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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0181
Arbeitslose elsässische Jugendliche haben jenseits der Vogesen geringe Chancen, einen ihrer
Qualifikation entsprechenden Arbeitsplatz zu finden, weil dort die Arbeitslage noch ernster ist;
jenseits des Rheins sind sie gefragt - sofern sie Deutsch können.

Aufgebrochene Blockaden und Aufbrüche

Wer es sieht, ist angerührt vom Monument aux morts inmitten der Place de la Republique (bis
1918 ,Kaiserplatz'; wie ich hörte, wird dieser Name derzeit wieder ergänzend gebraucht). Das
Denkmal wird heute verstanden als Stätte, um alle Opfer kriegerischer Gewalt zu ehren. Es wird
tragischen Verstrickungen von Elsässern gerecht, mahnt zum Frieden und weist damit weit über
die Zeit seiner Entstehung hinaus.

Das Außergewöhnliche des Werkes wird deutlich, wenn man vergleicht: Viele Ehrenmäler
stellen heroische Krieger dar, bereit zum nächsten Krieg. Jenseits der Vogesen liest man
oft: Morts pour la Patrie, worauf lange Listen mit den Namen von Gefallenen und Vermissten
folgen. In Straßburg sieht man eine Frau, oft gedeutet als Allegorie der Alsatia, mit ihren Söhnen
in ihren Armen; der eine wurde als französischer, der andere als deutscher Soldat tödlich
verwundet. Im Sterben reichen sie sich die Hände. Darunter, kürzer geht es nicht: A nos morts,
„Unseren Toten".

Mit dem Mahnmal, das an die Pietä von Michelangelo im Petersdom zu Rom denken lässt,
haben der Bildhauer Leon-Ernest Drivier (1878-1951), ein Schüler Rodins, und die Stadt Straßburg
der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht. Eingeweiht wurde das Werk zur Zeit der Volksfront
, am 18. Oktober 1936, durch Albert Lebrun, Präsident der Republik, und Henry Levy,
stellvertretender Bürgermeister (maire-adjoint) von Straßburg, der die Initiative zu dem Denkmal
ergriffen hatte. In seiner Ansprache hatte Levy den Wunsch geäußert, der Rhein möge
weitertragen, was die Anwesenden beseele: Die junge Frau verkörpere nicht nur das Vaterland,
sondern die gequälte Menschheit (Vhumanite meurtrie). Das Mahnmal solle ein Stein im Gebäude
des Friedens sein, ein Aufruf zur Einheit der Völker, zu einer Brüderlichkeit, die auf der
Achtung des Rechtes gründet; gleichzeitig solle es Zuversicht in die Geschicke Frankreichs
bekunden (Abb. 6).29

Gut sechs Monate früher (7. März 1936) hatte das Deutsche Reich damit begonnen, das
Rheinland auch offen zu remilitarisieren. Diese Verletzung des Versailler Friedensvertrages
kam nicht unerwartet, und ganz unmittelbar gefährdete sie die Sicherheit Frankreichs. Mit der
Besetzung von Offenburg und Saarbrücken hätte es das Unheil wohl noch bannen können, vielleicht
gar ohne Blutvergießen. Doch dazu konnten Politiker und Militärs sich nicht aufraffen.
Nach einem weiteren Krieg mit entsetzlichen Opfern und unermesslichen Schäden, beide gerade
auch im Elsass, wurde Straßburg Hauptstadt des geeinten Europas, Sitz des Europäischen
Parlaments und des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte.

Je voudrais que Vecho des sentiments qui nous animent soitporteplus loin par les flots du Rhin, et que ce
monument soit unepierre ä Vedifice de lapaix, qu'il soit un appel ä l'union despeuples, ä une fraternite
fondee sur la justice et le respect des droits en meme temps qu'un acte de foi dans les destinees de not-

re pays. Internet: moulindelangladure.typepad.fr/monumentsauxmortspacif/rgion_alsace__/ (17.07. und

22.11.2014).

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