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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0196
Erwin von Steinbach zuzuschreiben sei, bleibt an den entscheidenden Stellen aber zwingende Argumente
schuldig, insbesondere dafür, dass es sich bei dem zugrundeliegenden Nürnberger Riss nicht doch um
eine wesentlich spätere Sammelstudie handelt. Die übrigen Autoren positionieren sich dazu unterschiedlich
: Stopfel übergeht die Frage mit Süffisanz (S. 12), Kurmann ordnet den Entwerfer dem Umfeld der
Straßburger Hütte zu, „ob er mit Erwin von Steinbach identisch war oder nicht, muss offen bleiben" (S.
47), Hubert hält Steinbachs Tätigkeit in Freiburg für „plausibel", konstatiert aber auf derselben Seite, „wie
schwierig die zeitliche Bestimmung eines mittelalterlichen Risses generell ist" (S. 130).

Anne-Christine Brehm stellt die Tätigkeit des „atemlosen" Baumeisters Hans Niesenberger vor. Mit
Zeugnissen von Menschen, die „wesentlich kurzlebiger als heute" waren, „aber einen längeren Atem"
besaßen (S. 73), nämlich mit der mittelalterlichen Zeitvorstellung und Darstellungen der Heilsgeschichte
mit ihren typologischen Bezügen und anachronistischen Handlungsverdichtungen im Dienst der Verkündigung
beschäftigt sich Konrad Kunze. Dieter Speck stellt die heute nahezu vergessene Geschichte der
Universität als Inhaberin der Münsterpfarrei von 1464 bis 1813 vor, die aus der Pfarrei zwar nur geringe
Einkünfte bezog, aber „eine omnipräsente Rolle" in der Liturgie spielte (S. 91). Den Alltag des Münsters
im Leben der Stadtbewohner illustriert Heike Mittmann. Christoph Schmider stellt neue biografische
Forschungen zu den Freiburger Organisten seit dem 19. Jahrhundert vor, die zunächst sehr armselig lebten
und erst seit 1870 adäquat bezahlt wurden. 1913 hielt mit einer „Elektr. Luftschleudermaschine" (S.
119) die Technik Einzug in das Gotteshaus. Fragen nach Repertoire und Qualität der Organisten lassen
sich derzeit aber noch kaum beantworten. Einen originellen Ansatz verfolgt Hans W. Hubert, indem er
das Fortwirken der Freiburger Turmhelmlösung im europäischen Rahmen nachzeichnet. Die stärkste
Rezeption kann er in den Jahren 1330 bis 1400 ausmachen, dann wurde das Freiburger Konzept weiterentwickelt
und erst von den Neugotikern wieder aufgegriffen. Als wichtiges Unterscheidungsmerkmal
führt Hubert die Durchbrechung der Geschosse an, die nur in wenigen Fällen im Anschluss an Freiburg
tatsächlich gewagt wurde. In umgekehrter Blickrichtung beschäftigt sich Peter Kalchthaler mit dem
Münster als identitätsstiftender „Marke" für die Stadt Freiburg. Yvonne Faller stellt die Arbeitsweise
der Münsterbauhütte und insbesondere die jüngste Auswechslung der Ecksteine am Turmhelm vor, ein
konstruktiver Eingriff, der „in der 700-jährigen Renovierungsgeschichte noch nie vorgenommen wurde"
(S. 162). Guido Linke und Mirja Straub erläutern schließlich das Konzept der Sonderausstellung „Baustelle
Gotik" im Augustinermuseum.

Insgesamt gibt das Buch einen erfreulichen Überblick über die derzeitigen Forschungen zum Freiburger
Münster, die an vielen Stellen aber auch noch zu erweitern und zu vertiefen sind. Nicht nur das
Münster, auch die Münster-Forschung bleibt eine „Baustelle". Clemens Joos

Ansgar Frenken: Das Konstanzer Konzil, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2014, 309 S.

Das Jubiläum des Konstanzer Konzils brachte eine Vielzahl von Publikationen hervor, von einem Essay
-Band und Katalog zur Ausstellung, populärwissenschaftlichen Darstellungen, Quelleneditionen,
Krimis und und und. Nun erschien etwas zeitverzögert, eine weitere Publikation von Ansgar Frenken, die
- das sei vorausgeschickt - sich von den anderen darstellenden Publikationen durchaus abhebt. Der handliche
Band versteht sich als Studienbuch zur Konzilsgeschichte, ist kompakt und forschungsorientiert.

Der Kenner der Forschungsgeschichte Frenken bettet seine Darstellung des chronologischen Abrisses
entsprechend in die Forschungslandschaft ein und lässt der Vorgeschichte die chronologischen
Geschehnisse von der Einberufung, dem Auftreten der Akteure, die Handlungsstränge, die Gegebenheiten
vor Ort, Besucher, Konflikte und Papstwahl folgen. Ein kleiner Ausblick auf die Fortsetzung der
Konziliengeschichte in Basel schließt diesen ersten Teil ab.

In einem zweiten Abschnitt aus zahlreichen kleineren Kapiteln, widmet sich der Autor den theologischen
und ekklesiologischen Themen des Konstanzer Konzils, einschließlich ihrer Wirkungsgeschichte.
Weitere prägende Aspekte und Facetten des in vielfältiger Hinsicht folgenreichen Konstanzer Konzils
werden ebenfalls aufgegriffen, an erster Stelle der Fall des Jan Hus. Themen wie die Debatte um den Tyrannenmord
, die zentrale Diskussion um Reformen, Reformforderungen und -bemühungen sowie deren
Ergebnisse, oder Zeremonial und Ritual als Formen der Kommunikation werden ebenso angesprochen

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