Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0193
lern nach und Carola Fey präsentiert die sakralen Kunstschätze des Klosters. Der Beitrag von Bertram
Jenisch zu den modernen archäologischen Forschungen in Tennenbach beschließt den Band.

Dem Buch sind zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen beigegeben, zudem ein 20-seitiger, sehr
schöner farbiger Tafelteil, worin sich vor allem Abbildungen der Tennenbacher Pretiosen - Handschriften
und Sakralgegenstände - finden. Der Band überzeugt nicht nur durch seine thematische Breite, sondern
auch durch seine sorgfältige Bearbeitung. Er bietet allen Interessierten eine anregende und flüssige Lektüre
und wird für weitere Forschungen ein solider Ausgangspunkt sein. Boris Bigott

Thomas Adam: Joß Fritz - das verborgene Feuer der Revolution. Bundschuhbewegung und Bauernkrieg
am Oberrhein im frühen 16. Jahrhundert, 3., aktualisierte und ergänzte Auflage, Verlag Regionalkultur,
Ubstadt-Weiher 2013, 320 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Die im Jahre 2013 anlässlich des 500. Jahrestags der Bundschuhbewegung erschienene Biografie über
den „Rädelsführer" Joß Fritz (1470-1525) ordnet sich nahtlos in die vielfältigen Veröffentlichungen, die
aufgrund der Reformation vor 500 Jahren erschienen sind. Dem Bruchsaler Historiker Thomas Adam
gelingt es in seinem stark überarbeiteten und neu aufgelegten Werk in insgesamt sieben Kapiteln das
kritische Gesamtbild des Joß Fritz als einer allgemein als „Bauernrebell, Geheimbündler, revolutionärer
Mythos des frühen 16. Jahrhunderts4' (archiv.bruchsal.org) empfundenen Person umfassend darzustellen.

Aber kann man mit diesem verallgemeinerten aber auch stereotypierten Geschichtsbild übereinstimmen
? Hierfür ist es notwendig, das Leben des 1470 in Untergrombach geborenen „Revolutionärs"
ausführlich darzustellen, wofür der Autor sechs Kapitel reserviert. Seite um Seite auch dank einer
reichen Bebilderung - wird der Leser in die spätmittelalterliche Zeit am Oberrhein versetzt. Man erfährt
dabei die entscheidenden Wendepunkte im Leben des Joß Fritz und auch die Hauptereignisse jener Zeit
werden in einer auch für den Laien leicht verständlichen Form näher gebracht. Die ersten Kapitel (S.
15-275) teilen das Leben des „Bauernrebellen" in sechs Abschnitte auf, von den Anfängen im weltlichen
Herrschaftsgebiet des Hochstifts Speyer bis zum Bauernkrieg, der im Frühjahr 1525 seinen Höhepunkt
fand. Besonders gut gelungen ist das sechste Kapitel, in dem der Autor lakonisch bemerkt: „Niemand
weiß, wann und wo Joß Fritz gestorben ist" (S. 273) - auf dem Schlachtfeld? In der Schweiz? Irgendwo
am Oberrhein?

Gleich nach dem Tod begann das neue Leben des Aufständischen. Um den berühmten Titel des Mediävisten
Karl Hampe (1869-1936) zu paraphrasieren, könnte man das siebte Kapitel auch „Joß Fritz in der
Auffassung der Nachwelt" nennen: Die lange Rezeptionsgeschichte bietet eine spannende Reise durch die
Hauptströmungen der deutschen Kultur von Martin Luther bis in unsere Tage. Aber was bleibt heute aus dem
Leben einer so prägenden historischen Gestalt? Die seitens Thomas Adam gegebene Antwort lautet: „Die
Freiheit der Gemeinschaft, oder deutlicher noch: die Freiheit in der Gemeinschaft und durch die Gemeinschaft
, der gegenüber das Individuum mehr Pflichten hat als Rechte" (S. 298). Diese Antwort stellt sich in
eine Kontinuitätslinie mit dem gegenwärtigen Forschungsstand. Auf treffende Weise stellt der Historiker
Thomas Kaufmann in seinem Buch „Der Anfang der Reformation" (Tübingen 2012) fest wie „die mit dem
Berufsrevolutionär' Joß Fritz engstens verbundene Aufstandsbewegung agierte", die sich im Namen der
„,göttlichen Gerechtigkeit' ... die Forderung einer Restitution von gemeinen Nutzungsrechten aus Jagd und
Fischerei auf die Fahnen geschrieben" hatte. Die Kenntnisnahme des historischen und geistigen Vermächtnisses
des Joß Fritz könnte auch heute als Mahnung für die Befürworter der „bindungslosen" Gesellschaft
gelten. Nicht nur aus diesem Grund ist die Biografie aus der Feder Thomas Adams als ein gut geschriebenes
und solides Nachschlagewerk zu beurteilen. Marco Leonardi

191


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0193