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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0191
Das Fragezeichen im Titel zeigt schon die Problematik dieses Projektes, fielen die Sammlungsbemühungen
doch in die Nachkriegszeit der ersten Republik, die einem solchen Unterfangen nicht entgegenkam.
Als Heeresabteilung im Badischen Landesmuseum fristete das badische Heeresmuseum ein eher gelittenes
Dasein, bis die politische Umwälzung nach 1933 und das Interesse der neuen Machthaber den Fokus
auf diese Zimelie richtete und diese im November 1935 als Badisches Armee- und Weltkriegsmuseum der
Badischen Kunsthalle Karlsruhe angliederte. Bereits kurz darauf wurde durch Umbenennung in „Deutsche
Wehr am Oberrhein" die Zielsetzung des badischen Gauleiters deutlich, die „Leistungen unserer
Väter wieder aufs Neue lebendig mit unserem Volksleben" zu vereinen und in die Präsentation auch die
verlorenen Gebiete im Elsass durch Ausstellungsstücke des ehemaligen XV Armeekorps in Straßburg zu
integrieren. Motor und spiritus rector des inneren Ausbaues des Museums seit 1933 war der ehemalige
Generalstabsoffizier und Oberst der Sicherheitspolizei Baden, Erich Blankenborn. Er führte und organisierte
das Museum umsichtig durch die Bedrohungen der Kriegszeit und den Wiederaufbau nach 1945.
Das heutige Wehrgeschichtliche Museum im Rastatter Schloss verdankt ihm letztlich seine Existenz.

In Verbindung mit der bis 2018 tourenden Wanderausstellung ist der Tagungsband ein unverzichtbares
Kompendium zum neuesten Forschungsstand unserer Region im „Großen Krieg". Störend wirkten
auf den Rezensenten lediglich die mehrfachen Wiederholungen des zum Schlagwort generierten Begriffes
vom „langen 19. und kurzen 20. Jahrhundert", der mittlerweile in kaum einer diesbezüglichen Publikation
fehlen darf und, gleich der Binse, perennierend zu neuer Blüte zu gelangen scheint.

Karlheinz Deisenroth

Militärische Schichten der Kulturlandschaft. Landespflege Denkmalschutz Erinnerungskultur, hg.
von Werner Konold und R. Johanna Regnath (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg
i. Br. 81), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2014, 267 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Einer Tagung in Endingen am Kaiserstuhl im März 2011 erwuchs dieser mit zusätzlichen Beiträgen angereicherte
Tagungsband des Alemannischen Instituts Freiburg und des Instituts für Landespflege an der
Universität Freiburg. Wunsch war es, wie die Herausgeber betonen, „die Überreste militärischer Anlagen
[...] als Erinnerungsorte zu erhalten und auch entsprechend zu vermitteln" (S. 12). Darunter fallen nicht
nur die „schönen" (e. g. barocke Festungsanlagen), sondern auch die Unbehagen auslösenden Relikte
jüngster Vergangenheit (Bunker). Dementsprechend bietet der Band auch in 13 Beiträgen unter denk-
malpflegerischen Aspekten Eindrücke von der Jungsteinzeit (Ute Seidel), den Schanzen im mittleren
und südlichen Schwarzwald (Andreas Haasis-Berner), den barocken Festungsanlagen Alt-Breisach und
Neu-Breisach am Oberrhein (Jean-Marie Balliet, Bertram Jenisch), den Schweizer Befestigungen (Thomas
Bitterli-Waldvogel, Silvio Keller, Werner A. Gallusser) sowie den jüngeren deutschen Anlagen wie
Kummersdorf-Schießplatz (Rita Mohr-de Perez) und den Westwall-Bunkern (Michael H. Bruder, Jutta
Klug-Treppe, Gitta Reinhardt-Fehrenbach). In einer allgemeinen Hinführung zum Thema rekapituliert
der Herausgeber (Werner Konoid) die Vielschichtigkeit militärischer Eingriffe in die Kulturlandschaft
und betonte im Umgang mit diesen Überresten, dass ein Weg „zwischen rein bauhistorischer Betrachtung
und militär- oder wehrgeschichtlicher Bedeutung, überzogener Betroffenheitskultur, Helden- und
Kriegsverherrlichung und ausschließlichem Naturschutzdenken" gefunden werden müsse (S. 39), was
angesichts des Veränderungsdruckes durch die seit dem Ende des Kalten Krieges notwendig gewordenen
Konversionsmaßnahmen keine einfache Aufgabe ist. Daher plädiert Konoid für umfassende Inventarisierung
zur Sicherung dieser militärischen Artefakte. Denn im Gegensatz zu manchen politischen
Verlautbarungen und Untätigkeiten bezüglich der Erhaltung bzw. Konservierung besteht in der Öffentlichkeit
durchaus gesteigertes Interesse an militärischen Bauwerken. Berührungsängste wegen Kontami-
nierungsgefahr bei Bauwerken aus Zeiten nationalsozialistischer oder kommunistischer Herrschaft darf
es dabei nicht geben, weil sonst historisch aufschlussreiche Zeugnisse jener Epoche unwiederbringlich
verloren gehen. Die Beseitigung der Mauer im Berliner Stadtbild oder die Umgestaltung der ehemaligen
Zonengrenze mit all ihren barbarischen Eingriffen in die Natur zu einem „Grünen Band" als Naturschutz
-Biotop seltener Pflanzen und Tierarten zeigen, wohin Geschichtsvergessenheit und politische
Voreingenommenheit führen können. Es darf aber auch nicht zu solchen Erscheinungen führen wie am

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