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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0195
reißt und dadurch implizit den Eindruck erweckt, die Autoren der „Empfehlungen" würden Rückgaben
tendenziell ablehnend gegenüberstehen, wird diesem außerordentlich differenzierten Leitfaden nicht gerecht
- insbesondere da sie selbst im Folgenden viele Argumente daraus aufnimmt. Zuletzt beklagt sie,
dass 14 Schädel, die aus der Alexander-Ecker-Sammlung stammen, dem Gebiet des heutigen Namibia
zugeordnet werden konnten, aber noch nicht zurückgegeben worden seien. Das ist inzwischen - fast
zeitgleich mit dem Erscheinen des Buches - im März 2014 geschehen. Mit einem Anruf vor Drucklegung
bei der zuständigen Stelle, dem Universitätsarchiv Freiburg, hätte sie dazu entsprechende Informationen
erhalten können, die nicht schon bei der Veröffentlichung veraltet gewesen wären.

Von einem Inventarisierungsprojekt ausgehend, gelang es der Autorin nicht nur, ein spannendes
Stück Freiburger Stadtgeschichte aufzufächern, sondern durch die Kontextualisierung mit den gesellschaftlichen
und wissenschaftlichen Strömungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch ein aufschlussreiches
Beispiel für das Entstehen des Fachs „Ethnologie" und für die Sammlungspraxis an den
neu gegründeten völkerkundlichen Museen zu geben. Eingebettet sind die Untersuchungen zur Sammlung
Rosset in Überlegungen zur Bewertung der damaligen Sammlungspraxis und zum Umgang mit
menschlichen Überresten in heutigen Museen und Sammlungen, die aber, wie im Rahmen einer solchen
Abschlussarbeit wohl nicht anders erwartet werden darf, die Problemkreise nur anreißen konnten.

Zuletzt noch ein Wort zum Verlag: Ein Ladenpreis von 65,80 Euro für einen Softcover-Band von 115
Seiten, in dessen Druckvorlage einen Blick zu werfen sich von Seiten des Verlags augenscheinlich niemand
die Mühe gemacht hat, ist doch recht hoch. Die Wiederholungen zur Biografie der Rosset-Brüder
im 5. Kapitel, v.a. zu Carl Friedrich Rosset, hätte man bei der Überarbeitung für den Druck zusammenführen
bzw. beseitigen können; ebenso die zahlreichen Grammatik- und Kommafehler sowie die häufig
falschen typographischen Zeichen bei den Anführungsstrichen. Die junge Autorin und ihr sehr spannendes
Thema hätten mehr professionelle Unterstützung verdient gehabt. R. Johanna Regnath

Freiburger Münster. Kunstwerk und Baustelle, hg. von Hans W. Hubert und Peter Kalchthaler (Schriftenreihe
Münsterbauverein 5), Rombach Verlag, Freiburg/Berlin/Wien 2014, 189 S., zahlr. Färb- und
S/W-Abb.

Mit seiner Schriftenreihe hat der Münsterbauverein ein sehr erfolgreiches neues Format geschaffen, um
Einzelaspekte des Freiburger Münsters vorzustellen. „Kunstwerk und Baustelle" ist vielleicht der wichtigste
der bisher erschienenen Bände, weil er thematisch aufs Ganze, die Bau- und Ausstattungsgeschichte
des Münsters, ausgerichtet ist. Er fasst Beiträge zusammen, die im Rahmen der „Samstags-Uni" des
Studium Generale im Wintersemester 2013/14 vorgetragen wurden und schon damals auf große Resonanz
stießen.

Einleitend zeichnet Wolfgang Stopfel mit angenehm ruhiger Hand die großen Linien der Baugeschichte
, soweit sie gesichert sind, und die damit verbundenen Forschungsfragen nach, aber auch die Re-
novierungs- und Ausstattungsgeschichte seit dem 16. Jahrhundert, wobei mehrfach Unverständnis über
die Geringschätzung der Neugotik (bis in die jüngste Zeit hinein) anklingt. Thomas Zotz beleuchtet die
wechselvolle Beziehung der Herzöge von Zähringen, Grafen von Freiburg und Herzöge von Österreich
zu der Stadtkirche. Der exzellente Kenner der hochmittelalterlichen Geschichte des Südwestens unterstreicht
dabei für die Entstehung des romanischen Münsters, dass Herzog Bertold V „maßgeblich an
diesem Bau beteiligt war, sicher finanziell, aber auch mit Blick auf die [...] Ausgestaltung" (S. 27).

Peter Kurmann ordnet das gotische Münster in die europäische Kirchenlandschaft ein und sieht beim
Langhausbau in den 1260er-Jahren eine bewusste Abkehr von der Straßburger Bauhütte mit ihrer „Glashausarchitektur
" (S. 41), die durch den Bau des stattlichen Turms kompensiert worden sei - wenn man so
will, Ausdruck einer guten Ökonomie angesichts der steckengebliebenen Turmbauten französischer Kirchen
. In der alten Frage nach der Einheitlichkeit der Turmbauplanung und der „Erfindung" des durchbrochenen
Turmhelms, nimmt Kurmann zwar eine Umplanung an, doch könne die Idee des Maßwerkhelms
dennoch älter und in Freiburg oder Köln entstanden sein. Demgegenüber gehen H. W. Hubert und J. J. Bö-
ker davon aus, dass die Kölner Türme erst um 1360/70 nach Freiburger Vorbild geplant worden seien (S.
52, 131 und 136). Johann Josef Böker trägt einmal mehr seine These vor, dass die Münsterturmplanung

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