprache, zu
der auch das „Gotteslob" zur Verfügung steht; für Sonntag, den 13. Juli 2014, den Vorabend des
Nationalfeiertages, war zu einer ,Messe für Frankreich' eingeladen.

Mit großer Sorgfalt pflegen gebildete Elsässer Archive und Bibliotheken, Ortsensembles,
Kirchen und Burgen ihres Landes (sauvegarde du patrimoine). Aber die Sprache, ein Kernstück
dieses Erbes, wurde preisgegeben, von den einen mit Zähneknirschen, von vielen anderen
wohl eher gedankenlos. Symptomatisch dürfte die führende Tageszeitung des Elsass sein, eine
der großen Zeitungen Frankreichs: Die „Dernieres Nouvelles d'Alsace" aus Straßburg (DNA;
„Elsässische Neueste Nachrichten") hat die Verständigung mit Deutschland gefördert. Sie erschien
lange Jahrzehnte auch in einer zweisprachigen Ausgabe; da diese immer weniger Käufer
fand, gibt es seit März 2012 nur noch die Ausgabe in französischer Sprache - Folge politischen
Handelns: Seit dem Ende des Ersten, verstärkt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat die
französische Verwaltung die deutsche Sprache im Elsass zurückgedrängt - mit gesetzlichem
Zwang (politische und Sportnachrichten durften in der Zeitung nur auf Französisch erscheinen),
Überredung (in öffentlichen Verkehrsmitteln prangten Aufkleber mit dem Spruch: // est chic
de parier Francais), Strafen (für Kinder und Jugendliche, wenn sie in der Schule Mundart oder
Hochdeutsch sprachen). Um diese Maßnahmen einzuschätzen, muss man sich nur vorstellen,
die Schweiz oder Kanada wären ähnlich mit der französischen Sprache in Genf und Lausanne
bzw. Quebec umgegangen.

Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen von 1992 wurde von der
französischen Regierung unterzeichnet, aber vom französischen Parlament nicht ratifiziert,
weshalb sie in Frankreich keine Gesetzeskraft besitzt.27 Die Sprachenpolitik europäischer Staaten
wird in Dissertationen und auf wissenschaftlichen Kongressen, ab und an auch im Feuilleton
von Zeitungen erörtert. Eine Debatte im Bundestag oder im Landtag von Baden-Württemberg
oder Rheinland-Pfalz hat sie wohl noch nicht ausgelöst.

Im Laufe der Jahrzehnte habe ich mich häufig an eine Karikatur von ,Simplicius' (Pseudonym
) aus dem Jahr 1932 erinnert gesehen. Auf der Titelseite von „Das Narrenschiff. Elsäs-
sisch-satirisches Wochenblatt", sieht man unter der Uberschrift „Die Sprachenfrage" Marianne,
in einen Panzer gehüllt und die Faust auf einen Degen gestützt, Alsatia als verdatterte junge
Frau, und jenseits des Stacheldrahtzauns den deutschen Michel. Marianne, matronenhaft un-

Evangelisches Gesangbuch. Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Baden, pour l'Eglise de la
Confession d'Augsbourg d'Alsace et de Lorraine, pour l'Eglise Reformee d'Alsace et de Lorraine, Karlsruhe
1995. Das Lied im ,Gotteslob' unter Nr. 236.
Nach Wikipedia (22.7.2014).

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