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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0189
heraus. Besonders anschaulich zeigt Jörg Schwarz in der Beurteilung der diversen Bindungen die Folgen
der Veränderung von Netzwerken für den Vizekanzler Johann Waldner nach dem Tod Kaiser Friedrichs
III. heraus.

Der dritte Teil ist dem spannenden Thema der zeitgenössischen Bewertung vorhandener Netzwerke
gewidmet. Diese konnten sich als hinderliche Verstrickungen entpuppen (Christoph Dartmann). Wie
differenziert die Ziele verschiedener Teile eines Netzwerkes sein können, führt Andreas Bihrer mit Hilfe
des Konzepts der „Hofparteien" am Beispiel des Konstanzer Bischofshofes vor.

Der Band mit insgesamt elf Beiträgen und einer pointierten Zusammenfassung von Christian Hesses
vermag methodisch wichtige Anstöße zu geben und ist schon deswegen für jede weitere Beschäftigung
mit dem Thema „Netzwerkanalyse" unverzichtbar. Darüber hinaus führen die einzelnen und durchweg
spannenden Beiträge anhand der unterschiedlichsten Quellen bzw. aus Sicht von Akteuren und Netzwerken
eine differenzierte Beurteilung von Bindungen und deren Interpretation vor. Eva-Maria Butz

Menschen im Krieg 1914-1918 am Oberrhein/Vivre en temps de guerre des deux cötes du Rhin 1914-
1918. Kolloquium zur gleichnamigen Ausstellung, hg. von Jörn Leonhard, Kurt Hochstuhl und
Christof Strauss, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2014, 208 S., zahlr. Abb.

Die hundertste Wiederkehr des Beginns des großen Weltenbrandes im Jahre 1914 hat erwartungsgemäß
den Buchmarkt des vergangenen Jahres beherrscht. Aber auch die Medien und öffentliche Einrichtungen
setzten, vielfach nicht nur aus ideellen Gründen, auf dieses Ereignis. Aus dieser Flut der Publikationen
ragt der hier anzuzeigende Tagungsband eines Kolloquiums der Archive und Museen beidseits
des Rheins im Herbst 2013 über den Krieg am Oberrhein mit Abstand heraus. Nicht nur, weil sich hier
deutsche und französische Historiker und Archivare grenzüberschreitend um eine „gemeinsame Erinne-
rungs- und Gedenkkultur zum Ersten Weltkrieg" (S. 5) bemühten, sondern in der Gestaltung einer aus
der Tagung erwachsenen bilingualen Ausstellung die Bemühung ersichtlich wird, nationale Paradigmen
zu überwinden und so zu einer regionalen Gesamtschau der Kriegsjahre 1914 bis 1918 in Baden und im
Elsass zu gelangen. Absicht der Herausgeber war es, weniger die operativen Geschehnisse als die individuellen
Schicksale von Menschen aus der Region in den Vordergrund zu rücken" (S. 14), gleichsam eine
Kriegsgeschichte ,von unten4 zu bieten, in der der Begriff der „Egodokumente", also der Selbstzeugnisse
historischer Subjekte freiwilliger oder unfreiwilliger Art, eine zentrale Rolle spielt.

In zehn Beiträgen, deren vier von französischen Autoren stammen, werden wesentliche Gesichtspunkte
einer binationalen Darstellung der Kriegsjahre in dieser militärpolitisch brisanten Region geboten
. Nach einer Einführung der Herausgeber zum Anliegen dieser Publikation eröffnet Jörn Leonhard
(Freiburg) den Reigen mit einer global-lokalen („glokalen"!) Sicht auf die Ausweitung des Orlogs vom
europäischen zum weltweiten Konflikt, in den auch die Hilfsvölker der Entente einbezogen wurden.
In diesem Rahmen spielte die Oberrheinfront nur eine Randrolle, die jedoch im strategischen Kalkül
der Obersten Heeresleitung jederzeit aktiviert werden konnte, sei es als Ablenkungsmanöver oder aber
als neuer Kriegsschauplatz im Verfolg einer veränderten operativen Planung. Der Beitrag von Rainer
Brüning (Generallandesarchiv Karlsruhe) gibt Einblicke in die Konzeption der Wanderausstellung, die
in acht Kapiteln auf Quellengrundlage der Bestände des Generallandesarchivs in Karlsruhe, vorzüglich
der mittlerweile digital erschlossenen Bestände des XIV. (badischen) Armeekorps, die Verhältnisse im
Kriege illustrieren. Neben einer allgemeinen Schau auf die Militarisierung der Gesellschaft vor und zu
Beginn des Streitens werden die militärischen und zivilen Verhältnisse artikuliert, besonders die der
Frauen und Kinder und der Verwundeten, die hinter der Front in Lazaretten der Wiedergesundung harrten
. Freiburg spielte hierbei als große Lazarettstadt eine besondere Rolle, hatte aber auch durch Fliegerangriffe
unter den oberrheinischen Städten neben Karlsruhe am meisten zu leiden und wurde damit zur
Frontstadt hinter der Front. Das Kriegsende schließlich sollte die Bevölkerung im rechtsrheinischen Baden
vor völlig neue politische Verhältnisse und Grenzen stellen.

Zwei weitere Untersuchungen beschreiben den historiografischen Stand der Forschung sowie der
Forschungsdesiderate zu Elsass-Lothringen (Jean Noel Grandhomme, Universität Straßburg) und der
deutschen Seite (Christof Strauß, Staatsarchiv Freiburg). Beide stellen übereinstimmend fest, dass seit

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