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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0188
ßenbau eingesetzt waren, ihre Ruhestätte. Die gutgepflegte Anlage wurde im Säkularjahr 2014 im Rahmen
des tourisme de memoire zum Besuch empfohlen. Rund um Colmar gibt es Soldatenfriedhöfe mit
Bestattungen aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Da in der Poche de Colmar auch amerikanische
Einheiten kämpften, weht in Sigolsheim in der necropole nationale neben der Tricolore auch das Sternenbanner
. Jebsheim nördlich von Neu-Breisach war ein Brennpunkt während der Endphase des Krieges, wo
laut General de Lattre („Histoire de la lre Armee frangaise") 500 deutsche Soldaten fielen und über tausend
in französische und amerikanische Gefangenschaft gerieten. Hier gibt es seit 1988 eine Gedenkstätte
Croix du Moulin mit dreisprachiger Inschrift, wo jährlich ein internationales Treffen abgehalten wird.

Die Kampfhandlungen am Oberrhein im Juni 1940 („Operation Kleiner Bär", Rheinübergang der
Wehrmacht) behandelt Deisenroth im Zusammenhang mit dem Bau der Maginotlinie als misslungene
„Bewährungsprobe dieses Milliarden-Francs-Projekts" (S. 56). Erfolgreicher und langlebiger waren
Vaubans Festungen Hüningen und Neu-Breisach, die ausführlich beschrieben werden. Hilfreich ist die
Auflistung und Erklärung der französischen Fachausdrücke der Festungskunde (S. 275f). Als Exkurs
gekennzeichnet, da außerhalb des eigentlichen Bearbeitungszeitraums, findet sich eine Darstellung der
Schlacht von Türckheim vom Januar 1675, wo Marschall Turenne dem Großen Kurfürsten gegenüberstand
, der die Reichstruppen führte. Und mit Überraschung nimmt man zur Kenntnis, dass es am Kaiserstuhl
Spuren des Grabenkriegs aus dem Ersten Weltkrieg gibt, in sicherem Abstand zur Vogesenfront,
wenn auch in Hörweite. Der in Metz geborene preußische Offizier Willy Rohr arbeitete hier an der Entwicklung
von Stoßtruppunternehmen und der Aufstellung von Sturmbataillonen zur Überwindung des
Stellungskriegs. Im Oktober 1915 wurde im Beisein von General Gaede in einem steilen Waldstück am
Achkarrer Schlossberg eine Grabenerstürmung demonstriert. Im Dezember 1915 fand bei Oberbergen
eine „größere Lehrvorführung der Sturmtruppe" (S. 143) statt, bei der Artillerie eingesetzt wurde. Die
Übungsplätze befanden sich im Bereich der Weinlage Bassgeige und nördlich von Bischoffingen am Langenberg
(S. 294). Rohr gehört - laut Personenregister - zu den Vielgenannten; ein Vielgenannter der Gegenseite
ist Marcel Serret, der Infanterie-General, der für den Einsatz der Diables Rouges verantwortlich
war und selbst am Hartmannsweilerkopf sein Leben ließ. Ein Denkmal auf dem ehemaligen Schlachtfeld
erinnert an ihn, bis heute sind Kasernen nach ihm benannt.

Das Buch ist mehr als ein Führer zu den Schlachtfeldern, eigentlich ein militärgeschichtliches Handbuch
, nicht nur für den interessierten Laien. Renate Liessem-Breinlinger

Die Grenzen des Netzwerks 1200-1600, hg. von Kerstin Hitzbleck und Klara Hübner, Jan Thorbecke
Verlag, Ostfildern 2014, 269 S„ zahlreiche Abb.

Netze und Netzwerke gehören zu den sogenannten „kulturellen Leitmetaphern" der modernen Gesellschaft
und ihrer Wissenschaften. Die in der Geschichtswissenschaft aus der Sozialanthropologie übernommene
Netzwerkforschung erfreut sich so großer Beliebtheit, dass sie von Wolfgang Reinhard, der
mit seinen Forschungen zur Verflechtung von Führungsgruppen selbst die Grundlagen einer netzwerkorientierten
historischen Forschung gelegt hat, bereits als Leerformel bezeichnet wurde. Ziel des vorliegenden
Bandes ist es, Methode und Theorie der Netzwerkforschung aus der Perspektive ihrer Grenzen
zu betrachten und so ein methodisch differenziertes Bewusstsein für die Fragestellung wie auch der
Quellenauswertung zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um die Grenzen der Auswertung und damit der
Erkenntnisse, sondern auch um Grenzen, denen sich die Menschen innerhalb der Netzwerke, in denen sie
standen, gegenübersahen und um die Bewertung dieser Netzwerke aus Sicht der Akteure.

In den Beiträgen des ersten, eher theoretischen und methodischen Teils werden die Grenzen des
Netzwerksbegriffs für die historische Arbeit, die u.a. in der spezifischen Quellensituation liegen, klar herausgearbeitet
. Unabdingbar ist eine gründliche Quellenkritik, um eine nuancierte Bewertung zur Qualität
der Bindungen vornehmen zu können. Kerstin Hitzbleck arbeitet die Probleme, aber auch die Chancen
der netzwerkanalytischen Herangehensweise für Historikerinnen und Historiker klar heraus.

Im zweiten Teil stehen dabei vor allem persönliche Strategien der Netzwerkbildung, aber auch die
Grenzen innerhalb des Netzwerks und zwischen den Netzwerken im Focus. So arbeitet beispielsweise
Andreas Fischer die Bedeutung der informellen Netzwerke zwischen Orden, Kardinälen und dem Papst

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