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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2015/0199
zurück. Snewlin, der jahrelang das Bürgermeisteramt innehatte, stiftete für die Gründung und Ausstattung
des Klosters Grundstücke, Wein- und Getreidezinsen sowie Geld im Umfang von insgesamt 250
Mark Silber (was damals fast an den Preis heranreichte, den sein Bruder Snewlin Bernlapp für die Burg
Zähringen samt ihren zugehörigen Rechten, Dörfern und Tälern an die Grafen von Freiburg bezahlt hatte,
so Dieter Mertens in seinem Beitrag). Das Ende der Freiburger Kartause als Kloster dieses Ordens wurde
am 25. Januar 1782 durch einen Aufhebungsbeschluss auf Weisung Kaiser Josephs II. besiegelt.

Der anzuzeigende Band wurde von den Herausgebern in drei Kapitel unterteilt: I. Allgemeines, II.
Die Freiburger Kartause, III. Vergleiche. Zum ersten Teil gehören der kurze Beitrag des Nestors der
Kartäuserforschung, James Hogg, über die Ordens- und Ideengeschichte der Kartäuser, eine Studie von
Hermann Josef Roth zur Gründungssituation mittelalterlicher Kartausen, Elke Nagels recht gewagter
Vergleich zwischen den Zellenhäusern der Kartäuser und modernen Minimalwohnungen sowie eine
hilfreiche Zusammenfassung des leider bereits 2012 verstorbenen Leiters des Tübinger Instituts für Geschichtliche
Landeskunde, Sönke Lorenz, über die Gliederung des Ordens, speziell über die Provincia
Rheni, der die Freiburger Kartause zeitweise angehörte.

Nicht nur lokalgeschichtlich Interessierte werden im zweiten Teil des Bandes mit Arbeiten zur Freiburger
Kartause den Kern der Veröffentlichung sehen: Hier finden sich die folgenden sechs Beiträge:
Heinz Krieg stellt im Anschluss an die Forschungen von Hermann Nehlsen, Karl Suso Frank, Dieter
Mertens, Hans Schadek und Clemens Joos die Anfänge der Freiburger Kartause dar; das vor allem für
die spätere Baugeschichte der Kartause wichtige Jahr 1775 steht im Mittelpunkt von Frank Löbbeckes
Darstellung, für die Bildquellen, archäologische Befunde, Fotografien und Pläne sowie die im Transkriptionsteil
beigegebene „Beschreibung Der Gebäude des Kartäußer Klosters bey Freyburg ..." aus diesem
Jahr ausgewertet werden; Daniel Parello rekonstruiert das Ensemble der größtenteils zwischen 1513 und
1517 unter Beteiligung von Hans Baidung Grien entstandenen Glasmalereien, die nach der Auflösung
des Klosters ein wechselvolles Schicksal erlitten und durch eine Auktion im Jahr 1897 auf zahlreiche
Institutionen, vor allem Museen (darunter das Freiburger Augustiner Museum und das Badische Landesmuseum
in Karlsruhe) verteilt wurden; Eva-Maria Schüle stellt den Küchengarten („Kuchelgarten") der
ehemaligen Kartause vor, der in seiner Lage und Größe noch immer der klösterlichen Anlage entspreche;
der im Jahr 2014 verstorbene, um die Kartäuser- wie Humanismusforschung ebenso wie um die historische
Landeskunde höchst verdiente Dieter Mertens, dessen Dissertation von 1971 bereits dem Kartäuser
Jakob von Paradies gewidmet war, steuert hier eine ertragreiche Studie zu den Beziehungen zwischen der
Freiburger Kartause und der Universität bei; Felix Heinzer, der bis September 2015 den Freiburger Lehrstuhl
für Lateinische Philologie des Mittelalters leitete, liefert einen Beitrag mit neuen Erkenntnissen
über die 1503 bei Schott in Freiburg erschienene Schrift „Margarita Philosophica" des Kartäuserpriors
Gregor Reisch: Zu dieser ältesten gedruckten Enzyklopädie weist Heinzer überzeugend nach, dass in
Handschrift 666 der Universitätsbibliothek Freiburg eine der ansonsten wohl verlorenen handschriftlichen
Vorstufen der gedruckten Ausgabe zu sehen ist.

Das dritte Kapitel „Vergleiche" umfasst vier Aufsätze beziehungsweise Vorträge: Den Anfang macht
der Beitrag von Margrit Früh über die Bezüge zwischen der Freiburger und der Ittinger Kartause, der
sich gut in den Kontext der Tagung und des Bandes fügt, und der u.a. eine nützliche Namensliste zu den
Personenbeziehungen enthält; zumindest vordergründig sind der Vortrag über „Die Kartause Ittingen
und ihre Wiederbelebung" von Jörg Ganz und Daniel Reickes Arbeit über den Turm der Basler Kartause
weniger eng mit der Freiburger Kartause verbunden. Helmut Stampfers Aufsatz über „Die Kartause Allerengelberg
in Schnals", der den Aspekt der „Nutzung und Pflege eines Kulturdenkmals" in den Blick
nimmt, kann dagegen auch für die Freiburger Verhältnisse anregend sein: Wurde in Freiburg doch auf
dem Gelände und unter Einbeziehung ehemaliger Bauten des Klosters im Jahr 2014 ein Internat etabliert,
für das moderne Wohnhäuser sowie ein Neubau mit Auditorium, Küche und Mensa errichtet und außerdem
die erhaltenen historischen Gebäude der Kartause saniert und umgebaut wurden.

Der Tagungsband stellt eine willkommene Bereicherung sowohl der stadtgeschichtlichen Literatur
als auch der Forschungen zum Kartäuserorden dar. Johannes Mangei

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